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Schweizer Konkurrenz für Wordpress und Co.
Quelle: Doitclever

Start-up Doitclever

Schweizer Konkurrenz für Wordpress und Co.

Die Schweizer Cloud-Plattform Doitclever will es mit Wordpress, Jimdo und Co. aufnehmen und setzt zum Erstellen von Webseiten auf das Co-Working-Prinzip.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2019/09

     

Content Management Systeme (CMS) gibt es wie Sand am Meer. Nun will sich ein Schweizer Start-up ein Stück des Kuchens abschneiden und setzt dabei auf den Netzwerk-Gedanken. Die Cloud-Plattform nennt sich Doitclever und will, so Gründer Mario Sommerhalder, die Eigenschaften bereits bekannter CMS vereinen: "Unser Ziel ist es, auf einfachste Weise eine Webseite zu erstellen und zu pflegen. Dazu haben wir einen Online Website Creator entwickelt, welcher die Vorteile bekannter CMS-Systeme kombiniert." Das reicht Sommerhalder, der mit viel Herzblut an seinem Projekt hängt und arbeitet, aber noch nicht: "Darüber hinaus verbinden wir Profis direkt mit unseren Kunden, damit daraus eine Zusammenarbeit entsteht – dieses Konzept nennen wir Online-­Co-Working", erklärt er.

Mach es clever

Der Name Doitclever (zu Deutsch "Mach es clever") steht dabei sinnbildlich für das Ziel, Probleme auf eine clevere Art und Weise zu lösen. Dabei bringt das "IT" im Namen das Ganze in den Bezug zur IT, also der Informatik. "Clever zu sein, bedeutet nicht schneller oder besser zu sein, sondern effektiver und smarter in dem was man tut", erklärt Sommerhalder.


Doch wie kam es überhaupt soweit? Dazu muss man die Uhr etwas zurückdrehen, und zwar zurück ins Jahr 2012. Ungefähr zu dieser Zeit entwarf Sommerhalder sein erstes eigenes CMS, welches in der Bedienung zwar einfach gewesen sei, in allem anderen aber schwer zu meistern war. "Das Grundgerüst ähnelte stark jenem von Wordpress", verrät Sommerhalder. "Die erste Version der Software musste manuell auf dem Webserver installiert werden, bevor man damit eine Webseite erstellen konnte. Was ich jedoch bereits damals verstand, war, dass man mit einer einfachen Bedienung viele Hürden für User beseitigen konnte."
Drei Jahre später, 2015 also, befand sich Sommerhalder dann kurz vor der Abschlussarbeit seiner Ausbildung zum dipl. Techniker IT HF an der IBZ in Zug. "Ich habe die Zeit genutzt, um mir ein Konzept auszudenken, welches viele Probleme beim Programmieren einer Webseite lösen sollte", erläutert Sommerhalder, der zu dieser Zeit schon seit einigen Jahren Erfahrungen mit gängigen CMS-Systemen sammelte und deren Stärken und Schwächen bestens kannte.

Konkret ging es Sommerhalder also darum, zwei Welten miteinander zu verbinden: und zwar die Komplexität, die gewisse Tools bieten, Laien aber rasch überfordern können, mit der Einfachheit und modularen Funktionsweise anderer Plattformen. 2016 entschloss er sich, eine Cloud-Software zu realisieren, die aber doch Spielraum für Programmierer bot. "Ich baute also ein System, welches von Profis und Laien gleichermassen genutzt werden kann. So entstand der Online Creator. Noch im selben Jahr schloss ich mein Studium mit dieser Arbeit ab und konnte gegen Ende Jahr sogar erste Pilotprojekte realisieren."

Ein-Mann-Projekt mit ein bisschen Hilfe

Doch wer steckt hinter Doit­clever? Neben dem Gründer, Eigentümer und Programmierer wird das Start-up durch Sommerhalders Freunde Mirco Ingenito und Matthias Odermatt unterstützt, die aber nicht direkt Teil des Projekts sind. "Das könnte sich aber auch noch ändern, abhängig davon, wie sich Doitclever entwickelt", meint Sommerhalder. "Matthias berät mich in Sachen Finanzen und hilft mir bei der Buchhaltung. Mirco studierte mit mir und kennt Doitclever seit der Entstehung. Auch in Kundenprojekte war er involviert und kennt ein paar Partner aus dem Netzwerk."


Sommerhalder selbst arbeitet Teilzeit und nicht Vollzeit an Doitclever.ch, da die Kundenprojekte vollständig durch Partner abgewickelt werden können: "Ich kann mir also erlauben, mich etwas bedeckt zu halten und mich um den Kern des Projektes zu kümmern."

Herzstück Online Creator

Das Herzstück der Cloud-Plattform bildet auch heute noch der Online Creator, ursprünglich konzipiert für einfache Webseiten. Dieser wird stetig aktualisiert und lässt sich heute durch rund 20 Plug­ins erweitern. "Die Stärke unseres Online Creators liegt darin, dass er sowohl von einem Laien als auch von einem Profi gleichermassen genutzt werden kann. Wir nutzen dazu einen einfachen Trick: Was der Kunde nicht braucht, blenden wir aus. Und was ein Profi braucht, blenden wir wiederum eben ein", so Sommerhalder dazu.

