Kolumne: Solche Personen sind out
Quelle: One Agency

Kolumne: Solche Personen sind out

Laut Fabian Dütschler ist ein Vorstellungsgespräch immer ein Verkaufsgespräch für beide Seiten – Unternehmen und Bewerber.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2019/12

     

Heute möchte ich mich einem Thema widmen, das uns alle schon mindestens einmal beschäftigt hat: dem Vorstellungsgespräch.

Bei diesem Thema gehen die Meinungen stark auseinander und im Netz findet man zahlreiche unterschiedliche Leitfäden dazu. Wir als Personalagentur beraten jedes Jahr hunderte Kandidaten zu diesem Thema und haben bereits die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht.

Für mich ist klar: Ein Bewerbungsgespräch ist immer ein Verkaufsgespräch für beide Seiten – Unternehmen und Bewerber.

Es gibt Firmen, die meinen, sie müssten drei bis vier oder gar mehr Vorstellungsrunden durchführen und die Kandidaten nach dem letzten Vorstellungsgespräch zwei Monate warten lassen, bis sie definitiv ein Feedback geben können, was meiner Meinung nach vor allem bei IT-Spezialisten, die bekannterweise enorm gesucht sind, einfach nur ein grosser Witz ist.

Die Koordination ist Key. Meiner Meinung nach reicht ein einziger Vorstellungstag, um alle Personen kennenzulernen und um sich ein gutes Bild der Kandidaten machen zu können. Mit den richtigen Fragen kann innert kürzester Zeit herausgefunden werden, ob ein Bewerber passen könnte oder nicht. Wir möchten unseren Bewerbern keinen unnötigen Aufwand bescheren. Deshalb bitten wir alle Kandidaten mit längerem Anfahrtsweg, nur ein einziges Mal den Weg auf sich zu nehmen, um unsere HR-Verantwortliche und unsere Manager in unserem Büro zu treffen. Falls wir nach diesem Termin immer noch offene Punkte haben, die wir abklären müssen, machen wir dies per Skype oder Telefon.

Ebenfalls problematisch sind die standardisierten Fragen in Bewerbungsgesprächen. Oft rattern Personaler wie Roboter einen Fragekatalog runter, ohne auf den Bewerber einzugehen. Sie sehen den Bewerber als Fallakte und nicht als Mensch. So hart es auch klingen mag, dürfen nicht alle Bewerber gleich behandelt werden. Fachspezialisten, die enorm rar auf dem Markt sind, weil dieser derart ausgetrocknet ist, muss man anders angehen und behandeln; im Gegensatz zu Fachkräften, von denen es zu viele hat, beispielsweise Personen in ­administrativen Positionen. Will man die Fachspezialisten als Arbeitgeber in einem Bewerbungsgespräch nicht vergraulen, ist es wichtig, auf Augenhöhe zu sprechen und die Zusammenarbeit vielmehr als Partnerschaft anzusehen. Dies erreicht man nicht mit standardisierten Fragen des Typs "Was sind Ihre Stärken und Schwächen?".
Als Bewerber oder Interessent für eine Position dagegen ist es auf der anderen Seite wichtig, dass man ebenfalls einige Regeln einhält. Ich bin der Meinung, dass es unabdingbar ist, sich über das Unternehmen zu informieren. Es gehört sich, mindestens herauszufinden, was der Unternehmenszweck ist und wie das Unternehmen aufgestellt ist. Ich hatte gerade heute wieder ein Gespräch mit einer Kandidatin, die nicht einmal wusste, was wir machen. Solche Personen sind bei mir sofort out.


Des Weiteren gilt für alle Fachspezialisten, die genau wissen, wie gesucht sie sind und wie umworben sie werden: Bitte jede Arroganz ablegen und das Bewerbungsgespräch so durchspielen, wie es ein "normaler" Bewerber auch tun würde. Zeigen Sie Respekt und gehen Sie genau auf die Fragen des Gegenübers ein, auch wenn es zum Teil mühsam erscheint. Stellen Sie zum Schluss Fragen, die Ihr Interesse und Ihre Motivation untermauern, auch wenn Sie bereits wissen, dass die Position eher nichts für Sie ist. Dies hat auch mit Anstand zu tun. Nach dem Gespräch bedanken Sie sich schriftlich per Mail nochmals beim Gesprächspartner und teilen ihm mit, wieso Sie denken, dass Sie die richtige Person für das beschriebene Aufgabengebiet sind, oder wieso die Stelle nicht für Sie passt. Nicht vergessen: Man sieht sich (fast) immer zweimal im Leben – und noch häufiger im Arbeitsleben.


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