Für Mitarbeitende in vielen Firmen sind die mobilen Geräte von
Apple zum Standard geworden. Bei Notebooks und Desktops des Herstellers sieht es anders aus. Zwar hat sich ihr Marktanteil in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht, doch liegt er im August 2021 bei bescheidenen 15 Prozent. Eine grosse Mehrheit der Firmen setzt weiterhin auf andere Plattformen für den modernen Arbeitsplatz. Dabei gibt es Argumente, die für Apple sprechen.
Übersichtliche Hardware
Im Branchenvergleich ist das aktuelle Hardware-Angebot von
Apple übersichtlich. Apple hat heute lediglich drei verschiedene Notebook-Linien (13" MacBook Air, 13" MacBook Pro und 16" MacBook Pro) sowie vier Desktop-Linien. Erstere bedienen die Formfaktoren des klassischen Notebooks in verschiedenen Bildschirmgrössen und Zielgruppen. Die All-In-One-Desktops heissen iMac (aktuell in 24" und 27") und iMac Pro (27"), Small Form Factor wird mit dem Mac Mini und Tower/Workstation mit dem Mac Pro bedient. Andere Hersteller bieten eine deutlich grössere Auswahl, auch für spezialisierte Nischen und Anforderungsprofile. Die breiten Bedürfnisse der meisten Mitarbeitenden, die den Computer als klassisches Arbeitsgerät im Büro oder unterwegs nutzen, lassen sich mit dem Angebot von Apple jedoch erfüllen.
Auch bei der Möglichkeit Peripherie anzuschliessen, bleibt Apple dem Prinzip der Übersicht treu. So sind in den Notebooks und auch im neuen iMac 24" nur noch die Anschlüsse USB-C, USB 4 sowie Thunderbolt 3 oder auch ein Kopfhörer-Anschluss zu finden. Diese wenigen Anschlüsse erlauben möglichst dünne Bauformen. Die Geräte mit USB-C-Anschlüssen bieten die grösste Flexibilität, Peripherie anzuschliessen, auch wenn dies für viele bedeutet, dass sie Adapter oder USB-C Docks nutzen müssen. Der aktuelle iMac 27", Mac mini und auch Mac Pro sind Ausnahmen.
Zwei Arbeitstage Batterielaufzeit
Zusätzlich zum Design der Macs entwickelt
Apple auch sehr viele Komponenten im Innern der Geräte selbst. Vor allem der im letzten Jahr vorgestellte Apple Silicon M1 hat grosse Wellen geschlagen. Der M1 ist der erste Apple-Chip, der speziell für den Mac entwickelt wurde. Als System on a Chip (SoC) vereint der M1 mehrere leistungsstarke Technologien: Prozessor, Grafikprozessor und Kerne für maschinelles Lernen. Man kennt dies bereits aus Smartphones, so auch aus iPhone und iPad. Stand September 2021 findet sich der M1 im MacBook Air, MacBook Pro 13", iMac 24", Mac Mini und in den iPad Pros aus diesem Jahr. Ein entscheidender Vorteil: Der Prozessor arbeitet lautlos. Noch wichtiger sorgt der M1 dafür, dass Macs als Arbeitsgerät im Vergleich zum Markt einen meist viel performanteren Prozessor zu einem wesentlich erschwinglicheren Preis verfügbar machen als vergleichbare Windows-betriebene Notebooks. Darüber hinaus sucht man bei der Betriebsdauer über die Batterie meist vergeblich nach Alternativen in der PC-Welt. So sind teilweise 18 Stunden, also zwei ganze Arbeitstage, mit einer Ladung möglich.
Betriebssystem ist Eigenentwicklung
Apple als Hersteller entwickelt auch das Betriebssystem selbst. Seit einigen Jahren haben alle Versionen Namen von Regionen in Kalifornien, der Heimat von
Apple. Die neuste Version für diesen Herbst erhielt den Namen MacOS Monterey. Viele Nutzer sind seit der Einführung von iPhone und iPad zum Mac gekommen, vor allem im privaten Umfeld, in der Ausbildung oder im Studium. Damit steigt auch die Erwartungshaltung, privat genutzte Technologien am Arbeitsplatz wiederzufinden und vor allem: hier die gleiche einfache Anwendung zu erleben.
