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Vier MFP für KMU unter der Lupe
Quelle: HP

Vergleichstest

Vier MFP für KMU unter der Lupe

Auch wenn im Geschäftsalltag immer mehr Dokumente digital erzeugt und verarbeitet werden, benötigen die meisten Unternehmen nach wie vor Drucker. "Swiss IT Magazin" hat vier Business-MFP namhafter Hersteller auf Herz und Nieren geprüft.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2018/01

     

Man könnte dem Eindruck erliegen, einen Multifunktionsdrucker für das eigene Unternehmen zu kaufen, sei heute eine relativ einfache Sache. Letztlich gilt es lediglich zu entscheiden, ob man bei der Drucktechnologie auf Tinte oder Laser setzt, denn die meisten multifunktionalen Geräte kommen heute mit allen wichtigen Features daher, die anspruchsvolle Geschäftskunden erwarten, wie eine drahtlose Anbindung, einen Scanner, Fax, Duplexdruck und so fort. In Tat und Wahrheit entwickeln sich aber auch die Druckertechnologien ständig weiter und so gibt es auch bei den gängigen Druckverfahren immer wieder Neuerungen, die es in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen gilt. "Swiss IT Magazine" hat vier aktuelle MFP-Modelle der Marken Brother, Canon, Epson und HP im Hinblick auf ihre Tauglichkeit im Geschäftsalltag getestet. Sie verwenden unterschiedliche Drucktechnologien, verfügen aber sonst über vergleichbare Features und sind auch im Anschaffungspreis ähnlich positioniert. Bekanntlich sind aber die effektiven Druckkosten ausschlaggebend sowie die Qualität der Ausdrucke, weshalb sich hier gerade für kleinere Unternehmen ein zweiter Blick lohnt.
Vergleicht man zunächst die Datenblätter der vier Multifunktionsdrucker, dann fällt auf, dass sich die Testkandidaten in sehr vielen Punkten ähnlich sind, so zum Beispiel im Umfang der Funktionen und der Konnektivität. So gehört es heute offensichtlich zum guten Ton, in einem Business-MFP einen NFC-Chip für den drahtlosen Druck ab Mobilgerät zu verbauen. Auch kaum aus einem Gerät dieser Klasse wegzudenken: ein Farb-Touchscreen. Von den technischen Spezifikationen her gesehen schenken sich die vier getesteten MFPs also nicht viel, der Teufel steckt hier buchstäblich im Detail. Ein wenig anders sieht es bei der Qualität der Ausdrucke und der Geschwindigkeit der Geräte sowie der Höhe der Folgekosten aus, aber dazu später mehr. Zu Beginn ist es wichtig darauf hinzuweisen, die Drucker nach der Inbetriebnahme nicht nur über die Windows-Einstellungen zu installieren, weil dabei nur generische Treiber geladen werden. Der Download spezifischer Herstellertreiber ist daher ein Muss. Diese sind auf das jeweilige Gerätemodell zugeschnitten und erlauben die Nutzung verschiedener Zusatzfunktionen, die in den generischen, von Windows installierten Treibern nicht oder nur mit Einschränkungen abgebildet sind.

Testumgebung

Der Test fand wie bei "Swiss IT Magazine" üblich nicht unter Laborbedingungen statt, sondern praxisnah im normalen Bürobetrieb. Die Drucker waren jeweils über dasselbe Gigabit-Ethernet-Kabel mit dem Netzwerk unserer Redaktion verbunden. Die zu druckenden Dateien wurden vom selben PC aus über das Netzwerk an den Drucker gesendet und nicht via USB-Kabel, um den Normalfall in einer Büroumgebung zu testen, in der sich mehrere Nutzer einen Drucker teilen. Als Papier wurde handelsübliches Kopierpapier mit einem Gewicht von 80 g/m² verwendet.


