Täglich werden in der Schweiz kiloweise Nahrungsmittel weggeworfen, die vermutlich noch einwandfrei geniessbar wären. Schuld daran ist das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum. Nun gibt es mit dem Foodsniffer ein Gadget, das diese Verschwendung eindämmen und gleichzeitig vor Gefahren durch verdorbene Lebensmittel schützen will.
«Vertrauen Sie nicht Ihrer Nase. Vertrauen Sie Foodsniffer», prangt in grossen Lettern auf der Website des Unternehmens Foodsniffer, das den gleichnamigen tragbaren und elektronischen Fleischqualitätssensor verkauft. Er soll uns sagen, ob das Fleisch zu Hause im Kühlschrank noch geniessbar ist oder weggeworfen werden muss.
Im Test des TV-Magazins «Lifestyle» auf «Telezüri» ist der Foodsniffer durchgefallen, trotz vielen positiven Kommentaren und Tests, die man im Internet findet. «Swiss IT Magazine» wollte es darum selber wissen und hat sich die ab 115 Franken erhältliche und durch Rotronic-Secomp im Schweizer Online-Handel vertriebene elektronische Nase bestellt.
App für Android oder iOS
Im Innern des Foodsniffers stecken verschiedene Sensoren. Diese analysieren und messen die organischen Verbindungen und Gase der Luftzusammensetzung in der Nähe des Lebensmittels. Auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit sollen eine Rolle spielen. Anhand all dieser Daten wird dann entschieden, ob Fleisch, Geflügel oder Fisch noch frisch, bereits gesundheitsgefährdend oder sogar absolut ungeniessbar sind.
Die Analyse mit dem Foodsniffer dauert rund 20 Sekunden, wobei er erst kurz per Bluetooth mit einem Smartphone gekoppelt und bei unregelmässiger Nutzung ständig neu kalibriert werden muss, was bis zu einer Minute dauern kann. Über Bluetooth werden die gemessenen Daten dann ans Handy geschickt und in einer zugehörigen App ausgewertet. Die kostenlose Foodsniffer App gibt es für Android (ab Version 4.3) und iPhone (ab iOS-Version 8.0.2).
Die App zeigt mit den Farben Grün, Orange und Rot an, in welchem Zustand sich das tierische Lebensmittel befindet, also ob es noch frisch ist, gut durchgebraten werden muss oder nicht mehr gegessen werden kann. Um die Messung zu verfeinern, liefert der Hersteller einen Aufsatz mit, mit dem der Sensor direkt an das Fleisch gehalten werden kann.
Cervelat noch frisch – oder doch nicht?
Soweit die Theorie, kommen wir nun zur Praxis. Dafür haben wir uns die Schweizer Nationalwurst, einen Terrasuisse Cervelat aus der Migros, besorgt. Einen Tag nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum zeigte uns der Foodsniffer an, dass sie noch frisch ist. Diesen Eindruck hatten wir auch und hätten sie bestimmt noch auf den Grill geworfen.
Eine Woche später haben wir dieselbe Wurst, die unterdessen nicht mehr im Kühlschrank lagerte und längst nicht mehr verschweisst war, sondern an der frischen Luft auf einem Teller auf einen zweiten Test wartete, erneut überprüft. Wie empfohlen, haben wir sie ein paar Minuten in einen geschlossen Behälter gepackt und dann den Sensor reingesteckt. Und der war sich sicher: Die Wurst ist noch frisch, auch wenn uns die Optik etwas anderes sagte und der Cervelat mittlerweile doch sehr stark roch.
Da ein schönes und verlängertes Auffahrts-Wochenende auf uns wartete, verzichteten wir auf ein Testessen und warfen die Wurst trotz anderer Anweisung weg. Vermutlich hätte man sie aber tatsächlich noch problemlos essen können, wenn einem ein deutlich schrumpeligeres Aussehen und ein mit Sicherheit veränderter, reiferer Geschmack nichts ausgemacht hätte.
Quicktest
Wie genau und zuverlässig die Messresultate des Foodsniffers sind, können wir nach unserem kurzen Test nicht abschlies-
send beurteilen. Was wir aber feststellen konnten: Die Übersetzungen in der App sind zum Teil noch mangelhaft. Und welche Fleischsorte wählt man bei einem Cervelat? Schade ist auch, dass sich die Einsatzmöglichkeit des nicht gerade günstigen Gadgets momentan ausschliesslich auf Fleisch und Fisch beschränkt. Für Früchte oder Milchprodukte beispielsweise muss man also immer noch ausschliesslich seinen eigenen Sinnen vertrauen.
Info: Foodsniffer,
www.rotronic-secomp.ch
(mv)