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Musiker aus dem Netz
Quelle: swiss made software

Musiker aus dem Netz

Ohne persönliche Empfehlungen hatten es Musiker bislang schwer, offene Stellen zu finden. Das Start-up Subito MF will für Transparenz via Internet sorgen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/06

     

In der Schweiz gibt es über 200 Orchester sowie etwa 3500 Musikgesellschaften, Vereine und Chöre. Auftreten können sie alle nur mit einem kompletten Ensemble. Was passiert aber, wenn kurzfristig einzelne Musiker ausfallen?
Ersatz fanden die Ensembles bisher vor allem auf Basis persönlicher Empfehlungen. Ändern – beziehungsweise aufs Internet verlegen – will dies nun Subito MF aus Zürich. Das Start-up bietet die erste internetbasierte direkte Musikervermittlung der Schweiz. Zwar können auch heute schon Vakanzen auf verschiedenen Websites ausgeschrieben werden, doch müssen interessierte Musiker die Anzeige zuerst sehen. Im Anschluss muss meistens viel telefoniert werden, um Qualifikation und Verfügbarkeit sicherzustellen. Subito MF vereinfacht diesen Vorgang und reduziert den administrativen Aufwand.
Musiker erstellen dazu ihr Profil, bestehend aus Qualifikation (Master, Bachelor), Haupt- und Nebeninstrumenten, Orchester- und Wettbewerbserfahrung sowie administrativen Einzelheiten wie Wohnort, ob sie quellensteuerpflichtig sind oder selbstständig. Im Anschluss können sie via Kalender ihre Verfügbarkeit anzeigen. Auf diese Datenbank können Orchester und Chöre zugreifen. Die Bedürfnisse des Ensembles können bei der Abfrage genau eingestellt werden. So werden nur Musiker angezeigt, die genau auf das gesuchte Profil passen.

Markttransparenz

Diese Idee kam Mitgründerin Elena Gonzalez, sie ist ausgebildete Oboistin, als sie 2013 am Berner Bahnhof einen Musikerkollegen traf. Sie kam gerade aus Zürich, um bei einem Orchester auszuhelfen. Ihr Bekannter, ebenfalls Oboist, war gerade auf dem Weg nach Zürich, um dort das Gleiche zu tun. Warum reisen wir eigentlich, fragte sich Gonzalez, wenn doch qualifizierte Musiker vor Ort zur Verfügung stehen? So wurde die Idee zu Subito MF geboren.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit einem Mal werden die Musiker in einem bisher undurchsichtigen Markt permanent sichtbar und sind nicht mehr auf persönliche Empfehlungen angewiesen. Gleichzeitig zeigt die Plattform diejenigen zuerst, die dem Arbeitsort am nächsten sind – so sparen die Orchester Reisespesen und die Musiker Zeit.
In den folgenden 18 Monaten arbeitete Gonzalez zusammen mit ihrem Mann David Athanassoglou das Konzept aus und organisierte die Entwicklung. Seit September 2014 ist Subito MF live. Mittlerweile haben sich über 600 Musiker auf der Plattform registriert, die zurzeit mit 20 Prozent pro Quartal wächst, wie Athanassoglou angibt.

Datensicherheit

Subito MF richtet sich vor allem an Musiker in den Bereichen Klassik und Blasmusik. Hier kommt es weniger auf das zwischenmenschliche Element an, als vielmehr auf die Qualifikation des einzelnen Musikers. «Unser Matching funktioniert vor allem für grössere Ensembles. Bei kleineren Formationen steht die persönliche Chemie viel stärker im Vordergrund», so Athanassoglou.
Die Musiker zahlen 4.85 Franken im Monat, um auf der Plattform gelistet zu sein. Für Chöre und Orchester ist die Nutzung gratis. Sie müssen sich jedoch zuerst registrieren.Voraussetzung dafür ist, dass jemand im Auftrag eines seriösen Ensembles wie eines Vereins oder Orchesters Musiker sucht. «Datenschutz ist uns sehr wichtig», begründet Gonzalez diese Regelung. «Deshalb wird auch jeder neue Chor und jedes Orchester direkt überprüft, bevor Zugriff auf die Plattform gewährt wird. Aus-
serdem gilt der Grundsatz der Datensparsamkeit. Wir behalten nur, was unbedingt bei uns sein muss.» Aus diesem Grund werden zum Beispiel auch Kreditkartendaten nicht auf der Plattform selbst gespeichert, sondern beim Abwicklungspartner.
Subito MF ist zurzeit ausschliesslich auf die Schweiz konzentriert, blickt mit einem Auge aber schon gen Deutschland. Spruchreif ist allerdings noch nichts.


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