Die Druck-, Kopier- und Scan-Geschwindigkeit wurde jeweils mit einer digitalen Stoppuhr gemessen. Hierzu ist zu sagen, dass die gemessenen Geschwindigkeiten mitunter von den Herstellerangaben abweichen. So wirkt sich die Latenz der Datenübermittlung über das Netzwerk an den Drucker auf die Zeit aus, die das Gerät bis zum Druck der ersten Seite benötigt. Eine Übertragung von einem via USB-Kabel direkt mit dem Drucker verbundenen Rechner würde vermutlich weniger Zeit in Anspruch nehmen. Ausserdem messen viele Hersteller die Anzahl gedruckter Seiten pro Minute mit der Einstellung "Entwurf", während sich unsere Messungen jeweils auf die Standard-Einstellung beziehungsweise auf die mittlere Druckqualität beziehen. Die Scangeschwindigkeit wurde bei einer Auflösung von 300 dpi gemessen, wobei die Scans als PDF auf einen USB-Stick gespeichert wurden. Die Druckkosten haben wir nicht selbst errechnet, sondern haben uns auf die Angaben von Druckkosten.de verlassen, die in Euro berechnet werden.

Brother MFC-J6935DW

Brother schickt den Inkjet MFC-J6935DW ins Rennen, mit einem Preis von 449 Franken das günstigste Gerät im Feld und darüber hinaus das einzige, das auch Papier im Grossformat A3 bedrucken kann. Brother ist der einzige der vier Hersteller, der einen A3-Business-MFP in diesem Preissegment anbietet. Bewertet haben wir den Druck auf A3-Papier allerdings nicht. Trotz A3-Verarbeitung ist der Drucker sehr kompakt, handlich und mit 23,7 Kilo Gewicht sogar das zweitleichteste Gerät in der Testreihe. Einen kleinen Abstrich muss man dafür aber in Kauf nehmen: Auch wenn die Verarbeitung des Druckers als gut zu bezeichnen ist, so lottern doch hier und da einige bewegliche Teile. Die Papierkassetten haben geringfügig Spiel und auch die übrigen Schächte sind für unseren Geschmack zu beweglich. Auch die Tasten des Bedienfeldes sind wacklig, jedoch lassen sich damit alle Eingaben problemlos tätigen und auch der Touchscreen reagiert auf Anhieb. Die Menüführung ist simpel und selbsterklärend. Weniger geglückt ist die Positionierung der Anschlüsse, die allesamt im Inneren des Gerätes unter dem Scanner liegen, so dass man diesen hochklappen muss, um ein Kabel anzu­schliessen, das dann über einen Schacht nach aussen geführt wird. Praktisch ist das nicht unbedingt.


Der MFC-J6935DW macht seine Sache ordentlich, wenn es darum geht, Texte in Schwarzweiss zu drucken, auch im Duplexmodus. Weniger gut schlägt er sich allerdings beim Farbdruck. Die Bilder lassen feine Details vermissen und man kann spaltenweise feine vertikale Linien erkennen. Womöglich liesse sich dies noch justieren, jedoch haben wir alle Geräte bewusst in den Grundeinstellungen getestet, denn die wenigsten Nutzer werden sich die Mühe machen, hier von Hand nachzubessern. Was auch auffällt ist, dass die Qualität der Farbdrucke nicht konstant ist, die Intensität der Farben variiert bisweilen merklich, grundsätzlich sind die Farben aber eher zu knallig. Die Scans wiederum gehen in Ordnung, auch wenn sie leicht grobkörnig sind. Allgemein ist der Brother der langsamste Drucker im Test.