Zudem setzt Doitclever auf ein simples Community-Prinzip: Wenn jemand Hilfe benötigt, so wird er mit einem vertrauenswürdigen Partner verbunden. Die Idee dazu kann Sommerhalder 2017: "Ich wollte, dass das Tool von Marketing- und Webagenturen genutzt wird, damit ich Kunden mit eben diesen Agenturen verbinden kann. Ausserdem sollten diese idealerweise auch Kunden von sich aus zur Plattform bringen. Ab hier galt es, Kunden und Partner zu unterstützen." Egal, ob Marketingagenturen, Grafiker, Texter oder andere Kommunikations­profis für ihre Kunden ein Webprojekt realisieren, Doitclever stellt sicher, dass immer auch weitere Dienstleister mitwirken können. "Wenn sich mehrere Profis gemeinsam einem Kunden widmen, erhält dieser schlussendlich die beste Leistung. Eine Win-Win-Situation für alle", so Sommerhalder. Die mit Doitclever erstellten Webseiten sind dabei Provider-­unabhängig.


2018 kamen dann erste Partner hinzu, beispielsweise Jeanneret Business Solutions. "Die junge Gründerin und Eigentümerin Fabienne Jeanneret realisierte gleich zu Beginn ein paar interessante Projekte und glaubte an die Idee von Doitclever", erinnert sich Sommerhalder. "Ich erkannte, dass ich mich nun auch im B2B-Markt bewegte und gründete jetzt erst die GmbH."

Partner, Plugins & Whitelabeling

Bis ins Jahr 2019 wurden dann rund 25 Webseiten von Partnern realisiert. "Diese halfen mir, den Software Core weiter zu verbessern", so der Gründer. Auch die Anzahl Plugins nahm zu, welche im Online Creator verfügbar sind – ein kleines aber feines Extra, denn nur sehr wenige Cloud-Plattformen erlauben Plugins. "In diesem Jahr fühlte sich das Vorhaben zum ersten Mal nicht mehr nach einer jungen Idee an, sondern viel eher nach einem echten Vorhaben. Jetzt gilt es, den Drive mitzunehmen", meint Sommerhalder.

Heute richtet sich die Plattform insbesondere an Unternehmen, die zwar eher ein kleines Budget haben, aber trotzdem eine professionelle Webseite auf die Beine stellen wollen. Andererseits sei der Online Creator aber auch für Marketing- und Webagenturen interessant, so Sommerhalder. "Solche Agenturen können den Online Creator nutzen, um Kundenprojekte effizient und unkompliziert zu realisieren", erklärt der Gründer. "Auch Whitelabeling lassen wir bis zu einem bestimmten Grad zu und zwischen Kunden kann man ebenfalls leicht hin und her switchen, ohne sich immer wieder erneut anmelden zu müssen."

Hosting, Preismodell, Abos

Besonders spannend an Doitclever sei aber, so Mario Sommerhalder, dass man die Webseiten mit einem externen Hosting synchronisieren könne. "Der Kunde kann so seinen Hoster, egal ob Green, Hostpoint, Hoststar, und so weiter, selbst auswählen." Bei Jimdo beispielsweise muss man das Hosting gleich dort beziehen, kann später also nicht zu einem anderen wechseln. "So können Kunden ihr bestehendes Hosting auch behalten, wenn sie auf unser System wechseln", erklärt der Gründer weiter. "Auch bei Wordpress gibt es meist ein Problem: Wordpress muss oft etwas mühsam auf dem Server installiert werden und kann so auf kein anderes Hosting dupliziert werden. Diese Probleme gibt es bei uns nicht, da wir die Webseiten direkt via FTP auf das Hosting des Kunden transferieren."

Das Preismodell von Doitclever funk­tio­niert derweil ähnlich wie bei Jimdo oder anderen Hosting-Anbietern. "Der Kunde bezahlt eine monatliche Gebühr, welche ihm jedoch jährlich in Rechnung gestellt wird", erklärt der Gründer. Die Plugins kauft man dabei in der Regel einmalig oder man löst gleich das grösste Abo, da dadurch alle Plugins kostenlos zur Verfügung gestellt werden.


Spannender sei hier aber vielmehr die Frage, wie die Partner entlöhnt werden. "Da wir keine Knebelverträge mit unseren Partnern machen, dürfen diese komplett selbst entscheiden, was sie vom Kunden für ihre Dienste verlangen", erklärt Sommerhalder. "Sie bleiben so absolut unabhängig. Das kommt gut an, denn niemand musste sich bisweilen für uns verbiegen."

Bis heute wurden 148 Webseiten mit Doitclever umgesetzt. Davon haben aber nur rund 15 Prozent ein kostenpflichtiges Abo gelöst. "Es wäre schön, wenn Doitclever.ch eine bekannte Schweizer Plattform werden würde. In ein bis zwei Jahren sollen Kunden hier kompetente Partner finden und selbständig mit diesen in Kontakt treten können. So soll die Plattform weiter wachsen können, ohne dass es eine einzelne Person dazu braucht, die das ganze unterhält. Ich wünsche mir eine Plattform, welche durch sein Netzwerk selbstständig lebt", so Sommerhalder. (swe)


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