Der häufige Kauf neuer digitaler Geräte belastet die Umwelt stark. Bei Schweizer Jugendlichen macht die Produktion drei Viertel der gesamten Umweltbelastung aus. Wird ein Mobiltelefon drei Jahre lang statt den in dieser Altersgruppe durchschnittlich zwei Jahren benutzt, wird die Umweltbelastung durch die gesamte Mobiltelefonnutzung um ein Viertel reduziert. Dies haben ZHAW-Forschende aus den Bereichen Ökobilanz, Psychologie und Nachhaltigkeitskommunikation im Rahmen des von der Stiftung Mercator Schweiz geförderten Projekts Digital Sufficiency gezeigt. Mehr als 800 junge Schweizerinnen und Schweizer im Alter von 12 bis 25 Jahren wurden zum Einsatz von Smartphones, Tablets & Co. befragt und daraus dann die entsprechende Ökobilanz berechnet. Auf dieser Basis wurde nun gemeinsam mit der Klimaschutzorganisation Myblueplanet und der Agentur Spinas Civil Voices eine Pilotkampagne gestartet, um junge Menschen zu motivieren, ihr Handy länger zu behalten, um so Ressourcen zu sparen.
Im täglichen Gebrauch von Smartphones, Tablets und dergleichen belastet der typische Schweizer Jugendliche die Umwelt mit rund 1100 Umweltbelastungspunkten. Das entspricht in etwa den Auswirkungen auf die Umwelt, wenn man 3,2 Kilometer mit dem Auto fährt, einen Hamburger isst oder zwei Taschenbücher kauft. Das verwendete Verfahren zur Berechnung deckt dabei ein breites Spektrum von Umweltbelastungen wie Ressourcenknappheit oder Emissionen ab und umfasst auch die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Geräten. "Besonders viel Ressourcen und Energie werden verbraucht, wenn die digitalen Geräte produziert und entsorgt werden", sagt die ZHAW-Forscherin Regula Keller. Der Besitz eines Geräts ist daher für die Umwelt viel ernster als das tägliche Chatten oder Surfen im Internet.
Der Besitz eines Geräts macht mehr als drei Viertel (76%) der Gesamtlast aus, während der Einsatz mit Datentransfer und Stromverbrauch nur 24 Prozent ausmacht. Dazu gehören sowohl die eigenen Geräte der Jugendlichen als auch anteilsmässig jene, die mit der Familie geteilt werden. Besonders Umweltschädigend ist dabei der Fernseher, da solche Geräte mehr Ressourcen verbrauchen als kleinere Geräte und fast alle Familien (96%) und fast jeder dritte Jugendliche einen TV besitzt. Darüber hinaus sorgen hohe Bildauflösungen für grossen Datentransfers in Rechenzentren, was entsprechend noch mehr Strom frisst. Unabhängig davon, welches Gerät verwendet wird, ist das Abspielen von Videos aufgrund der grossen Datenmenge am energieintensivsten.
Aufgrund dieser Forschungserkenntnisse testeten die ZHAW-Forschenden zusammen mit der Klimaschutzorganisation myblueplanet und der Agentur Spinas Civil Voices neue Wege, um Jugendliche für einen umweltbewussten Umgang mit ihren Smartphones zu gewinnen. Mit einer Sensibilisierungskampagne sollten Jugendliche dazu motiviert werden, öffentlich ein Versprechen abzugeben, ihr Handy mindestens drei Jahre lang zu nutzen. Um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, wurde ein fiktives Crowdfunding für das langlebigste Mobiltelefon aller Zeiten lanciert: das
Ugphone. Dieses ist zwar absolut widerstandfähig und daher umweltschonend, aber auch dermassen unpraktisch, dass es Jugendlichen wie eine Strafe vorkommen muss.
(swe)