Die richtige IT-Lösung oder den richtigen Dienstleister zu finden, ist für IT-Manager kein Zuckerschlecken. Das weiss auch Philippe Strübin, seit 2014 Head of IT bei einem Basler Baubetrieb und Gründer von Skillbrowser. Strübin nervte sich aber nicht einfach über die Schwierigkeiten, die er bei der Dienstleistersuche hatte – er nahm die Zügel in die eigene Hand und lancierte eine Lösung, die dieses Problem eliminieren soll. «Ich war früher selbst IT Consultant und kenne daher die beiden Seiten von Anbieter und Kunde. Als Dienstleister möchte man alles abdecken und gibt ungern zu, dass man etwas nicht kann», beschreibt Strübin das Dilemma.
Auch auf der Kundenseite sei das Phänomen problematisch, erklärt er: «Als ich später auf die Gegenseite, also in die IT-Abteilung einer Firma gewechselt habe, habe ich den externen Dienstleistern immer angemerkt, ob sie ihre Aufgabe beherrschen oder nicht.» Mit dieser Erkenntnis hat man sich fortan auf kleinere, dafür hochspezialisierte Dienstleister gestützt – und sehr viel bessere Erfahrungen gemacht.
Während man mit spezialisierten Dienstleistern deutlich bessere Ergebnisse erzielte, war es für Strübin aber oft schwierig, für sehr spezifische Themen den richtigen Anbieter zu finden. Dies betraf etwa Produkte, die nicht stark verbreitet oder in die Jahre gekommen sind.
Aus dieser Not heraus ist die Idee für die Plattform entstanden, auf der man den richtigen IT-Dienstleister für das vorliegende Problem finden soll: Skillbrowser. Seit Oktober 2019 ist die Plattform unter www.skillbrowser.com verfügbar.
Granulare Filter
«Skillbrowser ist vergleichbar mit Trip Advisor, aber für IT-Skills, -Services und -Solutions. Man kann – wie bei Trip Advisor nach einem veganen Restaurant – nach sehr spezifischen Skillsets bei Anbietern suchen», erklärt Strübin die Funktionalität seiner Plattform. Weitere Kriterien für die Anbietersuche können etwa Erfahrungen in vertikalen Märkten oder gar ein konkretes Produkt sein, das Herausforderungen ans Unternehmen stellt. Die Suchkriterien können per Drag & Drop frei kombiniert werden, um den Anbieter zu finden, der die passenden Felder abdeckt. «Ich könnte etwa einen Filter für Dokumentenlösungen und Sharepoint setzen und zusätzlich sagen, dass der Anbieter Erfahrung in der Baubranche haben muss», spezifiziert der CEO.
Die angegebenen Skills der Dienstleister können von den Kunden im Anschluss bestätigt werden. Strübin: «Wir haben hier bewusst nur die Bestätigung der Skills implementiert und kein Rating-System mit Sternen oder ähnliches. Wir wollen auf der Plattform keinen Platz für Shaming bieten.» Ein bisschen Rating passiert dennoch: Die Anbieter mit den meisten Bestätigungen werden sich in der Suchliste eher in den oberen Rängen wiederfinden. Schlecht dargestellt werden soll aber niemand, betont Strübin nochmals.
Als Dienstleister auf Skillbrowser
Wenn man als IT-Anbieter auf Skillbrowser gelistet werden will, läuft das folgendermassen ab: Man erstellt ein Profil mit den nötigen Angaben zum Unternehmen, dann pflegt man seine Skills ein. Strübin erklärt: «Es gibt bereits mehr als 1500 Kriterien, aus denen man auswählen kann. Weitere können von den Dienstleistern erstellt werden, falls etwas fehlt.» Dabei prüft man bei Skillbrowser jede einzelne Eingabe manuell: Services, Kategorien, Unternehmen, Produkte, Märkte – alles wird von Skillbrowser verifiziert, bevor es online geht. «Wir wollen keine Firmen und Angebote auf der Plattform, die es nicht gibt, die keinen Sinn machen oder nicht IT-relevant sind», so Strübin.
Am liebsten wäre Skillbrowser natürlich, wenn die gesamte Anbieterlandschaft der Schweizer IT-Branche auf der Plattform vertreten wäre. Die Zielgruppe sind für Strübin kleine und mittelgrosse IT-Dienstleister. «Mit den ganz grossen Anbietern müssten wir erst ins Gespräch treten und schauen, was ihre Anforderungen sind.» So müsste als Beispiel das Einpflegen von Niederlassungen möglich werden.
