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Leichtgewichtiger Dauerläufer
Quelle: Asus

Asus Expertbook B9

Leichtgewichtiger Dauerläufer

Mit dem Expertbook B9 hat Asus ein 14-Zoll-Notebook auf den Markt gebracht, das weniger als ein Kilogramm wiegt und dessen Akku hält und hält und hält – im Test bis zu 20 Stunden. Nicht ganz überzeugen kann allerdings das Display.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/06

     

Es passiert eher selten, dass ein Notebook über solch einzigartige Merkmale verfügt, dass die Redaktion es für testenswert erachtet. Geschieht dies doch, ist der Absender des Geräts nicht selten Asus. Der taiwanische Hersteller tut sich immer wieder durch Rechner hervor, die sich durch einzelne Funktionen oder ihr Ganzes von der Masse abheben – so etwa im letzten Jahr mit dem Asus Zenbook Pro Duo UX581 mit zwei 4K-Touchdisplays oder 2018 mit dem Zenbook Pro 15 UX580, das anstelle eines Trackpads mit einem zweiten Touchscreen bestückt war.


Der neueste Wurf von Asus, das Expertbook B9 (B9450), kommt zwar ganz herkömmlich mit einem Display und besitzt auch sonst keine offensichtlichen Funktionen, die es einzigartig machen. Aber: Asus verspricht mit dem Gerät nicht nur das leichteste 14-Zoll-Business-Laptop der Welt, sondern auch eine Akkulaufzeit von bis zu 24 Stunden. Grund genug also, sich den Rechner, den Asus insbesondere für Geschäftsreisende anpreist, etwas genauer anzuschauen.

Anschlussfreudiger Schnelllader

Zuerst einmal: Daumen hoch für Asus, was den Lieferumfang angeht. So liegt dem Rechner nicht nur ein Adapter bei, um via Micro-HDMI-Port ein Netzwerkkabel anzuschliessen, sondern auch ein hochwertiger Notebook-Sleeve, um das Gerät zu verpacken. Witzig ausserdem: Die Kartonschachtel ahmt das Ergolift-Scharnier von Asus nach – sprich das Notebook wird beim Öffnen der Verpackung leicht angehoben, so wie das Keyboard angehoben wird, wenn man das Display des Notebooks aufklappt. Gefallen hat uns ausserdem der kompakte Stromadapter. Die Anzeige, dass der Rechner am Strom hängt und lädt, findet sich jedoch nicht an ebendiesem Adapter, sondern wird über eine Lichtleiste vorne am Rechner – unmittelbar beim Trackpad – angezeigt. Geschmackssache. Übrigens: Geladen wird der Rechner zeitgemäss via einen der beiden Thunderbolt 3 USB-C Ports, und das ziemlich schnell. Der Hersteller verspricht eine 60-prozentige Schnellladung in 39 Minuten. Wir haben nachgemessen und das leeren Notebook 39 Minuten an den Strom angeschlossen. Dabei wurde es zu 52 Prozent geladen, das Versprechen also nicht gehalten, aber immerhin. Für eine volle Ladung braucht man übrigens etwas über zweieinhalb Stunden.


Daneben – um das Thema Anschlüsse gleich abzuschliessen – finden sich noch der bereits angesprochene Micro-HDMI- und ein «grosser» HDMI-Anschluss sowie ein USB-3.1-Gen2-Port, ein Audio-Stecker und ein Kensington Lock. Nicht schlecht für so ein kompaktes Gerät.

