Investitionen in erneuerbare Energien stiegen 2015 um fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 286 Milliarden Dollar, gemäss dem Global Trends in Renewable Energy Investment Report 2016 der Frankfurt School-UNEP Centre/Bloomberg. Getrieben wird diese Entwicklung nicht nur vom tieferen Verständnis um den Klimawandel, sondern auch durch das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld. Mittlerweile sind solch zukunftsgerichtete Infrastrukturprojekte eine der besten Möglichkeiten, langfristig stabile Renditen zu erzielen. Dabei stehen und fallen die Projekte mit der richtigen Finanzkalkulation. «Wer initial nicht richtig rechnet, kann das später kaum korrigieren, da die massgebliche Investition zu Anfang erfolgt», so Matthias Stettler, Mitgründer und CEO von Greenmatch. Das Start-up hat deshalb eine SaaS-Lösung entwickelt, welche die gesamte finanzielle Wertschöpfungskette von Wind-, Photovoltaik-, Hydro- und Biomasse-Projekten abbilden und den damit verbundenen Arbeitsablauf optimieren will.
Weg mit den Excel-Tabellen
Ziel des Start-ups ist die Ablösung des in der Branche vorherrschenden Gebrauchs von Excel-Tabellen. «Bisher verschickten Projektentwickler einfach Dossiers an Investoren», erklärt Stettler. «Die erste Rückfrage war dann, wie gerechnet wurde.» Greenmatchs Lösung erlaubt, alle relevanten Kalkulationen zentral in einem Finma-zertifizierten Schweizer Datacenter durchzuführen. Das fertige Finanzmodell kann bei Bedarf mit der integrierten Sharing-Funktion geteilt werden. Das bringt mehrere Vorteile: Das aufwendige und zeitraubende Hin-und-her von Dossiers und Excel-Tabellen entfällt. Und jeder am Prozess beteiligte Stakeholder kann genau nachvollziehen, wie gerechnet wurde. Ausserdem erfolgt der Austausch sensibler Daten, die millionenschwere Projekte betreffen, auf einer abgesicherten Plattform.
Greenmatch kann aber noch mehr: Beteiligt an solchen Prozessen sind nicht nur Projektentwickler und Investoren, sondern auch Banken sowie Berater und andere Dienstleister. All diese Stakeholder sind in eine Vielzahl paralleler Projekte involviert. Im Gegensatz zu Excel, wo viele Daten einfach verschwinden oder nur beschränkt vergleichbar sind, erlaubt Greenmatch den Vergleich derselben. Das ist zentral, da auf Investorenseite hundert Projekte evaluiert werden bevor in zehn investiert wird.
Teilen ist gratis, bearbeiten kostet
Greenmatchs Geschäftsmodell fusst auf Netzwerkeffekten: Je mehr Stakeholder auf der Plattform sind, umso mehr Daten lassen sich potentiell teilen und vergleichen. Natürlich stehen die Daten nicht einfach jedem zur Verfügung, sondern nur den individuell eingeladenen Parteien. Teilen ist auch immer gratis. Kostenpflichtig dagegen ist die Schreibberechtigung. Damit wird es möglich, eigene Annahmen zu hinterlegen und Varianten zu testen – beispielsweise da ein Investor einen anderen Zinssatz erhält oder von einem unterschiedlichen Windertrag ausgeht.
Greenmatch setzt den bisher vorherrschenden sehr individuellen Prozessen einen Standard entgegen. Das Selbstvertrauen hierzu basiert auf dem eigenen Erfahrungsschatz. Die Gründer kommen alle aus dem Beratungs- und Bankenumfeld und haben zusammen Investitionsprojekte für erneuerbare Energien im Wert von über einer halben Milliarde Franken gemanagt. Vor zwei Jahren entschlossen sie sich, ihr Know-how in eine Software zu stecken und gründeten Greenmatch. Seit 2013 sind über zehn Mannjahre in die Entwicklung geflossen. Diverse Kunden nutzen die Plattform bereits. Jetzt will Greenmatch wachsen. Noch gibt es eine sehr überschaubare Anzahl Konkurrenten. «Keiner hat unseren Funktionsumfang», so Stettler. Wer weiss, mit etwas Glück könnte es dem Swiss-Made-Unternehmen sogar gelingen, einen globalen Standard zu etablieren.