Videokonferenz-Upgrade für den Desktop
Quelle: Logitech

Logitech Brio 4K Pro Webcam & Zone Wired Earbuds

Videokonferenz-Upgrade für den Desktop

Wer am Desktop ohne Webcam arbeitet, kennt das Problem: Für jeden Teams-Videocall muss das Notebook gestartet werden. Zeit für eine Webcam, idealerweise in Kombination mit einem Headset, so wie unser Test-Set von Logitech.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/03

     

Logitech ist schon lange mehr als Tastaturen und Mäuse, und im letzten Herbst hat der Schweizer Peripheriespezialist auch erste In-Ear-Kopfhörer für den Unternehmenseinsatz vorgestellt – sowohl kabellose als auch kabelgebundene. Die Kopfhörer laufen unter dem Namen Logitech Zone, und wir haben vom Hersteller das kabelgebundene Modell Zone Wired Earbuds zum Testen erhalten, mit dem Logitech Business-Qualität über das eingebaute Mikrofon mit Geräuschunterdrückung und zahlreichen Verbindungsmöglichkeiten verspricht – perfekt für unseren Desktop im Home Office, das regelmässig durch (viel zu) laute Kinder im Hintergrund beschallt wird, was bekanntlich suboptimal für Videokonferenzen ist. Damit ebendiese Videokonferenzen am Desktop zudem überhaupt möglich werden, hat Logitech auch noch die Brio 4K Pro Webcam zum Testpaket dazu gepackt – eine Premium-4K-Webcam mit HDR und Windows-Hello-Unterstützung, die nun die Oberseite eines unsere beiden Desktop-Displays ziert. Nachfolgend unser Eindruck des Earbud-Webcam-Pakets.

Fummelige Befestigung

Die Logitech Brio 4K Pro Webcam ist in der Lage – der Name lässt dies vermuten – 4K-Auflösung (4096 x 2160 Pixel) mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde aufzunehmen. Dies allerdings nur, wenn die Kamera mittels USB 3.0 an den Rechner gehängt wird – etwas, das an unserem leicht betagten Test-Desktop leider fehlt. Bei 1080p-Auflösung sind 30 oder 60 Bilder pro Sekunde möglich, bei 720p sogar bis zu 90 Bilder. Darüber hinaus bietet die Webcam nebst den 13 Megapixeln Auflösung auch Autofokus, 5-fachen Digitalzoom, ein integriertes Stereo-Mikrofon (für den Fall, dass kein Headset angeschlossen wird) mit einer Reichweite von bis zu 1,22 Meter und ein diagonales Sichtfeld von 90/78/65 Grad. Für Windows Hello ist zudem ein Infrarot-­Sensor an Bord.

Im Lieferumfang der Brio 4K Pro Webcam enthalten ist nebst der Cam mit abnehmbarer Universalklemme eine optional anbringbare Blende, um die Kamera abzudecken, ein Transportsäckchen und ein 2,2 Meter langes USB-A- (für den Rechner) auf USB-C-Kabel (für die Kamera). Wer seine Webcam für 4K via USB-C an den Rechner anhängen will, muss sich selbst um das entsprechende Kabel mit zwei USB-C-Enden respektive den Adapter kümmern – angesichts des Preises von satten 269 Franken hätte Logitech hier einen Adpater auch mitliefern können (so wie dies bei den deutlich günstigeren Earbuds gemacht wird). Nicht so wirklich begeistern kann zudem der Aufsteckmechanismus der Kamera auf die Klemme. Man kriegt die Webcam nur mit einigem Kraftaufwand von der Klemme weg und vor allem wieder auf sie herauf – so dass beim ersten vergeblichen Wiederaufsteckversuch die Befürchtung aufkam, beim Auseinandernehmen etwas kaputt gemacht zu haben. Hat man die Kamera von der Klemme entfernt, wird übrigens ein Gewinde ersichtlich, um die Webcam auf einen Tripod zu schrauben.


