In Zürich sind offenbar unverschlüsselte und teils hochsensible Daten ins Drogen- und Sexmilieu geraten, die mutmasslich von der Zürcher Justizdirektion stammen. Dies
berichtet unter anderem der "Blick". Die Strafverfolgungsbehörden haben demnach Dutzende von Festplatten und USB-Sticks bei Roland Gisler sichergestellt, einem vorbestraften Mann aus dem Zürcher Milieu, der erst kürzlich zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt wurde. Roland Gisler soll die Datenträger über seinen Bruder André Gisler erhalten haben, der von 2000 bis 2014 für die Justizdirektion tätig war.
Gemäss einem IT-Verantwortlichen wurden die Datenträger stets fachgerecht entsorgt oder vernichtet. André Gisler und ein ehemaliger Mitarbeiter haben dem in ihren Aussagen gegenüber der Staatsanwaltschaft widersprochen. Die Vereinbarung habe so ausgesehen: Gisler holt die ausgemusterten PCs, Server und andere Geräte bei der Justizdirektion ab und darf sie nach der Löschung der darauf gespeicherten Daten weiterverkaufen. Eine Kontrolle dieser Löschung hat es offenbar nicht gegeben. Stattdessen lagen zumindest ein Teil der Geräte in Holzkisten in André Gislers Garten und sind so zu Roland Gisler geraten. Dieser hat bei der Durchsicht der Speichermedien zahlreiche unverschlüsselte Dokumente vorgefunden, bis hin zu Einvernahmen und psychiatrischen Gutachten.
Die Zürcher Justiz will laut dem Bericht erst vor zwei Jahren erfahren haben, was mit ihren Daten passiert ist. Der ehemalige Mitarbeiter von André Gisler soll aber schon 2013 den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (Edöb) über das Problem orientiert haben. Geschehen sei in der Folge jedoch nichts. Erst 2020 sei eine mittlerweile abgeschlossene Administrativuntersuchung eingeleitet worden. Die Justizdirektion unter Leitung von Jacqueline Fehr hat darüber jedoch nicht informiert, und sie weigere sich entgegen dem Öffentlichkeitsprinzip, den Abschlussbericht zu publizieren.
(ubi)