Nummernblock auf dem Touchpad

Hochwertig – ein passenderes Wort fällt zur Verarbeitung des Expertbook B9 nicht ein. Das Chassis ist aus einer Magnesium-Lithium-Legierung gefertigt und sorgt zum einen dafür, dass das Gerät gerade einmal 992 Gramm auf die Waage bringt, zum anderen, dass es auch ziemlich robust ist. Asus verspricht Zertifizierung nach Militärstandard MIL-STD 810G – was beispielsweise bedeutet, dass der Rechner im Drucktest 30 Kilo aushält, vier Stürze aus einem Meter Höhe in jede Richtung übersteht oder bei 40 Grad Celsius und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit 24 Stunden ein- und ausgeschaltet schadlos überlebt. Nachgetestet haben wir nicht, schliesslich wollte Asus den Rechner zurück, doch der hochwertige Eindruck lässt an der versprochenen Robust­heit keine Zweifel. Ebenfalls gefallen haben zudem die Form des Rechners – ein Block, mit klaren Linien und definierten Kanten, so muss ein modernes Notebook aussehen. Ebenfalls toll finden wir das bereits angesprochene Ergolift-Scharnier, das die Tastatur des Notebooks beim Öffnen des Deckels in eine bequeme Schreibposition hebt.


Um gleich bei der (hintergrundbeleuchteten) Tastatur zu bleiben: Das Notebook ist zwar kompakt, doch die Tasten liegen weit auseinander und kommen mit einem für ein Notebook eher langen Hub, was das Tippen aber sehr angenehm macht. Einzig die Enter-Taste ist ungewohnt klein. Rund um die Tastatur findet sich ausserdem eine weitere Innovation – das Nummernpad. Üblicherweise finden sich Nummerblöcke erst bei 17- oder allenfalls bei 15,6-Zoll-Geräten, auf einem 14 Zoll-Gehäuse fehlt dazu schlicht der Platz. Asus löst das Problem damit, dass das Touchpad auf Knopfdruck in einen LED-beleuchteten Nummernblock verwandelt werden kann, wobei die Helligkeitsstufe durch drücken auf das Symbol oben links am Touchpad angepasst werden kann. Der Nummernblock liefert zwar kein haptisches Feedback, ist aber zur Zahleneingabe trotzdem deutlich komfortabler als über die Zahlenreihe des Keyboards. Und das Touchpad kann trotz aktiviertem Nummernpad normal weiterverwendet werden. Einzig: Während die eigentlichen Tasten des Nummernblocks bestens auf Eingaben reagieren, wollen die Symbole zum Aktivieren und Deaktivieren des Numpads respektive zum Verändern der Helligkeit oft mehr als einmal gedrückt werden, bevor sie ihre Funktion ausüben.

Schwächen beim Display

Das 14 Zoll grosse Display besitzt ein Screen-to-Body-Verhätnis von 94 Prozent und kommt vor allem seitlich mit einem sehr schmalen Rahmen von 4 Millimetern. Oben ist der Rahmen leider etwas breiter, rund 9 Millimeter, was die Ästhetik etwas stört, aber nötig ist, um die Webcam und zusätzliche Mikrophone – Asus hat gleich vier Stück davon in den Rahmen eingebaut – unterzubringen. Das Display im 16:9-Format löst nur mit Full HD auf (1920x1080 Pixel) – andere Hersteller wie Lenovo und HP, aber auch Asus selbst mit seinen ROG-Geräten, liefern hier deutlich mehr und entsprechend sieht ein 4K-Video auf dem Asus-Gerät dann auch nicht so bestechend brillant aus wie auf Geräten mit höherer Auflösung. Aber: Das Expertbook ist für den Business-Einsatz konzipiert, wo Full HD sicherlich allen Ansprüchen genügt. Gefallen hat uns das Anti-Glare-Panel, das unerwünschte Reflexionen weitgehend unterbindet. Im Gegenzug ist uns aufgefallen, dass das Display selbst bei maximaler Helligkeit nicht das Hellste ist – selbst unser fast dreijähriges Dell Latitude wirkt subjektiv heller.

Bei den Lautsprechern hat Asus auf Harman Kardon zurückgegriffen und verspricht echten Surround Sound. In der Tat ist bei einem entsprechenden Video ein Surround-Effekt deutlich hörbar, ausserdem scheppern die Lautsprecher auch bei maximaler Lautstärke nicht. Allerdings ist diese maximale Lautstärke relativ leise – etwa im Vergleich zum erwähnten Dell-Gerät – und natürlich darf man keine Tiefen bei der Sound-Wiedergabe erwarten. Was positiv ist und von Gesprächspartnern auch entsprechend gelobt wurde, sind die Mikros, die über Geräuschunterdrückung zur besseren Videokonferenz-­Qualität verfügen.



