Authentisch zu sein, fällt vielen im Arbeitsalltag schwer. Warum eigentlich? Schon bei Einstellungsgesprächen beginnt das grosse Schauspiel, und als erfahrene Person in der Rekrutierung fällt einem schnell auf, welche Personen eine Rolle spielen und wer «echt» ist. Dafür muss man kein Psychologe sein. Natürlich erwartet man nicht, dass man beim ersten Vorstellungsgespräch oder am ersten Arbeitstag gleich locker ist wie mit seinen besten Freunden, jedoch sollte man keine Maske anziehen und sich verstellen. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Personen jedoch gerade meinen, sie müssten sich im Berufsleben diese Maske überstülpen, um dem Arbeitgeber zu gefallen, gerade, weil sie es in der Schule so gelernt haben.
Meiner Meinung nach hat das Tragen einer Maske nicht viel mit Professionalität zu tun, sondern hindert Personen daran, glücklich und erfolgreich zu werden. 40 Jahre lang eine Rolle zu spielen und täglich nicht 100 Prozent sich selbst zu sein, kann nicht gut sein, und die Gefahr, ein Burnout zu haben, ist hoch. Allein jeden Morgen in diese Rolle zu schlüpfen, die Maske anzuziehen und den ganzen Tag zu tragen, verbraucht so viel Energie, dass man am Abend völlig ausgelaugt ist. Zudem leidet die Produktivität, denn der Fokus darauf, wie man bei anderen Personen gut ankommt, ist wichtiger als das eigentliche Ziel.
Meiner Meinung nach ist es daher wichtig, dass jeder, der ins Berufsleben einsteigt, seine eigene Identität auf keinen Fall versteckt oder unterdrückt, gerade, weil wir eine lange Zeit unseres Lebens im Job verbringen, und das soll nicht in einem Burnout enden, sondern im Gegenteil: Man soll glücklich werden.
Genau dies fordere ich auch in meinem Unternehmen. Ich möchte mit echten Personen mit Ecken und Kanten zusammenarbeiten und nicht mit Robotern, die eine Rolle spielen. Unser Business ist von Natur aus schon anspruchsvoll genug und somit ist es wichtig, dass wir untereinander völlig frei uns selbst sein können, so wie wir es zu Hause oder mit unseren besten Freunden auch sind.
Diese Echtheit oder sich nicht zu verstellen, fällt gewissen Menschen im Berufsalltag einfacher als anderen. Es kommt natürlich auch stark auf das Business-Modell des Unternehmens an. Bei uns im Unternehmen werden nicht Blender oder solche, die versuchen, sich stets ins beste Licht zu rücken, befördert oder mit Bonus belohnt, sondern die Personen, die Leistungen erbringen. Bei uns zählen nur Resultate und keine Politik.
Es ist gewissermassen eine Win-Win-Situation, wenn man sich selbst ist und seinen speziellen Charme versprühen kann, mit einem speziellen Lachen oder seinem dunklen Humor. Man kann keine IT-Spezialisten für dumm verkaufen und sie mit billigen Verkäufer-Floskeln gewinnen. Man muss das Beste für den IT-Kandidaten und die Kunden wollen und ihnen die besten Möglichkeiten aufzeigen. Nur so ist man langfristig erfolgreich.
Wir teilen dies jedem Mitarbeiter bereits im Bewerbungsgespräch mit, jedoch hatten auch wir in den letzten Jahren ab und zu Personen, die ihre imaginäre Maske erst nach langer Zeit abgelegt und sich selbst befreit haben. Ich freue mich dann jedes Mal, sie kennenzulernen.