Ein Schmuckstück von einem Notebook
Quelle: HP

HP Spectre x360 14

Ein Schmuckstück von einem Notebook

Mit dem Spectre x360 14 hat HP ein durchgängig hochwertiges Gerät abgeliefert, das kaum Schwächen zeigt. Was allerdings nervt, ist die Fülle an vorinstallierten Programmen, was bei einem Premium-Produkt wie diesem stossend wirkt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/07

     

Was initial Freude macht: Das HP Spectre x360 14 ist ein edles Stück Notebook. Das fängt beim Alugehäuse an, das im Falle unseres Testgerätes in einem bläulich-schwarzen Finish mit goldenen Umrandungen gehalten ist und mit mutig gestalteten, von Edelsteinen inspirierten Kanten kommt, geht über den mitgelieferten Sleeve aus Kunstleder mit seinem gestanzten «HP – est. 1939 – California USA» bis hin zum Netzteil, das angenehm kompakt ist und dessen Kabel – geladen wird über USB-C – mit Stoff ummantelt wurde. Alles sehr sehr hübsch und auch die Verarbeitung lässt keinerlei Schwächen erkennen – HP liefert diesbezüglich ganze Arbeit ab.


Was initial weniger Freude macht: Crapware. So verlangt HP während des Aufsetzens eine E-Mail-Adresse, und nur wenige Minuten später haben wir eine Mail von McAfee im Postfach mit dem Betreff «Registrierungsbestätigung: Mc­Afee LiveSafe», die beginnt mit «Sehr geehrter Abonnent, Ihre kostenlose Mc­Afee-Testphase hat begonnen. Auf Ihrem neuen HP-Computer ist eine Testversion von McAfee Livesafe vorinstalliert… Wir haben für Sie ein McAfee-Konto mit der während der Einrichtung angegebenen E-Mail-Adresse erstellt…» und so weiter. Wohlgemerkt – während des Einrichtens war (zumindest offensichtlich) nicht zu erkennen, dass man sich hier für irgendeine Form eines McAfee-Dienstes registriert. Und damit nicht genug: Vorinstalliert und prominent in der Taskleiste platziert ist auch ExpressVPN, wo man eine 30-Tage-Testphase beginnen kann, genauso wie Dropbox, wo mit 25-GB-Gratisspeicher für ein Jahr geködert wird. Auch Netflix ist bereits auf dem Rechner, der Passwort-Manager Lastpass ebenso. Hinzu kommen noch gefühlt unnötige Systemprogramme wie HP Display Control, die nur nerven, weil sie schon beim ersten Aufstarten nach Updates schreien und dann «Optimierungsoptionen» für das Display bieten, deren Nutzen nur schwer ersichtlich ist. Erwähnenswert in dem Zusammenhang ist noch das HP Command Center, für das es gar eine eigene Taste auf der Tastatur gibt. Hier kann man den Modus des Geräts beispielsweise auf maximale Leistung, auf leisen Betrieb oder auf Energiesparen einstellen, während sich über den Netzwerk-Booster die Netzwerknutzung einzelner Apps priorisieren lässt. Einigermassen spannend ist der Fokusmodus, mit dem ein einzelnes Fenster im Fokus bleibt, während der Rest abgedunkelt wird, was die Konzentration unterstützen und den Akku schonen soll. Wir haben den Gerätemodus für den Test auf «Intelligente Anpassung» belassen – quasi dem Automatikmodus. Auch beim HP Command Center fragt man sich, wie oft man dieses im Alltag dann tatsächlich aufruft. Und darum, liebe HP, merke man sich: Wenn ich über 2000 Franken für ein Notebook bezahle, soll es nicht mit virtuellen Promo-Angeboten vollgestopft sein, und was Eure vermeintlichen Software-­Helferchen angeht: Weniger ist mehr.

