Als
Logitech das Logi Dock angekündigt hat, war unsere erste Reaktion: «Das ist ein glorifizierter Lautsprecher für 500 Franken, oder? Braucht man das?» Nun, wir sind nach ein paar Wochen Einsatz im Home Office zwar nicht zwingend anderer Meinung – das Logi Dock ist tatsächlich ein recht teurer Desktop-Lautsprecher – aber es ist eben auch deutlich mehr. Und wir sind zur Überzeugung geraten, dass es durchaus seine Berechtigung hat. Aber eins nach dem anderen.
Beworben wird das gute Stück vom Hersteller als «Home-Office-Superheld». Tatsächlich deckt das Logi Dock drei unterschiedliche Funktionen ab. Erstens ist das Dock wie gesagt ein Lautsprecher, was nicht zuletzt für das Erscheinungsbild und die Masse (8,5 x 16 x 13,1 cm, knapp 1 kg) gilt. Zweitens ist es, wie der Name schon sagt, eine Docking-Station. Es soll damit Kabelsalat vom Schreibtisch verbannen und das vollständige Anschliessen und Demontieren eines Laptops am Büro-Setup mit einem Handgriff erlauben. Und drittens ist das Gerät eine kompakte Konferenzlösung mit Mikrofonen und Noise-Cancelling-Fähigkeiten, mit denen Calls über den Rechner abgehalten und dank zusätzlicher Funktionalität einfacher gemacht werden sollen.
Relevant ist hierbei, dass zwei dieser drei Funktionalitäten – der Lautsprecher und die Konferenzlösung – ganz klar so gestaltet sind, dass es kaum weitere Leute im gleichen Raum verträgt. Das Logi Dock ergibt daher wirklich nur in Einzelbüros Sinn. Da sich das heute kaum noch ein Unternehmen für seine Mitarbeitenden leistet, reden wir also ehrlicherweise nur vom Einsatz im Home Office oder in Kleinstunternehmen. Wer sich Logi Docks im Grossraumbüro installieren möchte, sollte sich dabei sinnvollerweise auf isolierte Telefon- und Meeting-Boxen beschränken.
Sinnvoll pragmatisch
Wie die meisten Hersteller schafft es auch
Logitech nicht, ein Schweiz-spezifisches Packaging zu machen, daher finden wir in der Box neben dem Schweizer Gerätestecker auch einen für den EU-Raum. Unnötiger Elektroschrott im Lieferumfang – schade. Ob die ebenfalls an Logitechs Marketing-Glocke hängende umweltfreundliche Verpackung aus FCS-zertifizierter Zellulose das kompensiert, wagen wir zu bezweifeln. Aber sicher besser als nichts.
Ansonsten kommt der Lieferumfang sinnvoll knapp daher – neben dem Dock findet sich einzig ein USB-C-Kabel und die Stromversorgung in der Verpackung. Letztere kommt zwar mit Netzteil im Backstein-Format (17,5 x 8,5 x 3 cm), dank beidseitig recht langer Kabel lässt sich das aber irgendwie verstecken und stört nicht weiter.
Die Anschlüsse sind in etwa das, was man von einer vernünftigen Docking Station erwartet: Via je einem HDMI- und einem Display-Port-Anschluss lassen sich zwei Screens mit bis zu 4K-Auflösung anschliessen, ein USB-C Upstream Port sorgt für die direkte Verbindung zum Laptop und liefert eine Ladeleistung von bis zu 100 Watt. Weiter gibt es zwei USB-A Ports mit 4,5 und 7,8 Watt sowie drei USB-C Ports, zwei mit 4,5 und einer mit 7,5 Watt Leistung für das Anschliessen von Peripherie und das Aufladen kleiner Gerätschaften. Weiter kommt das Logi Dock mit Bluetooth und lässt sich so als regulären Bluetooth-Lautsprecher nutzen.
Etwas zum Schmunzeln gebracht hat uns das integrierte Kensington-Schloss. Wer das im Home- oder Single-User-Büro braucht, hat wohl andere Probleme als der Rest von uns, da hilft auch das Schloss nicht mehr viel. Für die seltenen Fälle, in denen das Dock aber doch in Telefon-Booths von Grossraumbüros zum Einsatz kommen wird, könnte es aber vielleicht doch nicht schaden. Sicher ist sicher.
Job Nummer eins: Der Sound
Zum ersten Job des Logi Docks, der Klangausgabe, gibt es nicht allzu viel zu schreiben. Das Dock fügt sich als konventioneller Speaker regulär ins PC-Setup ein und ist damit aus Windows heraus als Ausgabegerät wie gewohnt verfügbar. Feinjustieren lässt sich der Ton über einen einfachen Equalizer in der Gerätemanagement-Software Logitune.
Den Job des Musikabspielens erledigt das Dock zuverlässig, aber dabei bleibts dann auch: Eine erleuchtende Überraschung betreffend Soundqualität bleibt aus. Was man bekommt, ist stabile, aber unspektakuläre Stereo-Soundqualität auf dem Niveau von Logitechs beliebten PC-Boxen, wie man sie seit Jahren kennt. Da man diese aber für 50 bis 100 Franken im Fachhandel bekommt, lässt sich das Preisschild des Docks noch nicht wirklich rechtfertigen. Aber zum Glück kommt da ja noch mehr.