Das Betriebssystem MacOS ist perfekt auf die eingebaute Hardware abgestimmt und holt so seit der letzten Iteration im Herbst 2020 das Beste aus dem Apple Silicon M1 heraus. Ausserdem sind alle Apple-Betriebssysteme darauf abgestimmt, einfach und nahtlos zusammenzuarbeiten. Seit einigen Jahren ist es etwa Standard, den Mac auch mit der Apple Watch zu entsperren oder eine Textstelle auf dem iPhone oder iPad zu kopieren und auf dem Mac einzufügen.
Apple-Geräte verwalten
Egal ob Mitarbeitende ihr privates Gerät für die Arbeit nutzen möchten (BYOD) oder ein Gerät von der Firma gestellt bekommen:
Apple bietet Firmen einen einfachen technischen Rahmen, um die wichtigsten Unternehmensressourcen möglichst automatisiert und einfach skalierbar bereitzustellen. Dazu gehören Apps, Richtlinien und auch bestimmte Einstellungen wie Firmen-WiFi, Drucker oder andere Dienste.
Der Mac hat von der Erfahrung aus der Geräteverwaltung für iPhone und iPad profitiert und ist mittlerweile in den Fokus des Herstellers gerückt. Es ist weder notwendig, jeden Mac in der Firma manuell aufzusetzen, noch vorab von der IT-Abteilung eine Unternehmenskopie auf das neue Arbeitsgerät spielen zu lassen. Das neue Arbeitsgerät kann durch die Mitarbeitenden selbst in Betrieb genommen werden. Gerade bei kleineren Firmen ist das häufig der Fall. Alternativ kann das Gerät zentral verwaltet werden. Bereits ab 10 Geräten kann dies durchaus Sinn machen. Den Mitarbeitenden werden so die wichtigsten Ressourcen automatisch beim ersten Einrichten zur Verfügung gestellt und die Firma hat die Möglichkeit, die Unternehmensdaten besser zu schützen.
Apple-Geräteflotten können mit verschiedenen Gerätemanagement-Suites verwaltet werden, wie etwa mit dem hier gezeigten Jamf Pro. (Quelle: Codename)
Cloudbasierte Geräteverwaltung
Um Macs zentral zu verwalten, bedarf es einer heute meist Cloud-basierten Geräteverwaltung, auch Mobile Device Management (MDM) genannt. Dutzende Softwarefirmen bieten MDM an und greifen auf die Möglichkeiten zurück, die ihnen in diesem Fall
Apple zur Verfügung stellt. Die Cloud-basierte Verwaltungsmöglichkeit gibt es mittlerweile für alle grösseren Plattformen, auch für Android und Windows. Apple stellt diese Möglichkeit der Geräteverwaltung für all seine Betriebssysteme zur Verfügung, also für iOS, iPadOS, TvOS und eben auch für MacOS. MDM-Anbieter in der Schweiz bedienen meist eine hybride Gerätelandschaft. Im Zuge der Microsoft-365-Strategie evaluieren im Moment viele Firmen die Möglichkeiten von Intune als Cloud-basierte Geräteverwaltung als Teil des Microsoft Endpoint Managers. Daneben trifft man bei der einen oder anderen Firma auch auf Vmware Workspace One, SOTI Mobicontrol, Citrix Endpoint Management oder auch IBM MaaS 360. Viele dieser Anbieter kommen aber eher bei grösseren Unternehmen zum Einsatz. Daneben ist im Apple-Umfeld in der Schweiz vor allem das rein auf Apple fokussierte MDM Jamf im Einsatz, allen voran bei Bildungsinstitutionen. Hier hat über Jahre ein gesunder Wettbewerb gefehlt. Vor allem aber in den USA haben sich in den letzten Jahren weitere Apple-fokussierte MDM-Anbieter einen Namen gemacht. Dazu gehören Kandji, Addigy oder auch Fleetsmith. Letzteren hat Apple vor kurzem gar gekauft.
