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Smartes Diktiergerät
Quelle: Philips

Philips Speechair

Smartes Diktiergerät

Mit dem Speechair versucht Philips die Vorzüge eines Smartphones mit denen eines professionellen Diktiergeräts zu verbinden. Das gelingt, aber noch nicht vollends.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/11

     

"Erleben Sie die Zukunft des Diktierens" verspricht die Philips-Tochter Speech Processing Solutions in einem Werbeflyer zu ihrem neuesten Produkt, dem Speechair. Dabei handelt es sich um die Kombination eines Android-Smartphones mit einem klassischen, professionellen Diktiergerät. Gibt es das nicht schon? Philips bietet im Google Play Store doch bereits seit einiger Zeit eine laut Beschrieb professionelle Diktier-App an. Wieso also ein neues und 815 Franken teures Gerät anschaffen, wenn ich schon ein günstiges Android-Smartphone habe? Es gibt einige Gründe die dafür sprechen, aber auch ein paar dagegen.

Dick und schwer

Das Speechair besitzt Hardware, die ein normales Android-Smartphone nicht bietet, so zum Beispiel einen gerade bei professionellen Anwendern wie Ärzten oder Anwälten sehr beliebten Schiebeschalter für Aufnahme, Stopp, Wiedergabe und Rücklauf sowie gleich drei Mikrofone (Richt, 360 Grad sowie MEMS), die in unserem Test für hervorragende Aufnahmen sorgten. Zudem kann sich auch der integrierte Lautsprecher hören lassen. Dafür muss der Speechair-Käufer mit einem im Vergleich zu aktuellen Android-Geräten schlecht auflösenden 4-Zoll-Display (480×800 Pixel), langsamen Prozessor (Cortex A9 mit 1,6 GHz) und veralteten OS (Android 4.4.2) auskommen.


Der wohl aber gewichtigste Unterschied, wortwörtlich: Laut Hersteller wiegt Speechair 116 Gramm, also nur unwesentlich mehr als andere aktuelle 4-Zoll-Smartphones. Unsere Waage zeigte jedoch 163 Gramm an, man kriegt also doch kein Leichtgewicht. Das Gerät liegt aber durchaus gut in der Hand, vielleicht auch, weil es wegen der erwähnten Spezial-Hardware mit 15 Millimetern deutlich dicker als andere Handys und Philips-Diktiergeräte ist. Die Verarbeitung ist top und man hat das Gefühl, dass man das Speechair auch ohne Schutzhülle mal fallen lassen könnte.

Ohne Karten-Slots

Natürlich bietet das Speechair wie für ein Smartphone üblich WLAN und Bluetooth. Diese Übertragungsmöglichkeiten fehlen den meisten klassischen Diktiergeräten. Nutzer können somit Diktate mit dem Speechair beispielsweise direkt per E-Mail teilen oder an einen Netzwerkordner schicken – beides funktionierte in unserem Test einwandfrei, wobei man die Aufnahmen vorher auch in Echtzeit verschlüsseln kann (256 Bit AES). Natürlich kann man das Gerät auch einfach an den PC anschliessen und so Daten übertragen – mit oder ohne die im Lieferumfang entahltene Docking Station. Ein physischer Austausch der Diktate, also via Speicherkarten, ist nicht möglich, da ein entsprechender Slot fehlt.


Leider fehlt dem Speechair auch ein Slot für SIM-Karten. Telefonieren ist trotzdem möglich, via Internet, doch mit der versprochenen Übermittlung der Aufnahmen jederzeit und von jedem Ort aus ist nichts. Dafür ist die Akkulaufzeit ansprechend: Nach zwei Tagen und gelegentlicher Nutzung wurden immer noch 50 Prozent angezeigt, die Herstellerangaben (bis zu 12h Aufzeichnung und 97h Stand-by) scheinen hier also zu stimmen.

Integrierbar in IT-Systeme

Dem Speechair liegt neben der Docking Station, diversen Kabeln und Adaptern sowie einem In-Ear-Kopfhörer auch ein USB-Stick mit einer Management-Software bei, um das Gerät zu konfigurieren. Optional gibt es auch noch eine Remote-Device-Management-Lösung. Wer sich für die 100 Franken teurere Speechair-Variante PSP1200 entscheidet, erhält ausserdem die Diktierlösung Speechexec Pro Dictate. Diese bietet zahlreiche nützliche Funktionen inklusive einer Spracherkennung (Dragon Naturally Speaking), die allerdings zusätzlich lizenziert werden muss.


Dank einem SDK ist es Entwicklern auch möglich, ihre eigenen Apps auf das Speechair zu bringen. Philips nennt hier etwa die Integration in ein Krankenhausinformationssystem, um so direkt auf Patientendaten zugreifen zu können. Diese kann man dank einer Kamera auch direkt mit Bildern anreichern. Die Installation von normalen Android-Apps ist ebenfalls möglich, allerdings gibt es keinen Play Store und man muss mit APK-Dateien arbeiten. (mv)


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