cnt

Kolumne: Freund oder Feind?

Fabian Dütschler rät zum Versuch, schlechte Gewohnheiten ­langsam aber stetig abzubauen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/12

     

Aus tausenden Gesprächen mit Fachspezialisten aus verschiedenen Branchen musste ich feststellen, dass meistens nicht Talent der entscheidende Faktor ist, ob jemand erfolgreich in seiner Karriere ist, sondern viel mehr seine Gewohnheiten.

Erfolgreiche Karrierepersonen haben oft andere Gewohnheiten als nicht erfolgreiche. Die gute Nachricht ist, dass sich gute Gewohnheiten antrainieren lassen. Die schlechte Nachricht ist, dass die meisten Personen sich sehr schwertun, sich neue Gewohnheiten anzueignen, gerade weil die Schule und die Universitäten sich mit diesem wichtigen Thema oft nicht befassen und wir dies so auf dem traditionellen Ausbildungsweg nicht mitkriegen.


Als Schulsystemkritiker bin ich immer wieder erstaunt und doch etwas enttäuscht, wie wenig dieser entscheidenden Faktoren man in Schule und Studium lernt, die doch so entscheidend für Erfolg oder Misserfolg in der Berufswelt und im Leben sind.

Welche Gewohnheiten denn so entscheidend wären, wenn es um eine steile und erfolgreiche Karriere gehe, werde ich oft gefragt. Dies ist meiner Meinung nach ein sehr grosses und breites Themengebiet. Was mir immer wieder auffällt ist, dass erfolgreiche Karrierepersonen enorm produktiv und effizient sind – jede Stunde zählt. Ich mag mich noch gut erinnern, als ich in der Vergangenheit ein Meeting mit einem der schweizweit bekanntesten und renommiertesten CEO erhielt. Zu meinem Erstaunen gab er mir jedoch genau fünf Minuten Zeit. Ich habe mir dazumal die typischen Fragen gestellt: Wie kann ich einen bleibenden Eindruck in dieser kurzen Zeit hinterlassen und gleichzeitig den grösstmöglichen Mehrwert schaffen? Was kann ich in diese fünf Minuten alles reinpacken? Nach einem spannenden Gespräch stand ich dann tatsächlich nach exakt fünf Minuten wieder draussen und musste erstaunt feststellen, dass das Meeting mehr gebracht hatte, als ich zuvor angenommen hatte, gerade weil dieses extrem effizient ablief. Wer hätte das gedacht!

Prokrastination ist eine weitere sehr wichtige Gewohnheit, mit der erfolgreiche Personen sehr gut umgehen können. Meiner Meinung nach ist das Aufschieben von Dingen, die uns keinen Spass machen, eine der grössten Volkskrankheiten, die Jung und Alt betrifft. Diese Aufschieberitis kann einen schleichenden, aber enorm negativen Einfluss auf unsere Entwicklung und unsere Karriere haben. Zudem kommt dazu, dass die heutige Zeit es uns nicht gerade einfacher macht, uns bezüglich Prokrastination zu verbessern, denn die täglichen Reizüberflutungen rund ums Handy und Internet nehmen eher zu als ab.

Neben Produktivität, Effizienz und Prokrastination gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Gewohnheiten, wie zum Beispiel Gewissenhaftigkeit, Selbstdisziplin und Beharrlichkeit, die bei der Karriere im Beruf helfen.


Was kann ich nun machen, um mir bessere Gewohnheiten anzueignen, damit ich längerfristig auf dem Arbeitsmarkt die besten Karten habe? Der Schlüssel liegt darin, diese Veränderung langsam und bewusst anzugehen. Es wird fälschlicherweise angenommen, dass Zeit der ausschlaggebende Faktor sei, wenn es um die Veränderung von Gewohnheiten gehe. Entscheidend sind aber meiner Meinung nach die Anzahl der Wiederholungen einer Handlung. Verändere bewusst etwas Kleines ganz viele Male hintereinander, bis es automatisch wird. So wandelst du schlechte, alte Gewohnheiten in neue, verbesserte um. Zum Schluss möchte ich euch einen Spruch eines unbekannten Autors mitgeben, welcher dieses Thema gut zusammenfasst. Er lautet: «Take me, train me, be firm with me and I will place the world at your feet. Be easy with me and I will destroy you. Who am I? I am your habit.»


Fabian Dütschler

Fabian Dütschler ist Founding Partner von One Agency, einer führenden IT-Personaldienstleistungsagentur mit Hauptsitz an der Bahnhofstrasse in Zürich.
In seiner Kolumne im «Swiss IT Magazine» beschäftigt sich Dütschler mit den Herausforderungen, die sich rund um die Personalsuche und die Karriere­planung ergeben.
fd@oneagency.ch


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER