Insgesamt 12,6 Millionen Franken Strafe mussten die Automobil-Importeure 2015 zahlen. Der Grund: Sie verfehlten die Zielvorgabe für CO
2-Emissionen bei importierten Neuwagen. Diese Nachricht folgte nur wenige Monate auf die UN-Klimakonferenz in Paris 2015, wo die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius beschlossen wurde. Fast gleichzeitig legte das Bundesamt für Umwelt erstmalig eine Studie zu den Kohlenstoffrisiken für den Finanzplatz Schweiz vor. Hier wird eindringlich vor starken Auswirkungen auf die Profitabilität von Investitionen in karbonintensive Branchen gewarnt – vor allem da global verstärkt Tendenzen zu regulatorischen Eingriffen sichtbar werden.
Mit anderen Worten: Es tut sich etwas an der Klimafront. Das denkt auch Werner Halter, Mitgründer von
Climate Services. Sein Start-up hat eine Plattform entwickelt, die es Unternehmen erlaubt, Emissionsanalysen zu überschaubaren Kosten durchzuführen. Gleichzeitig bietet sein Unternehmen Beratungsdienstleistungen an und gibt, basierend auf diesen Analysen, Empfehlungen zur Emissionsreduktion. So bietet die Cloud-Lösung eine massgeschneiderte Alternative, wo bisher Excel-Bastelei dominierte.
Kostenersparnis dank IT
Mit dem Angebot einher geht eine starke Reduktion der Kosten: «Klimabilanzen waren bisher hauptsächlich ein Beratungsgeschäft. Mit unserer Plattform kann der Kunde viel selbst machen», so Halter, der seit mehr als zehn Jahren im Umfeld von CO
2-Reduktionsprojekten unterwegs ist. 2013 sah er die Zeit reif für einen neuen Ansatz – weg vom reinen Beratungsgeschäft gestützt auf Excel und hin zu einer eigenständigen Lösung. Mit dieser Idee bewarb er sich beim Wissenschafts- und Technologiezentrum des Kantons Fribourg (WTZ-FR) um eine Finanzierung – mit Erfolg. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Fribourg entwickelte sein Unternehmen zwischen 2013 und 2015 die CO
2-Plattform.
Um eine Klimabilanz zu erstellen, wird zunächst ein Gespräch geführt, um die Emissionsquellen und die CO
2-Abhängigkeit des Unternehmens festzulegen. Anschliessend wird die Eingabemaske auf die Bedürfnisse des Unternehmens eingestellt. Im Anschluss erfasst es die Daten selbständig. Schliesslich führt
Climate Services eine Qualitätskontrolle der Daten durch.
Das Ergebnis der Analyse führt allerdings nicht sofort zu Verbesserungsempfehlungen. «Gerade kleinere Unternehmen brauchen unsere Expertise, um aus den Ergebnissen konkrete Schritte abzuleiten. Grössere Kunden hingegen haben hierfür häufig eigene Kompetenzen», erklärt Halter. Der Vorteil der CO
2-Plattform liegt auch darin, dass sich die Daten jedes Jahr neu erheben lassen und vergleichbar sind. So kann eine nachhaltige Strategie gefahren werden. «Im zweiten Jahr sind die Unternehmen dann auch schon viel weniger auf uns angewiesen», so Halter weiter.
Nicht mehr nur Imagepflege
Der Zeitpunkt scheint günstig für
Climate Services, denn die eingangs erwähnten Entwicklungen scheinen einen Wandel der Klimapolitik anzuzeigen. «Für Unternehmen ging es bisher häufig um Imagepflege oder es war Ausdruck des persönlichen Engagements des Managements», sagt auch Halter. Doch jetzt gibt es vermehrt betriebswirtschaftliche Gründe, den CO
2-Ausstoss zu senken.
Seit einem Jahr ist die Plattform live und etwa 50 Unternehmen nutzen sie aktiv. Die Firmen kommen aus sehr unterschiedlichen Branchen wie Bau, Dienstleistungen, Transport oder Bankenwesen. Darunter sind namhafte und grosse Organisationen wie die Bank Pictet oder die Fachhochschule Freiburg. Aber auch zahlreiche Kleinunternehmen. «Unsere Kunden fangen bei vier Personen an. Das grösste Unternehmen hat 3500 Mitarbeiter», so Halter. Jetzt gilt es, die neue Plattform in der Schweiz bekannt zu machen.
Weitere Infos und alle Mitglieder auf einen Blick: www.swissmadesoftware.org