Die meisten KMU haben keine eigenen IT-Mitarbeitenden, ganz zu schweigen von einer eigenen IT-Abteilung. Für sie können externe Dienstleister Apple-Geräte unter Nutzung der bereits genannten Tools automatisiert bereitstellen, verwalten und aus der Ferne warten.
Einfacher technischer Rahmen für KMU
Zusätzlich zum technischen Rahmen (Framework) stellt
Apple weitere Cloud-basierte Dienste kostenfrei zur Verfügung. Der Apple Business Manager, für Bildungseinrichtungen auch unter Apple School Manager bekannt, erlaubt es Firmen, für ihre Mitarbeitenden Apple IDs bereitzustellen. Mit ihrer ID haben Mitarbeitende Zugriff auf die verschiedenen Services von Apple wie iCloud, App Store und Apple Music. Eine andere Möglichkeit liegt im Zuweisen gekaufter Geräte zu einem MDM-Server. Voraussetzung sind Geräte, die bei Apple direkt, bei teilnehmenden Resellern oder Carriern gekauft werden (Übersicht in der Schweiz unter
https://support.apple.com/kb/PH26934).
Geräte können so beschafft und direkt den neuen Mitarbeitenden zugestellt werden. Durch das Zuweisen im Apple Business Manager erhält das neue Gerät alle im MDM definierten Einstellungen beim ersten Start und die Mitarbeitenden können das Gerät selbst auspacken. Diese Wirkung ist nicht zu unterschätzen. Im Apple Business Manager können Lizenzen für Apps und Bücher für die Firma gekauft werden oder diese können auch einfach nur lizenziert werden. Die Zuweisung auf das Gerät und auch der Entzug und die Neuvergabe laufen ohne Eingabe der Apple ID und ohne die gleiche Lizenz nochmals zu kaufen.
Neue Funktionen zur Zusammenarbeit
Apple-Geräte kommen bereits ausgerüstet mit vielen nützlichen Apps, die vom Hersteller selbst entwickelt werden und damit optimal laufen. So werden die Apps Mail, Kontakte und Kalender von einigen Firmen als Alternative zu Outlook oder Gmail genutzt. Daneben gibt es auf Macs auch bereits vorinstallierte Alternativen zu Word, Excel und Powerpoint. Diese nennen sich in der gleichen Reihenfolge Pages, Numbers und Keynote. Wenn Unternehmen den Cloud-Dienst iCloud von
Apple nutzen, können mehrere Mitarbeitende auch gleichzeitig an einem Dokument arbeiten und dieses mit externen Personen teilen. Dazu müssen die externen Personen keine Apple ID besitzen und auch keinen Mac, da Dokumente im Browser aufgerufen und bearbeitet werden können – gleich wie bei den Mitbewerberprodukten von Microsoft und Google. Seit der Einführung von iOS und iPadOS 15 und mit der Einführung von MacOS Monterey diesen Herbst können nun auch Video Conferencing Meetings per Facetime geplant und an externe Teilnehmer ohne Apple-Geräte und ohne Apple ID verschickt werden. Fenster oder der gesamte Bildschirm lassen sich mit den Teilnehmenden im Call geteilt werden. Damit nähert sich Apple Microsoft Teams, Zoom oder Google Meet an, ohne die geschäftliche Nutzung explizit zu erwähnen. Das widerspiegelt sich in den integrierten Features: Der Hintergrund lässt sich nun etwa weichzeichnen und laute Hintergrundgeräusche werden herausgefiltert.
Die meisten Firmen können einfach auf dem Mac arbeiten, da sie entweder native Software auf der Apple-Plattform nutzen oder eine entsprechende Lösung im Browser. Die gängigen Produkte von Microsoft 365 oder auch Google Workspace lassen sich auf dem Mac nutzen. Letzterer ist sowieso webbasiert und funktioniert am besten mit dem hauseigenen Browser von Google, also Chrome. Bei Microsoft 365 werden die gängigsten Funktionen in den Mac-Versionen von Outlook, Word, Excel und Powerpoint funktionieren, die Nutzung ist jedoch lizenzabhängig. Und je nach Version ist die eine oder andere Funktion im Gegensatz zu Windows doch nicht verfügbar. Wie tragend das ist, kommt auch auf die individuellen Anforderungen einer Firma an.