Job Nummer zwei: Das Dock
Die zweite Kernkompetenz des Logi Docks ist die namensgebende Dock-Funktion. Auch hier macht
Logitech keine grossen Sprünge, bedient die Erwartungen an ein Dock aber vollständig. Die fünf USB-Anschlüsse lassen das Anschliessen von genug Peripheriegeräten zu und das Verbinden eines Laptops über das einzelne USB-C-Kabel eliminiert das mühselige Zusammenstöpseln der einzelnen Komponenten und Peripheriegeräte weitgehend. Besonders der an der Ecke vorne links positionierte USB-C-Anschluss erlaubt das bequeme schnelle Anstecken von Handys, kabellosen Mäusen oder anderen kleinen Gerätschaften zum Aufladen.
Wenn man das Logi Dock als einfache Docking Station nutzen will, kommt man einmal mehr an den Punkt, an dem man die Rechnung noch nicht so richtig aufgeht: Statt 50 bis 150 Franken gibt man hier 500 Franken aus. Wer das Logi Dock einzig und allein aus diesem Grund nutzen will, sucht sich also besser eine günstigere Alternative.
Aller Guten Dinge sind drei: Die Konferenzlösung
Die dritte Aufgabe des Logi Docks ist seine Rolle als Konferenzlösung. Das Gerät ist für den Einsatz mit Microsoft Teams, Google Meet, Google Voice und Zoom zertifiziert und interagiert auf Hardware-Ebene mit den auf diesen Plattformen durchgeführten Calls. So lassen sich über fünf Touch-Knöpfe an der Oberseite eine Reihe von Funktionalitäten nutzen. Neben zwei Lautstärketasten bietet das Dock einen Mikrofonknopf, über den sich das Aufnahmegerät stummschalten lässt, dasselbe gibt’s zum Ein- und Ausgeschalten der Kamera. Über den fünften Button lässt sich die Kalender-Integration (Outlook oder Google Kalender) nutzen, die über die Logitune-App eingerichtet werden kann. Der Button kann dann genutzt werden, um einem Meeting beizutreten oder dieses wieder zu verlassen. Im Test war das etwas überflüssig – schliesslich sitzt man in dieser Situation bereits schon am Rechner und bekommt die Benachrichtigung und den Beitritts-Button am Bildschirm.
Punkto Sprachqualität macht das Dock einen recht guten Job, die Ausgabe der Stimmen ist klar und deutlich. Das Noise Cancelling hilft derweil dem Gesprächspartner, dieser hörte nur wenig von der lärmigen Strasse vor dem Fenster und den Anschlägen der Tastatur. Auch war für das Gegenüber kein Echo zu hören. Mit einem Headset vergleichen lässt sich die Mikrofonqualität zwar nicht, ein Upgrade gegenüber dem Laptop- oder Webcam-Mikrofon ist es aber allemal. Für den Zweck einer Konferenzlösung ist die Qualität völlig ausreichend.
Die Summe der Einzelteile
Das Logi Dock macht seine drei Jobs allesamt befriedigend in gewohnt stabiler Logitech-Qualität. Bewerten muss man das Gerät als das beworbene Multitalent, denn hier liegt die wahre Stärke des Logi Docks. Die Kombination aus Lautsprecher, Docking Station und Konferenzlösung ist durchs Band stimmig. Untergebracht sind die verschiedenen Aufgaben des Docks in einem kompakten, hübsch gestalteten und technisch ausgereiften Gerät, das man sich gerne auf den Tisch stellt.
Im Nachgang des Tests sind wir der Ansicht, dass der Preis für das Dock gerechtfertigt ist. Wenn man für die drei Jobs einzelne Komponenten kaufen würde, würde man im allerbesten Fall etwa 50 Franken für Lautsprecher, 100 Franken für ein Dock und nochmal 50 Franken für ein Mikrofon ausgeben. Aber wenn man auch nur minimale Ansprüche an Design und Qualität hat, kommt man sehr schnell zum Preis des Logi Docks.
Der empfohlene Verkaufspreis von
Logitech liegt zwar bei 499 Franken, in der Praxis gibt’s das Gerät im Herbst 2022 aber bereits für rund 350 Franken in Weiss und Graphit zu haben. Geld sparen lässt sich im Vergleich zur Anschaffung einzelner Komponenten damit zwar nicht, aber statt Gerätewildwuchs hat man ein einzelnes, schmuckes Gadget und statt Kabelsalat hat man Ordnung auf dem Schreibtisch.
Im Logi Dock verschmelzen Lautsprecher, Docking Station und Konferenzlösung in einem kompakten Gesamtpaket, das auch noch hübsch aussieht. Seine drei Aufgaben erledigt das Dock zuverlässig und ohne Schnickschnack – und spart damit Platz und Ärger, während die Optik des Arbeitsplatzes massgeblich profitiert. Der Preis ist im ersten Moment etwas abschreckend, rechtfertigt sich aber durch die saubere Umsetzung und das All-in-One-Prinzip des Geräts.
Positiv+ gelungenes All-in-One-Konzept
+ platzsparend und effizient
+ hübsches Design
Negativ- Audio-Ein und Ausgabe mittelklassig
- eher hohe Anschaffungskosten
- teils überflüssige Hardware-Integration für Calls
Hersteller/AnbieterLogitechPreisFr. 499.–
WertungFunktionalität 5,5 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 4,5 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen
(win)