Canon i-Sensys MF735Cx

Canon hat uns einen i-Sensys MF735Cx Farblaser zur Verfügung gestellt, der mit einem Preis von 519 Franken nur unwesentlich teurer ist als das Gerät von Brother, aber günstiger als die Produkte von Epson und HP. Die Verarbeitung des Gerätes ist sehr gut. Nichts wackelt oder lottert. Auch optisch weiss der i-Sensys zu gefallen und sieht nicht unbedingt wie ein langweiliges Business-Gerät aus. Der Auswurfschacht liegt unter dem Scannerbett, wodurch keine Bauteile hervorstehen. Einziger Schwachpunkt des Gerätes ist ausgerechnet das Bedienfeld. Der Touchscreen reagiert teils nur unzuverlässig auf Eingaben, andere Male hingegen – vor allem beim Scrollen in den Menüs – dermassen empfindlich, dass man schon einmal einen Menüpunkt anwählt, obwohl man in der Liste weiter nach unten gelangen wollte. Auch die Menüführung ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Einige Einstellungen verstecken sich unnötig in der Menüstruktur. Das ist insofern problematisch, als das Gerät über keinerlei Tasten verfügt, so dass alle Eingaben am Touchscreen getätigt werden müssen.


Punkten kann das Gerät aber in der wichtigsten Disziplin: dem Druck. Wie von einem Laserdrucker zu erwarten, sind die Ausdrucke sowohl in Schwarzweiss als auch in Farbe gestochen scharf. Auf den Bildern lassen sich auch kleine Details erkennen, die Farben sind satt und wirken realitätsnah. Das hat allerdings seinen Preis. Eine gedruckte Seite kostet beim Canon durchschnittlich 13,3 Cents, das ist Rekord im Testfeld und fast doppelt so teuer wie der nächste Konkurrent. Scannen tut er kompetent, jedoch darf man keine Wunder erwarten. Allerdings erlaubt es der Canon als einziges Gerät nicht, die Scan-Auflösung in dpi festzulegen. Der Nutzer kann lediglich zwischen drei Qualitätsstufen wählen. Dafür ist der i-Sensys mit der mittleren Einstellung recht flott unterwegs und schafft pro Minute 27 Seiten in Schwarzweiss und 14 in Farbe, ausserdem kann er auch beidseitig bedruckte Seiten im Duplexmodus scannen.

Epson Workforce Pro WF-6590DWF

Epson führt den Tintenstrahler Workforce Pro WF-6590DWF ins Feld. Er ist mit einem Preis von 600 Franken geringfügig teurer als der Kandidat von HP und damit das teuerste sowie grösste und schwerste Gerät, das wir getestet haben. Schon rein äusserlich stellt dieser MFP klar, dass es sich hier um ein Business-Gerät handelt. Die Verarbeitung ist tadellos, der Drucker wirkt sehr robust. Das Bedienfeld erstreckt sich fast über die gesamte Breite der Frontseite und ist nicht schwenkbar, dafür gibt es nebst dem Touchscreen für viele Funktionen separate Tasten, was die Bedienung erheblich erleichtert. Die Menüführung ist ebenfalls gelungen und sehr intuitiv.


Der Workforce Pro ist ein Arbeitstier, das dafür ausgelegt ist, monatlich bis zu 65’000 Seiten zu drucken, das sind 15’000 Seiten mehr, als die nächsten Konkurrenten von Canon und HP schaffen. Seine Stärke liegt im Druck schwarzweisser Textseiten, von denen er 24 pro Minute abarbeitet, aber auch Farbdrucke gelingen ihm gut. Bilder wirken homogen ohne Linien oder Raster, die Farben sind allerdings eher etwas blass und haben einen leichten Hang zum Gelbstich. Dennoch, die Qualität weiss zu überzeugen. Auch das Scannen beherrscht der Workforce Pro gut und produziert hervorragende Scans, die sehr nah an das Quell­material herankommen. Beim Drucken und Scannen geht der Epson zügig zur Sache, weniger jedoch beim Erstellen von Kopien. Wer also viele Kopien von Druckerzeugnissen anfertigen muss, sollte zu einem anderen Gerät greifen. Unschlagbar ist der MFP von Epson im Bereich der Druckkosten. Diese belaufen sich auf gerade einmal 0,039 Euro pro Seite und sind damit rund halb so hoch wie diejenigen der beiden anderen Tintenstrahler von HP und Brother.