Läuft, und läuft, und läuft…

Bestück ist unser Testgerät mit einem besonders sparsamen Quad Core Intel Core i7-1051U mit 1,8 GHz (max. 4,9 GHz) sowie 16 GB LPDDR3 RAM und einer 512 GB M.2 NVMe PCIe SSD (max. 2 TB möglich). Ebenfalls geboten werden WLAN 802.11ax, Bluetooth 5.0, Sicherheits-Features wie TPM 2.0 (Trusted Platform Module), BIOS Booting User Password Protection, HDD User Password Protection and Security sowie ein Fingerprint-Reader und die angesprochene 720p-Kamera inklusive Privacy Shutter, die dank IR auch für Windows Hello verwendet werden kann. Eine dedizierte Grafikkarte wurde nicht verbaut, und auch einen SIM-Kartenslot sucht man vergebens. Bezüglich Leistung haben wir mit dem Benchmarking-Tool PCMark 10 ein Gesamtrating von rund 3660 Punkten erreicht. Vergleicht man dieses Ergebnis mit anderen Laptops auf der Tech-Plattform «Anandtech», liegt unser Testgerät etwa im Mittelfeld und bewegt sich auf Augenhöhe mit dem Huawei Matebook X Pro (Core i7-8550U, 16 GB RAM, UHD630 plus MX150 GPU), dem HP Envy 13 (Core i7-8565U, 16 GB RAM, MX250 GPU) oder auch dem Microsoft Surface Laptop 2 (Core i7-8650U, 8 GB RAM, UHD620).

Bei den für ein mobiles Business-Gerät relevanten Benchmarks spielt das Expertbook aber vorne mit. So liegt der Essentials-­Score, wo unter anderem Anwendungsstarts, Videokonferenzen oder Web Browsing getestet werden, bei 8599 Punkten. Und der Produktivitäts-Score beträgt 6834 Punkte – beides Werte im vorderen Drittel beim Konkurrenzvergleich. Beim Kriterium Digital Content Creation hingegen, wo der Score 2264 Punkte beträgt und Themen wie Foto- und Videobearbeitung oder Rendering getestet werden, findet sich das Asus-Notebook wenig überraschend im unteren Drittel – das Expertbook B9 ist definitiv keine Multimedia-Maschine.


Noch mehr als die Leistung interessierte uns allerdings die Laufzeit des 66 Wh Akkus – schliesslich verspricht Asus wie eingangs erwähnt bis zu 24 Stunden. Dies unter anderem dank der sogenannten Panel-Self-Refresh-Technologie, einem nicht mehr ganz neuen Konzept, das am Intel Developer Forum 2011 präsentiert wurde und das dafür sorgt, dass sich das Display bei unverändertem Inhalt selbst aktualisiert. 24 Stunden haben wir im Praxistest zwar nicht erreicht, nichtsdestotrotz ist die Laufzeit des Akkus angesichts der Grösse und des Gewichts des Geräts beachtlich. Beim Testlauf Modern Office von PCMark 10, mit dem der moderne Büroalltag inklusive gelegentlichen Videokonferenzen simuliert wird, kam das Expertbook B9 für 14 Stunden und 13 Minuten ohne Strom aus. Bei der Videodauerwiedergabe reichte der Akku für beeindruckende 11 Stunden 36 Minuten. Und im Idle-Modus, mit dem von PCMark 10 die maximale Akku-Lebensdauer des eingeschalteten Geräts mit aktivem Display, aber weitgehend ohne Workload gemessen wird, schaltete das Notebook nach 19 Stunden 59 Minuten aus.