Tolles Display im 3:2-Format

Der anfängliche Ärger ist allerdings schnell verflogen, wenn man erstmals mit dem HP Spectre x360 14 arbeitet. Besonders zu gefallen weiss hierbei das Display, das mit seinem Seitenverhältnis ein wenig aus der Reihe tanzt. Während bei den meisten Geräten heute nämlich das Format 16:9 oder 16:10 Standard ist, verbaut HP ein 13,5-Zoll-Display mit einem Seitenverhältnis von 3:2 – etwas, das man sonst vor allem bei Microsofts Surface-­Geräten findet. Mit dem 3:2-Verhältnis, so HP, biete man rund 20 Prozent mehr vertikalen Betrachtungsraum, was das Gerät perfekt zum Browsen, zum Lesen und zum Bearbeiten von Inhalten mache. In der Tat scrollt man mit dem Spectre x360 weniger, und man muss weniger zoomen, um sich ganze Seiten, beispielsweise eines PDFs, anzeigen zu lassen. Dafür sind bei Videos oben und unten schwarze Ränder sichtbar. Letztlich ist das Ganze Geschmackssache.

Unabhängig vom Seitenverhältnis aber weiss das entspiegelte Multitouchdisplay mit seiner Auflösung von 3000x2000 Pixeln dank OLED-Technologie durch seine brillante Darstellung mit satten Kontrasten, angenehm dargestellten Farben und tiefem Schwarz zu überzeugen. Einzig bezüglich Helligkeit kann der Screen nicht ganz vorne mitspielen, was aber nur im direkten Vergleich mit einem Gerät mit hellerem Display auffällt. Für die tägliche Arbeit ist der HP-Bildschirm mehr als hell genug.


Das Spectre x340 14 ist ein 2-in-1, kann also im Tablet-Modus benutzt werden, indem man das das Display komplett nach hinten klappt. Hier ist nochmals die hervorragende Verarbeitung zu erwähnen, die beiden Scharniere halten das Display in jedem Winkel stabil. Allerdings fühlt sich ein Gerät, bei dem man im Tablet-Modus auf der Rückseite die Tastatur spürt, immer etwas seltsam an, und für die längere Verwendung im Tablet-Modus ist der HP-Rechner mit seinen gut 1,3 Kilo auch etwas schwer. Positiv zu erwähnen ist, dass das Gerät etwa beim Surfen oder auch beim Videoschauen kaum warm wird, und selbst bei den rechenintensiven Benchmark-Test hält sich die Wärmeentwicklung in angenehmen Grenzen – allerdings machen sich die Lüfter dann schon arg bemerkbar. Zum Thema Videos noch: Auf dem Gehäuse prangt das Logo von Bang & Olufsen, was jedoch nicht verhindert, dass die Speaker des Notebooks tönen wie Speaker von Notebooks eben tönen – etwas blechern, ohne Tiefen und ohne allzu beeindruckenden Stereo-Effekt. Nicht falsch verstehen, die Speaker sind nicht schlecht, aber allzu hohe Erwartungen sollte man trotz B&O-Logo nicht haben.

Ein paar Worte noch zur Tastatur, die hintergrundbeleuchtet ist und in voller Grösse kommt, allerdings etwas Eingewöhnungszeit braucht. Dies, weil sie im Vergleich zur Tastatur unserer herkömmlichen Arbeitsnotebooks – wir verwenden 14-Zoll-Geräte von Dell und Acer – linkslastig angeordnet ist, wodurch wir jeweils zu Beginn eines Textes immer etwas Mühe hatten, die richtigen Tasten zu treffen. Aber man gewöhnt sich dran, und der Druckpunkt sowie das das Tippgefühl ganz allgemein sind sehr angenehm. Apropos Tastatur: In der obersten Reihe findet sich nicht nur die bereits erwähnte Taste für das HP Command Center, sondern auch ein Kill Switch für die Kamera, wobei beim Drücken eine elektronische Kamerablende sichtbar wird. Links und rechts der Kamera finden sich ausserdem Infrarotsensoren, die zum Anmelden via Windows Hello genutzt werden, was tadellos funktioniert und den in die Tastatur integrierten Fingerabdruck-Sensor (anstelle der rechten Ctrl-Taste) eigentlich überflüssig macht. Unterhalb der Tastatur findet sich das mit 115 x 73 Millimeter recht grosszügige bemessene Touchpad, ebenfalls edel in Gold umrahmt und mit angenehm festem Druckpunkt.

