Im April 2013 hat die Wettbewerbskommission (Weko) eine Untersuchung im Bereich der Übertragungen von Live-Sport im Pay-TV eröffnet, weil es offenbar Anhaltspunkte für eine marktbeherrschende Stellung von
Swisscom gegeben hat. Im vergangenen Sommer ist dann ein Verfügungsentwurf veröffentlicht worden und dem Schweizer Telekomkonzern drohte eine Busse in der Höhe von 143 Millionen Franken (Swiss IT Magazine
berichtete). Nun kommt es für Swisscom nicht ganz so schlimm, doch die Weko büsst das Unternehmen immerhin mit 71'818'517 Franken.
Die Weko schreibt in einer Medienmitteilung, dass sie festgestellt hat, dass Swisscom mit den Tochtergesellschaften CT Cinetrade und Teleclub bei der Live-Übertragung von Spielen der Schweizer Fussball- und Eishockeymeisterschaft sowie von gewissen ausländischen Fussballmeisterschaften im Pay-TV marktbeherrschend ist. "Swisscom hat diese Marktbeherrschung in mehrfacher Hinsicht missbraucht. So hat Swisscom einigen Konkurrenten jegliches Angebot für die Ausstrahlung von Live-Sport auf deren Plattform verweigert. Andern Konkurrenten wie zum Beispiel Cablecom hat Swisscom nur Zugang zu einem reduzierten Sportangebot gewährt. Weiter konnten Konkurrenten anders als Swisscom selbst ihren Kunden Sportinhalte nur gekoppelt an das Basispaket von Teleclub anbieten", so die Weko weiter.
Swisscom will bis vor Bundesgericht gehen
Der Entscheid der Weko kann an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden, was
Swisscom auch tun wird. Angesichts "der sehr hohen Busse" und "des Grundsatzcharakters des Entscheids" wird man falls nötig sogar das Bundesgericht einschalten, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung erklärt. Gleichzeitig weist man die Vorwürfe der Weko entschieden zurück und hält eine Sanktion weiterhin für ungerechtfertigt. Man ist überzeugt, sich beim Vermarkten von Sportinhalten rechtmässig zu verhalten und will die nun vorliegende über 200-seitige detailliert prüfen.
Pierre Kohler, Präsident des Schweizer Kabelnetzverbandes
Suissedigital, begrüsst den Weko-Entscheid derweil. "Wir sind froh, dass die Wettbewerbskommission den von uns seit Jahren gerügten Missbrauch durch die Swisscom festgestellt und sanktioniert hat. Dieser Entscheid ist vor allem im Interesse aller Sportinteressierten in diesem Land." Und Kohler bittet Swisscom auf juristisches Geplänkel zu verzichten "und nun allen Anbietern eine faire Offerte für die Sportübertragungen zu unterbreiten."
Die Millionenbusse für den Konkurrenten wird auch von
UPC Cablecom begrüsst. Der grösste Schweizer Kabelnetzanbieter moniert aber, dass Swisscom nicht zu sofortigen kommerziellen Verhandlungen über die Weitergabe der Sportinhalte auch für Kundinnen und Kunden anderer Anbieter verpflichtet worden ist. Das sei bedauerlich und nicht nachvollziehbar. "Dadurch besteht die aktuell unhaltbare Situation weiter, obwohl mittlerweile für Wettbewerber von Swisscom und den Wettbewerb an sich ein erheblicher und nur schwer reversibler Schaden in Millionenhöhe entstanden ist", heisst es in einer Medienmitteilung.
(mv)