Die Consumer Electronics Show in Las Vegas stand in diesem Jahr im Zeichen der Sprachtechnologien. Den Konkurrenten eine Nasenlänge voraus scheint Amazon mit der Lösung Alexa zu sein, die zu einem Hauptthema der diesjährigen CES avancierte. So wurden in Las Vegas unter anderem ein Kühlschrank, mehrere Lautsprecher und Fernsehgeräte, ein Staubsauger, Waschmaschinen und Autos von Ford und VW präsentiert, die allesamt mit der smarten Sprachassistentin von Amazon ausgestattet sind. Ford-Alexa soll beispielsweise die Fähigkeit besitzen, mit den smarten Systemen daheim zu kommunizieren. Damit wäre es künftig möglich, während der Fahrt die Frage: "Haben wir noch genug Milch im Kühlschrank?" an die Sprachassistentin zu richten. Alexa soll dann Antwort geben können und auch gleich wissen, welcher Supermarkt in unmittelbarer Nähe ist und welches Geschäft Milch gerade im Sonderangebot hat.
Amazons Alexa ist Siri & Co. eine Nasenlänge voraus
Amazon hat Alexa 2014 auf den amerikanischen Markt gebracht, zunächst im hauseigenen vernetzten Lautsprecher Echo. Inzwischen assistiert Alexa in diversen Geräten vom Haarföhn über die Waschmaschine bis hin zum Auto und soll mehr als 7000 Fähigkeiten haben. Vor allem aber lernt Alexa neue Dinge hinzu. Amazon hat es geschafft, den Algorithmus hinter der smarten Sprachassistentin so zu entwickeln, dass sie neue Befehle oder Angewohnheiten des Nutzers sozusagen sanft lernt, sprich auch erkennt, dass nicht jede Gewohnheit gleich zur Regel wird. So unterscheidet sich Alexa inzwischen auch schon von den Technologien der Amazon-Konkurrenten Google, Microsoft und Apple, deren Lösungen zwar auch stetig besser werden, im Vergleich mit Amazons Lösung aber eher storchbeinig erscheinen. Sie konzentrieren sich zu stark auf die Regelmässigkeit der Gewohnheiten der Nutzer. Ein kleines Beispiel: Das iPhone will einen auch am Sonntagmorgen zur Arbeit schicken und zeigt entsprechend die schnellste Verkehrsverbindung dorthin. Das System von Alexa hingegen soll erkennen, dass Sonntag ist, und den Nutzer fragen, wohin er gehen möchte.
Google, Apple und Microsoft haben bis anhin versucht, ihre Lösungen in möglichst viele Produkte zu packen. Amazon hingegen sieht Alexa eher als ein Betriebssystem für Smart-Home-Technologien und hat sich nach der Einführung des Alexa-Lautsprechers Echo in erster Linie auf die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz hinter dem Sprachsystem konzentriert. Dementsprechend bietet Amazon schon seit längerem auch ein Programm, bei dem Drittentwickler Alexas Spracherkennung und künstliche Intelligenz für weitere Fähigkeiten, Skills genannt, benutzen und erweitern können.
Einen Wermutstropfen gibt es aber: Leider ist Alexa, aufgrund der fehlenden Präsenz von Amazon im hiesigen Markt, bis anhin kaum in der Schweiz angekommen. Zwar funktioniert die Sprachassistentin auch in Schweizer Haushalten einwandfrei, jedoch bezieht sie ihre Informationen aus Deutschland und nutzt deswegen beispielsweise keine Schweizer Tageszeitungen zur Beschaffung von News.
Microsoft Bot wurde zum Scheusal
Aber nicht immer funktionieren die intelligenten, selbstlernenden Technologien so, wie sie sollten. Das musste Microsoft im vergangenen Jahr schmerzlich erfahren. Die Redmonder haben versucht, einen Chatbot mit dem Namen Tay in den sozialen Netzwerken zu platzieren. Die Idee war, dass dieser die Verhaltens- und Kommunikationsangewohnheiten der 18- bis 24-jährigen Nutzer in den sozialen Medien erlernt. Das Resultat war verheerend: Gewiefte Internetnutzer haben die Lerngewohnheiten von Tay relativ schnell durchschaut und den Bot innerhalb von wenigen Stunden in ein rassistisches und sexistisches Scheusal verwandelt, so dass Microsoft sich gezwungen sah, ihn nach kurzer Zeit wieder vom Netz zu nehmen. Mit der Sprachlösung Cortana, der grossen Schwester von Tay, die inzwischen ihren fixen Platz im Windows-10-Betriebssystem bekommen hat, sollen diverse Nutzer schon Ähnliches versucht haben. Jedoch kann die Microsoft-Assistentin negative Inputs erkennen und soll jeweils selbständig versuchen, die Gespräche und Ideen der Nutzer in positivere Bahnen zu lenken. Falls dies nicht gelingt, hat Cortana sogar die Möglichkeit, eine Konversation abzubrechen.
LG bringt Alexa in den Kühlschrank
Ein Produkt, in dem Amazons Alexa zum Einsatz kommt, ist etwa der Smart-Instaview-Door-in-Door-Kühlschrank von LG. Der Frigo ist mit dem Betriebssystem WebOS ausgestattet, das unter anderem auch in LGs Fernsehgeräten zum Einsatz kommt. Kühlschrank-Alexa kann auf Befehl Rezepte suchen, Musik abspielen, Artikel auf die Einkaufsliste setzen oder selbständig Bestellungen bei Amazon tätigen. Doch damit nicht genug: Der smarte Kühler von LG analysiert mit Hilfe von Alexa die Lifestyle-Präferenzen der Nutzer und bereitet so etwa an heissen Sommertagen ohne Befehl von sich aus mehr Eiswürfel vor als im Winter.
(asp)
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