Rund um das Gehäuse schliesslich hat HP zwei USB-Type-C/Thunderbolt-4-­Ports (einer in einer 45-Grad abgeschrägten Ecke) – wobei einer wie erwähnt fürs Netzteil gebraucht wird – einen USB-Type-­A-Anschluss mit Sleep-and-Charge-Funktion sowie einen Kopfhörer-Anschluss angeordnet. Ebenfalls geboten wird ein MicroSD-Speicherkartenleser, während für kabellose Konnektivität mit WiFi 6 und Bluetooth 5.0 gesorgt wird.

Hohe Performance beim Essentials Score

Unser Testgerät ist mit einer Core-i7-CPU der neuesten, 11. Generation (Core i71165G7 mit bis zu 4,7 GHz) sowie 16 GB LPDDR4x RAM bestückt. Zudem findet sich eine M.2-SSD mit 2 TB PCIe NVMe-Speicher, während für die Grafik Intels Iris-Xe-Grafikchip besorgt ist. Mit dieser Konfiguration überzeugt das Gerät beim Benchmarking-Tool PCMark 10 mit einem Gesamtscore von 4707 Punkten, womit es in etwa auf dem Level des Acer ConceptD 3 Ezel Pro liegt (4906 Pkt.), das wir im März dieses Jahres getestet haben, und das Surface Book 3 mit Core i7-1065G7, GTX-1650-Grafik und 32 GB RAM, das wir vor Jahresfrist testeten (4025 Pkt.), deutlich hinter sich lässt. Vor allem überzeugt hat das HP-Gerät beim sogenannten Essentials Score, wo unter anderem Anwendungsstarts, Videokonferenzen oder Web Browsing getestet werden, mit 9867 Punkten. Hier finden sich auf der Plattform «Anandtech» nur zwei Notebook-Modelle mit Core i9 und dedizierter Grafikkarte, die ein höheres Rating erzielen. Das bereits angesprochene Surface Book 3 erreichte hier letztes Jahr 7652 Punkte, das Acer-Concept-D-Gerät diesen Frühling 9166 Punkte. Beim Produktivitäts-Score hingegen liegt das Spectre x360 mit 6635 Punkten sowohl hinter dem Surface Book 3 (6912 Pkt.) als auch dem Acer-Rechner (7842 Pkt.) während das Spectre beim Digital Content Creation Score (4324 Pkt.), mit dem unter anderem Rendering, Video- oder Fotobearbeitung getestet wird, auf Augenhöhe mit dem Concept D von Acer (4458 Pkt.) liegt, das mit einer Quadro-T1000-Grafikkarte bestückt ist, und sich deutlich vor das Surface Book 3 mit seiner ebenfalls dedizierten GTX-1650-­Grafikkarte (3338 Pkt.) schiebt.


Nebst PCMark 10 haben wir auch Geek­bench auf dem Spectre x360 laufen lassen, mit dem wir im letzten Dezember bereits Apples Macbook Air mit dem M1 Chip getestet haben. Der HP-Rechner kommt im Single Core Score auf 1358 Punkte und ist somit leicht performanter als das Concept D von Acer (1247 Pkt.), liegt aber recht deutlich hinter dem Macbook Air mit Apple-Herz (1704 Pkt.). Beim Multi Core Score, wo das Macbook Air auf 7307 Punkte kam und das Concept D 5526 Punkte erreichte, schafft das HP Spectre 4480 Punkte. Beim OpenCL Score schliesslich, mit dem Geekbench die Performance der GPU bei gängigen Grafik-Tasks (etwa Bildverarbeitung) testet, befindet sich das HP-Spectre mit 17’888 Punkten in etwa auf Augenhöhe mit Apples M1 (18’286 Pkt.), liegt jedoch deutlich hinter dem Acer-Rechner mit seiner Quadro-­T1000-Grafikkarte (33’499 Pkt.) zurück.