HP Pagewide Pro 477dw

HP hat uns mit dem Pagewide Pro 477dw ebenfalls einen Tintenstrahldrucker ans Herz gelegt, der mit der patentierten Pagewide-Technologie operiert, bei der der Druckkopf aus mehreren Modulen besteht, die versetzt angeordnet die gesamte Breite des Blattes abdecken. Damit muss sich der Druckkopf nicht horizontal bewegen, um Tinte auf das Papier zu bringen, wodurch höhere Druckgeschwindigkeiten möglich sind. Darüber hinaus hat diese Art der Konstruktion zur Folge, dass der Pagewide Pro sehr leise zu Werke geht. Das Gerät selbst ist zwar das zweitteuerste, aber auch das leichteste im Testfeld, ähnlich wie Canons Kandidat sehr kompakt und kommt ohne hervorstehende Bauteile aus. Auch die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig. Interessantes Detail: Der Auswurf wird durch eine Klappe geschützt, die sich automatisch öffnet, wenn Papier ausgeworfen wird, und sich danach wieder schliesst.


Der Pagewide Pro druckt schwarzweissen Text gestochen scharf und braucht sich damit nicht vor der Laser-Konkurrenz zu verstecken. Aber auch die Farbdrucke sind von sehr hoher Qualität. Die Farben sind satt und dennoch realitätsnah, ausserdem lassen sich auf Bildern auch die kleinsten Details problemlos ausmachen. Das beste Verkaufsargument für HPs MFP ist aber die Geschwindigkeit. Der Pagewide Pro ist darin ungeschlagen und schafft 41 Seiten pro Minute in Schwarzweiss und 33 in Farbe, das ist rund eineinhalb Mal soviel, wie das zweitschnellste Gerät von Canon schafft. Aber auch beim Kopieren und Scannen kann sich der MFP von HP mit dem Testkandidaten von Canon messen und ist in einzelnen Disziplinen sogar schneller. Bei den Druckkosten liegt der Pagewide Pro auf Platz zwei hinter dem Gerät von Epson, was angesichts der hohen Geschwindigkeit zu verschmerzen sein dürfte. Damit schnürt HP ein gelungenes Rundumpaket und geht als Sieger aus unserem Test hervor.

Siegerehrung

Mit gutem Gewissen können wir sagen, dass sich keiner der geprüften Drucker als Fehlkauf erweisen würde. Es gibt im Einzelnen jedoch durchaus Unterschiede. Je nachdem, welche Anforderungen ein Unternehmen an einen Drucker stellt, eignet sich ein Modell besser als ein anderes. Geht es darum, möglichst viel textlastige Dokumente zu überschaubaren Kosten zu drucken, dann bietet sich der Kauf eines Workforce Pro WF-6590DWF von Epson an. Möchte man hingegen hauptsächlich ein schnelles Gerät, dann sollte man wohl eher zu einem i-Sensys MF735Cx von Canon oder zum Pagewide Pro 477dw von HP greifen. Das Gerät von Brother hingegen ist günstig in der Anschaffung und hat darüber hinaus das Plus, dass es auch Papier im A3-Format bedrucken kann. Möchte man von all dem den besten Mix, dann tendieren wir jedoch dazu, den Testsieger von HP zu empfehlen. (luc)

Kommentare
Zitat aus dem Newflash von HP: "Bei den Business-MFPs hat HP die Nase vorn und bestätigt dies nachhaltig. Lesen Sie dazu den Bericht im «Swiss IT Magazin»." (Link auf Ihren Artikel) Halte ich für weit aus dem Fenster gelehnt, wenn in Ihrem Test zahlreiche Mitbewerber wie bspw. Xerox nicht getestet wurden.
Montag, 26. Februar 2018, Hans Fröhlich



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