So gibt es aber auch Apps, die nur auf der Apple-Plattform laufen: Angefangen beim Mail Client Spark von Readdle über Goodnotes von Time Base Technology bis hin zu den Produktivitätsprodukten der Omni Group oder auch der Bildbearbeitungssoftware Pixelmator Pro vom gleichnamigen Team.
Macs lassen sich relativ einfach in homogene oder auch hybride Landschaften einbinden. Etwa bei der Einbindung eigener Verzeichnisablagen auf dem eigenen Server in der Firma oder im Datencenter. Oder für Cloudspeicherangebote der internationalen grossen Anbieter wie Microsoft, Google, Box oder Dropbox oder von lokalen Schweizer Anbietern.
Warum Firmen Macs ablehnen oder anschaffen
Im Zuge der Consumerization können sich viele Mitarbeitende durchaus vorstellen, einen Mac als Arbeitsmittel im Büro zu nutzen. Doch oft fehlt in der IT-Abteilung die Erfahrung und sie lehnt die Integration von Macs aus Unwissen oder Sicherheitsbedenken ab. Die Entscheider in der Geschäftsleitung haben entweder eigene Präferenzen oder lehnen ihre Entscheidung an die Empfehlungen aus der IT-Abteilung an. Diese Mantras verbreiten sich dann im Markt und wirken gerade auch auf kleinere Unternehmen: «Ja, wenn sich eine grosse Firma bewusst gegen Mac entscheidet, dann lassen wir lieber auch die Finger davon».
Firmen wie IBM, Google oder auch Axel Springer kommen seit der Einführung von Macs im Unternehmen zur Erkenntnis, dass diese etwas teurer in der Anschaffung sind als vergleichbare PCs. Jedoch haben sie ihre Betriebs- und Supportkosten erheblich gesenkt, da Mitarbeitende deutlich weniger Probleme haben, sich seltener an die interne IT-Support-Stelle wenden und daraus resultierend die Supportkosten pro Mac um einige hundert Dollar günstiger sind als bei vergleichbaren PCs – gerechnet mit einem Lebenszyklus von drei Jahren. Zum anderen haben Macs am Ende des Lebenszyklus einen höheren Restwert als Computer anderer Hersteller. Dazu kommen die bereits genannten Optionen, Macs über MDM per Zero Touch Deployment auszurollen. Die von
Apple entwickelten Chips wie der M1 oder seine Nachfolger werden in Zukunft die Preise für den Mac weiter erheblich reduzieren.
Die Entscheidung für Apple oder einen anderen Anbieter hängt von den Bedürfnissen jeder einzelnen Firma ab und auch davon, wie sich eine Firma dem Thema IT stellt. Meistens geht es um die Grundhaltung und die Frage, welchen Stellenwert man der IT beimisst. Die Mitarbeitenden die Entscheidung über das Arbeitsgerät fällen zu lassen, bleibt ein interessanter Ansatz und es gibt vieles, was hier für den Mac spricht. BYOD kann für Firmen ein Wettbewerbsvorteil sein auf der Jagd nach qualifizierten Fachkräften. Wer Mitarbeitenden die Wahl gibt, bekommt deren beste Arbeit.
Der Autor
Ralf Angermann ist Kenner des Apple-Universums, Tech-Experte und seit 1. August 2021 Head of B2B beim Apple-Spezialisten
Codename. Er verantwortet die strategische Weiterentwicklung und operative Umsetzung des Geschäftskundenbereichs. In seinen acht Jahren bei
Apple eröffnete und entwickelte er im DACH-Markt verschiedene Standorte von Hamburg, Berlin, Wien bis Zürich. Zuletzt verantwortete er Strategie, Kommunikation und Solution Development bei Digitec Galaxus im B2B-Bereich Mobile Business.
Ralf Angermann, Head of B2B beim Apple-Spezialisten Codename (Quelle: Codename)