Die Klemme weiss auch bei der Montage an den Monitor wenig zu begeistern, denn sie macht nicht, was ihre Bezeichnung verspricht: klemmen. Vielmehr hängt man die Halterung am vorderen Rand des Displays ein und drückt dann ein Stück Kunststoff von hinten gegen den Displayrücken. Dieses Stück Kunststoff aber steht unter keinerlei Spannung, und wenn man den Winkel der Kamera nach unten verstellt, hebt sich die ganze Universalklemme an – man muss sie also mit der einen Hand festhalten, um mit der anderen den Kamerawinkel einzustellen. Schade ist auch, dass die Kamera nur nach unten und oben geneigt, aber nicht geschwenkt werden kann. Je nach Monitor-Setup – in unserem Fall zwei Curved-27-Zoll-Screens – und Kameraposition blickt die Linse dann nämlich nicht zum Nutzer, sondern an ihm vorbei.

Bildqualität top, Software eher weniger

Einmal angeschlossen, empfiehlt sich der Download von Logitech-Software. Welche Software es sein soll, verkommt allerdings zum Ratespiel, denn Logitech bietet für Webcams sowohl Logi Tune als auch Logitech G Hub an – mit auf dem Papier weitgehend identischen Funktionen. Wir werfen eine Münze und installieren Logi Tune – schliesslich wird die auch für unsere Kopfhörer, die wir parallel testen, empfohlen. Über Logi Tune wird es bezüglich Webcam möglich, das Sichtfeld zu ändern (sprich mehr oder weniger des Raumes zu zeigen) oder die Farben anzupassen. Hierzu gibt es vorgefertigte Filter oder aber man passt die Einstellungen zum Weissabgleich, zum Kontrast oder zur Schärfe manuell an. Unverständlich hier, dass Logi Tune nicht im Vollbildmodus verwendet werden kann, sondern nur als kleines Pop-up – man sieht sein eigenes Bild somit als besseres, 360 x 200 Pixel grosses Thumbnail. Schade auch: Die Software steht nur in Englisch bereit.

Die Bildqualität der Kamera weiss derweil auf der ganzen Linie zu überzeugen – so scharf haben wir wohl noch nie einem Videomeeting beigewohnt. Das gilt insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen – egal ob mit Kunstlicht im Rücken oder bei dämmrigem, durch Vorhänge verhülltem Tageslicht von vorne – das eigene Bild bleibt immer hell und hervorragend ausgeleuchtet. Das ist wirklich grosses Kino. Das eingebaute Mikrofon hingegen ist nicht über alle Zweifel erhaben. Laut unseren verschiedenen Gesprächspartnern kommt unsere Stimme am anderen Ende der Leitung eher blechern heraus.


Wie erwähnt unterstützt die Brio 4K Pro Webcam auch Windows Hello. Allerdings funktioniert das bei uns nicht auf Anhieb, und die Logi Tune Software erwähnt Windows Hello nirgends, bietet also keine Hilfe. Diese Hilfe kommt (zumindest in unserem Falle) in Form von Google, respektive einer Anleitung, die wir in der Fragesektion von Digitec finden und die zu lang ist, um sie hier 1:1 wiederzugeben. Man muss aber via Gerätemanager den Treiber ab Computer aktualisieren und dann über den Ausführen-­Dialog den Editor für lokale Gruppenrichtlinien öffnen, um dort die Verwendung von Biometrie zuzulassen. Gut möglich, dass das nicht die Schuld von Logitech, sondern eine Eigenheit von Windows ist – etwas Hilfe (z.B. via Logi Tune) hätten wir uns trotzdem gewünscht.

Mässige Geräuschunterdrückung

Kommen wir zu den Zone Wired Earbuds, die praktischerweise wie erwähnt ebenfalls über die Software Logi Tune verwaltet werden können. So kann man beispielsweise den Level der Nebengeräusche von 0 bis 100 Prozent verändern, wobei schwierig abzuschätzen ist, welchen Effekt das für den Gesprächspartner hat. Laut unserem Gegenüber sind Hintergrundgeräusche gleichermassen auszumachen, unabhängig davon, ob der Regler nun bei 0 oder bei 100 Prozent steht. Apropos Hintergrundgeräusche: Im Vergleich mit dem eingebauten Mikrofon der Webcam wird mit dem Mikro der Earbuds zwar deutlich weniger Kindergeplapper im Hintergrund mit übertragen. Gleichzeitig sind Hintergrundgeräusche, sobald sie ein klein wenig lauter sind, aber durchaus noch zu hören, genau wie unser nervöses Trommeln auf der Tischplatte als weiteres Beispiel. So ganz werden die Earbuds somit ihrem Versprechen («fortschrittliche geräuschunterdrückende Mikrofone») in unserem Empfinden nicht gerecht.