Die kritische Masse
Momentan befinden sich circa 160 Anbieter auf Skillbrowser. Philippe Strübin erklärt: «Die Verbreitung ist eine Herausforderung – es ist ein klassisches Huhn-Ei-Problem. Wenn wir beim Vergleich mit Trip Advisor bleiben: Würde ich einen Restaurantführer nutzen, der keine Restaurants listet? Nein. Und soll ich als Restaurantinhaber mein Restaurant eintragen, wenn noch keine Kunden den Guide nutzen? Die Antwort ist ebenfalls Nein.»
Um eine erste Basis zu erhalten, pflegte Strübin eine erste Gruppe von Dienstleistern selbst ein. Gleichzeitig nutzt er derzeit aktiv sein persönliches Netzwerk sowie Medienauftritte, um sowohl Anbieter wie auch Suchende auf die Plattform zu holen. Die Nutzer müssten Vertrauen zur Plattform aufbauen, so Strübin, und das braucht die nötige Zeit.
Sowohl der Eintrag als Dienstleister wie auch als suchender IT-Verantwortlicher sind derzeit noch kostenlos. Nach einer möglichen Monetarisierung der Plattform gefragt, antwortet der CEO klar: «Ich will von den Anbietern erst Geld verlangen, wenn die Plattform ihnen einen richtigen Nutzen bringt.» Ideen und Optionen für die Monetarisierung – von Impression-basierten Modellen wie bei Google Adwords bis zu monatlichen Abos – gibt es einige, die Entscheidung ist derzeit aber noch völlig offen. «Um herauszufinden, was die Leute im Detail wollen, mussten wir erst eine Plattform schaffen, die sie nutzen können», so Strübin.
Stabile Basis
Daher ist das aktuelle Produkt ein MVP (Minimal Viable Product), wie Strübin offen zugibt. «Ich hatte tausend Ideen und musste mich für den aktuellen Stand schon stark zurückhalten», erklärt der CEO.
Ein Beispiel für eine Idee ist etwa eine Event-Funktion für die Dienstleister, damit sich interessierte CIOs einen Überblick über spezialisierte Veranstaltungen machen können, die im Kontext der gesuchten IT-Skills relevant sind. Die Idee ist dieselbe wie bei der Suche nach den Skills: «CIOs ertrinken in der Flut von irrelevanten Events. Ich will letztlich aber nur die Events sehen, die für meine Themen relevant sind», so Strübin, der selbst seit knapp sechs Jahren in den CIO-Schuhen steckt.
Die Reaktionen der potenziellen Nutzerschaft sind mehrheitlich positiv. Strübin: «Teils sind die Leute begeistert. Ich höre von vielen Unternehmen, dass sie sich gerne aus dem Google-Gefängnis von Adwords und SEO befreien würden. Andere sagen hingegen, dass das kein Mensch brauche und man genug Aufträge habe.»
Für diese Unternehmen sei Skillbrowser aber eigentlich ebenfalls interessant – etwa für die Suche nach Dienstleistern ausserhalb des eigenen Spezialisierungshorizonts oder zur Suche nach Technologiepartnerschaften.
Erfahrung und finanzielle Unabhängigkeit
Skillbrowser wurde im Mai 2018 von Strübin mit Unterstützung eines Partners gegründet, der ihn primär in der Kommunikation und im Marketing unterstützt.Online ist Skillbrowser seit Oktober 2019. Strübin führt das Start-up aus der Schweiz, entwickelt wurde das Produkt in Bulgarien. «Da musste ich realistisch sein. Wir haben das Produkt aus eigener Tasche finanziert, die Entwicklung in der Schweiz machen zu lassen, wäre nicht möglich gewesen», so Strübin.
Aufgrund der finanziellen Unabhängigkeit kann Strübin die Zukunft von Skillbrowser gelassen angehen: «Das Ganze muss nicht in den nächsten sechs Monate Geld einspielen. Ich möchte dem Projekt ein paar Jahre Zeit geben.» Das Rüstzeug für eine erfolgreiche Umsetzung über kurz oder lang hat der erfahrene IT-Fachmann mit mehr als 20 Jahren IT-Erfahrung sicherlich. Strübin: «Ich glaube, dass es wichtig ist, beide Seiten – die des Kunden und des Dienstleisters – gesehen zu haben, um ein Projekt wie Skillbrowser erfolgreich zu machen.»
(win)