Achtung: Interessenskonflikt! Diese Kolumne sollten nur diejenigen lesen, die keine Probleme mit Product Placement und Schleichwerbung haben. Die keine Probleme haben, wenn z.B. Vesper Lynd in «Casino Royale» die Uhr am Handgelenk von James Bond erraten will und fragt «Rolex?» Seine Antwort «Omega», sie «beautiful». Eine meiner absoluten Lieblingsszenen. Auch wenn ich selbst immer noch Rolex trage. Aber ich bin ja schliesslich auch kein James Bond.
Ich bin aber bei verschiedenen Unternehmen engagiert, und so muss ich mir eben von Zeit zu Zeit Befangenheit vorwerfen lassen. So auch heute. Befangen – oder besser persönlich betroffen – bin ich als Vater von zwei Töchtern, wenn es um die Digitalisierung unserer Gesellschaft geht. Im Gegensatz zu meinen Eltern muss ich meinen Töchtern nämlich nicht nur beibringen, sich sicher im Strassenverkehr zu bewegen, keine giftigen Beeren oder noch Schlimmeres zu konsumieren und nicht mit fremden Leuten mitzugehen. Nein, ich muss sie auch vor übermässigem Fernsehen, vor planlosem Surfen im Internet, vor Chat Foren und vielem mehr behüten.
Der grösste Unterschied aber zu meiner Jugend ist, dass es an allen Ecken und Enden eine Gelegenheit gibt, Geld auszugeben. Geld ausgeben, das konnten auch wir schon, als wir jung waren. Der fundamentale Unterschied zu heute aber war, dass wir nur Geld ausgeben konnten, das wir im Portemonnaie hatten und nicht dank elektronischer Zahlung, Kreditkarte, Online Shopping, iTunes, App Store und Mobiltelefon alles auf Pump kaufen konnten.
Manchmal würden wir unsere Kinder am liebsten wie Odysseus an den Mast des Schiffes fesseln und ihnen die Ohren mit Wachs verschliessen, damit sie nicht dem verlockenden Klang der Sirenen verfallen und sich nicht dem Konsumrausch hingeben können. So ausgefeilt und subtil wie die Omega-Werbung in «James Bond» sind heute die Marketing-Anstrengungen der Werber, die vor allen Dingen auf ein jugendliches Publikum zielen. Verständlich also, dass viele den Versuchungen nicht widerstehen können, Geld auszugeben (das sie häufig nicht haben) und schliesslich vor einem Schuldenberg stehen, der nur schwer wieder loszuwerden ist.
Da wir unsere Kinder aber nicht anbinden können und wollen, gibt es nur einen Weg die Schuldenfalle zu umschiffen. Bereits in jungen Jahren müssen die Kinder (und auch viele Erwachsene) lernen mit Geld umzugehen, Konzepte wie Sparen, Investieren und Konsumieren erlernen – also die Grundsätze des ökonomischen Denkens.
Genau diese Herausforderung gehen die Gründer des Vereins Finance Mission (Lehrerverbände, Hochschulen und Kantonalbanken) an und haben einen unkonventionellen Ansatz gewählt. Nicht trockene Theorie, sondern ein Spiel soll es richten. Ein Spiel, das online, auf Handys und Tablets gespielt werden kann. Die Helden sind diejenigen, die ihr Geld und ihre Zeit richtig einsetzen. Die Arbeit, Schule und Freizeit in ein gutes ökonomisches Gleichgewicht bringen.
Der Ansatz, Inhalte und Botschaften in ein Spiel zu verpacken, ist nicht neu. Kinder lernten schon immer am besten spielerisch, denn der Mensch ist ein Homo ludens.
Neu aber ist die konsequente Umsetzung in unserer digitalisierten Welt. Gamification ist hier das Zauberwort. Denn wer das Herz des Spielers einmal erobert hat, hat auch dessen Geist erobert. Dass die Idee für das Spiel in der Schweiz entstand und von einem Schweizer Studio entwickelt worden ist, freut mich natürlich besonders.
Und hier ist er wieder – mein Interessenskonflikt.