Erwähnt werden muss auch, dass sich nur am linken Ohrteil Mikrofone befinden. Wer also nur mit einem Ohrstöpsel arbeiten will, ist gezwungen, den linken zu nehmen. Absolut positiv beurteilt wird aber die Sprachqualität, die am anderen Ende der Leitung ankommt.


Ebenfalls via Logi Tune einstellen kann man das Lautstärkelevel des Mikros, und es gibt einen Equalizer mit Voreinstellungen etwa für Podcasts oder extra viel Bass. Diese Presets sind recht ausgewogen. In den Einstellungen kann man zudem Sprachansagen erlauben, wobei uns nicht ganz klar war (und ist), was damit gemeint ist.

Dafür versteckt sich die Anleitung, wie man das Headset mit Zoom oder Teams verwendet, hinter dem unscheinbaren Fragezeichen unten rechts in Logi Tune – ein weiterer Beweis, dass Software nicht Logitechs Kernkompetenz ist. Andererseits: Dadurch, dass die Logitech-­Lösungen Teams-zertifiziert sind, ist ein manuelles Einrichten der neu angeschlossenen Hardware gar nicht nötig – alles wird von Teams alleine erkannt. Praktisch auch: Am Kabel hängt eine Kontroll­einheit mit einem Mute-Button für das Mikro, einem Play-/Pause-Knopf, den Lautstärkereglern und einem lila beleuchteten Teams Button, bei dessen drücken Teams automatisch startet respektive in den Vordergrund geholt wird.

Zur Audioqualität wollen wir an dieser Stelle nicht allzu viele Worte verlieren, da diese bei einem Business-Headset wohl weniger unter Beweis gestellt werden muss und von vielen Faktoren abhängig ist – der angesprochene Equalizer ist einer davon, die Ohraufsätze – zu denen kommen wir gleich – sind ein weiterer. Wir zumindest haben an der Soundqualität nichts zu bemängeln gefunden, aber wer beim Musik hören fette Bässe erwartet, dürfte enttäuscht werden.

Eine Frage der Ohren

Ein Faktor bei In-Ear-Kopfhörern ist immer der Tragekomfort beziehungsweise die Frage, wie gut sie im Ohr sitzen. Vorwegzunehmen ist, dass der Schreiber dieses Artikels offenbar über anspruchsvolle Ohren verfügt und nicht weniger als fünf In-Ear-Kopfhörer durchprobieren musste (inklusive Sportmodellen von Bose und Sennheiser), um ein Modell zu finden, das auch beim Joggen nicht rausfällt (Apples Airpods Pro). Logitech liefert die Zone Wired Earbuds mit vier verschiedenen Aufsatzgrössen aus – von XS bis L –, die sich recht einfach auswechseln lassen. Wirklich sitzen tut in unserem Fall aber keiner der Aufsätze, ein paar Mal den Kopf schnell bewegt, und schon fällt mindestens eines der Ohr­stücke raus – egal welchen Aufsatz wir verwenden. Doch nochmals: Bei «normalen» Ohren dürfte dieses Problem weniger bestehen.

Praktisch: Die Ohrstücke sind an der Aussenseite magnetisch, können für die Aufbewahrung also zusammengepappt werden. Apropos Aufbewahrung: Logitech liefert ein kompaktes Stoffcase für die Ohrhörer mit, in dem auch der erwähnte USB-C- auf USB-A-Umstecker Platz findet, der ebenfalls zum Lieferumfang gehört. Ebenfalls möglich ist es, die Kopfhörer via 3,5-mm-Klinkenanschluss an ein Gerät zu schliessen – dann aber ohne Kontrolleinheit.


