Auch Schweizer Politiker sind nicht vor gehackten Online-Accounts gefeit – allerdings kann dies bei ihnen angesichts dessen, dass immer mehr heikle politische Inhalte auch elektronisch ausgetauscht werden – ungleich heikler sein als beim "Normalbürger". Wie nun der "Tagesanzeiger"
berichtet, finden sich tatsächlich unzählige Accounts von Schweizer National- und Ständeräten in Datenbanken von gehackten Konten. Herausgefunden hat die Zeitung dies dadurch, dass sie in einer Datenbank mit Millionen von geleakten Internetkonten nach den beruflichen und privaten E-Mail-Adressen aller National- und Ständeräte gesucht hat. Dabei wurden insgesamt 37 Treffer gelandet – darunter Nutzernamen und Passwörter von E-Mail-Konten, Linkedin-Profilen und Zugängen zu Filehosting-Systemen wie Dropbox, so der "Tagi".
Das bedeute also, dass die Internetkonten von rund jedem achten Parlamentarier für Dritte zumindest zwischenzeitlich zugänglich waren. Wie die Zeitung weiter schreibt, seien Politiker aus allen Parteien betroffen – namentlich genannt werden Heinz Brand von der SVP, Isabelle Chevalley von der GLP und Christian Levrat von der SP. Letzterer soll gleich zwei Mal in der Datenbank auftauchen, und zwar mit seiner privaten Bluewin-Adresse und mit seiner offiziellen Parl.ch-Adresse, beide Male in Zusammenhang mit einem Dropbox-Konto. Levrat erklärt gegenüber dem "Tagesanzeiger", dass der Datenklau bereits eine Weile zurückliege, und er laut seiner Erinnerung das Konto damals nur nutzte, um Vorlagen für Plakat-Politwerbung auszutauschen.
Problematisch seien die Lecks unter anderem auch deshalb, weil Nutzer naturgemäss dasselbe Passwort für verschiedene Dienste nutzen und Passwörter selten gewechselt werden – das gilt auch für Parlamentarier. So schreibt der "Tagi" etwa, dass SVP-Nationalrat Heinz Brand, dessen Dropbox-Passwort geleakt ist, sein E-Mail-Passwort nie wechsle. Allerdings würde er Kommissionsgeheimnisse auch nicht digital austauschen, sondern sich im Zweifelsfall "für die Briefpost" entscheiden. GLP-Nationalrätin Isabelle Chevalley soll zuerst abgestritten haben, Dropbox zu benutzen, dann aber eingeräumt haben, zu privaten Zwecken ein Konto zu unterhalten. Darauf speichere sie nichts, was vertraulich sei.
(mw)