Akku für einen Arbeitstag

Zu guter Letzt noch die Testergebnisse, was die Akku-Laufzeit angeht. HP hat im Spectre x360 14 einen 66-Wh-Akku verbaut, der in 45 Minuten zu 50 Prozent geladen werden kann. Beim Testlauf Modern Office von PCMark 10, mit dem der moderne Büroalltag inklusive gelegentlichen Videokonferenzen simuliert wird, wies das Benachmarking-Tool für den HP-Rechner eine Akkulaufzeit von 9 Stunden und 28 Minuten aus. Das ist ordentlich im Vergleich etwa mit dem Asus Expertbook B9, das wir letzten Sommer testeten und für das mit einer Akku-Laufzeit von weit über 20 Stunden geworben wurde. Beim effektiven Test hielt der Asus-Akku «nur» etwas über 14 Stunden. Bei der Videodauerwiedergabe machte der HP-Akku nach 9 Stunden 21 Minuten schlapp und hielt damit gleich lange durch wie beim simulierten Arbeiten. Als Vergleich: Der Akku des Asus-Rechners lieferte bei diesem Task rund zwei Stunden länger Strom, derjenige des Concept D von Acer rund eine Stunde weniger lang. Im Idle-Modus schliesslich, mit dem die maximale Akku-Lebensdauer des eingeschalteten Geräts mit aktivem Display, aber weitgehend ohne Workload gemessen wird, schaltete sich der Rechner von HP nach 10 Stunden 15 Minuten aus. Bei diesem eher theoretischen Task schaffte das Expertbook von Asus deutlich mehr, nämlich fast 20 Stunden.

HP Spectre x360 14-ea0929nz

Man darf davon ausgehen, dass HP Geld von McAfee, ExpressVPN und Co. bekommt dafür, dass deren Lösungen den Käufern eines Spectre x360 14 aufgedrängt werden. Angesichts dessen, dass diese Käufer seinerseits mehr als 2000 Franken für das Notebook bezahlen, ist das einfach nur stossend und gibt einen fetten Minuspunkt. Ansonsten nämlich bekommt man mit dem Spectre x360 14 ein Schmuckstück von einem 2-in-1, das kaum Wünsche offenlässt und vor allem bezüglich Verarbeitung und Display, aber auch bei der Leistung zu überzeugen weiss.

Features (Testkonfiguration)
- Intel Core i7-1165G7 (max. 4,7 GHz) mit Intel Xe-Grafik
- 16 GB LPDDR4x-3733 MHz RAM
- M.2-SSD mit 2 TB PCIe NVMe
- 13,5 Zoll Multitouchdisplay (3000x2000 Pixel; 3:2)
- Akku 66 Wh
- Gewicht 1340 Gramm
- Dicke 16,9 Millimeter
- Anschlüsse: 2x USB-C (USB4/Thunderbolt), 1x USB-A Superspeed (mit Sleep and Charge), MicroSD-Kartenleser, Kopfhörer­anschluss
- WiFi 6 / Bluetooth 5
- Windows 10 Home


Positiv
+ hochwertige Verarbeitung und edles Design
+ tolles Display
+ kaum Wärmeentwicklung
+ robuste, kompakte und hochwertige Bauweise

Negativ
- Crapware

Hersteller/Anbieter
HP Inc.

Preis
Fr. 2049.–

Wertung
Funktionalität 5 von 6 Sternen
Bedienung 6 von 6 Sternen
Preis/Leistung 5,5 von 6 Sternen
Gesamt 5,5 von 6 Sternen (mw)


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