Crapware bleibt Crapware

Während wir bei Rechnertests üblicherweise die vom Hersteller mitgelieferte Zusatzsoftware – meist zu Recht als Crapware bezeichnet – nicht anschauen, machen wir im Falle von Asus eine Ausnahme. Asus verspricht nämlich mit dem Tool MyAsus nebst Einstellmöglichkeiten etwa zum Aufladen oder zum Lüfter sowie Systemdiagnose-Tools auch eine «umfassende PC-zu-Smartphone-Integration». Übersetzt bedeutet das, dass man Anrufe und Mitteilungen direkt am Rechner entgegennehmen und beantworten kann. ­Ausserdem sollen sich Dateien und Links zwischen PC und Telefon austauschen lassen. Ebenfalls möglich – leider aber nur im Zusammenspiel mit Android-Smartphones – ist das Spiegeln des Telefon-Displays auf den Rechner und die Erweiterung des Notebook-Displays aufs Telefon. Die Verbindung geschieht dabei via Bluetooth, als iPhone-Benutzer konnten wir die Funktionen jedoch nur eingeschränkt testen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar war es möglich, Files hin und her zu schicken – allerdings nur, wenn das Telefon entsperrt war. Was ebenfalls funktionierte, ist, Anrufe aufs Handy direkt auf dem Notebook anzunehmen und auch von dort aus Anrufe zu tätigen. Das Feature Remote File Acces hingegen, mit dem vom Handy aus direkt auf das Benutzerprofil des PCs zugegriffen kann, konnten wir nicht nutzen. Einmal aktiviert, stürzte die iOS-App von MyAsus permanent ab. Und auf der MyAsus-App auf dem Notebook wurde andauernd und willkürlich die Meldung angezeigt, dass die Verbindung zum Smartphone fehlgeschlagen ist. Vielleicht wäre das Zusammenspiel mit einem Android-Gerät besser, aber mit einem iPhone ist der Nutzen von MyAsus recht überschaubar.

Expertbook B9 (B9450)

Fazit
Das Expertbook ist das perfekte Notebook für die Zielgruppe, die angesprochen wird: Geschäftsreisende. Es ist ein wahres Leichtgewicht, kompakt und trotzdem robust, und die Akku-Laufzeit dürfte für wohl jeden Langstreckenflug ausreichen, genauso wie die Leistung für die tägliche Arbeit absolut genügt, auch wenn das Expertbook kein Performance-Wunder ist. Wirklich zu bemängeln gibt es eigentlich nur, dass Asus den Rechner nach dem Test wieder zurückwollte – und allenfalls, dass das Display nicht höher auflöst und heller leuchtet. Und dass das Expertbook – unser Testrechner kostet 1799 Franken – kein Schnäppchen ist. Das geringe Gewicht und der grosse Akku wollen bezahlt sein.

Features (Testkonfiguration)
- Intel Core i7-10510U (Intel UHD Graphics)
- 16 GB LPDDR3 RAM
- 512 GB M.2 NVMe PCIe 3.0 x4 SSD (max. 2 TB)
- 14 Zoll Display (1920x1080 Pixel; 16:9; Anti Glare)
- Akku 66 Wh, mit Schnelladefunktion
- Gewicht 993 Gramm (gemessen), Dicke 14,9 Millimeter
- Anschlüsse: 2x Thunderbolt 3 USB-C; 1x USB 3.1 Gen 2, 1x HDMI, 1x Micro HDMI (Adapter RJ45 auf Micro HDMI im Lieferumfang dabei)
- Tastatur hintergrundbeleuchtet, Touchpad optional als Numpad nutzbar


Positiv
- lange Akkulaufzeit
- geringes Gewicht
- robuste, kompakte, hochwertige Bauweise
- Anschlussvielfalt angesichts der Grösse

Negativ
- Display löst «nur» Full HD auf, könnte heller sein
- Multimedia-Performance
- MyAsus-Software funktioniert mit iOS nur eingeschränkt

Hersteller/Anbieter
Asus

Preis
ab Fr. 1649.–; Testkonfiguration Fr. 1799.–

Wertung
5,5 von 6 Sternen (mw)


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