Stellt sich abschliessend noch die Frage, ob kabelgebundene In-Ear-Kopfhörer heute noch zeitgemäss sind. Nun, Logitech bietet die Headphones auch in einer kabellosen Variante an, die 250 Franken mehr kosten als die kabelgebundene Variante für 109 Franken – sprich 359 Franken. Eine Akkuladung soll bei diesen für gut sechs Stunden halten, also einen dreiviertel Arbeitstag. Darum: Wer seine Ohrhörer permanent nutzt, dem bleibt keine Wahl, als zu den kabelgebundenen Modellen zu greifen. Bei allen anderen dürfte die persönliche Präferenz Ausschlag geben – der Autor für seinen Teil kann sagen, froh zu sein, nicht vor jedem Videomeeting den Ladezustand der Headphones checken zu müssen.

Fazit Logitech Brio 4K Pro Webcam

Logitechs Webcam überzeugt mit ihrer Bildqualität, die sie selbst bei bedenklichen Lichtverhältnissen kaum einbüsst. Die Unterstützung von Windows Hello ist ebenfalls praktisch, auch wenn die biometrische Anmeldung beim Test erst nach etwas Recherchearbeit funktionierte. Nicht zu überzeugen weiss hingegen der Befestigungsmechanismus für die Webcam, und auch Logitechs Softwarelösung Logi Tune hat noch Luft nach oben. Und der Preis von 269 Franken hat es – bei aller Bildqualität – in sich.

Features
- Auflösung (FPS): 4K (30; nur via USB-C möglich), 1080p (30, 60), 720p (30, 60, 90)
- 13 MP, Autofokus, HDR, 5-fach-­Digitalzoom
- diagonales Sichtfeld 90/78/65 Grad
- Infrarot für Windows Hello
- Stereo-Mikro (Reichweite bis 1,22 m)
- kompatibel mit Windows 7 oder höher, MacOS 10.10 oder höher, Chrome OS


Positiv
+ hervorragende Bildqualität, vor allem auch bei schlechten Lichtverhältnissen
+ einfaches Setup/Integration in Teams
+ Autofokus
+ Möglichkeit, Sichtfeld in drei Stufen zu verändern

Negativ
- fummelige Befestigung am Monitor
- horizontal nicht schwenkbar
- Logitech-Software nicht über alle Zweifel erhaben

Hersteller/Anbieter
Logitech

Preis
Fr. 269.–

Wertung
Funktionalität 5 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 4 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen

Fazit Logitech Zone Wired Earbuds

Was macht In-Ear-Kopfhörer zu Business-­In-Ear-Kopfhörern? Hoher Tragekomfort wäre ein Punkt, und hier müssen wir aus dem persönlichen Empfinden heraus festhalten, Sportkopfhörer zu besitzen, die komfortabler sind, da sie kleiner sind und besser halten – doch dieser Punkt ist sehr individuell. Ein Mikrofon, das Nebengeräusche herausfiltert, wäre ein weiterer Aspekt, und bei diesem enttäuschen die Zone Wired Earbuds – der Gesprächspartner kriegt noch viel zu viel Kindergeplapper im Home Office mit. Bleibt der Teams-Button, um Teams auf Knopfdruck in den Vordergrund zu holen – praktisch, aber kein Muss. Alles in allem bieten die Zone Wired Earbuds für uns damit zu wenig, um eine klare Kaufempfehlung abzugeben.

Positiv
+ flexibel dank drei verschiedenen Steckern (3,5 mm Audio, USB-A, USB-C)
+ magnetische Ohrstücke für einfacheren Transport
+ einfaches Setup/Integration in Teams


Negativ
- Geräuschunterdrückung der Mikros ungenügend
- Mikro nur am linken Ohrstück
- Logitech-Software nicht über alle Zweifel erhaben

Hersteller/Anbieter
Logitech

Preis
Fr. 109.–

Wertung
Funktionalität 4 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 4,5 von 6 Sternen
Gesamt 4,5 von 6 Sternen (mw)


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