Drei Mal zwei in einem
Quelle: Microsoft

Surface Book, Surface Pro 4 + Lumia 950

Drei Mal zwei in einem

Ein Smartphone, das auch als PC dient, ein Tablet, das ein Notebook ersetzen kann, und ein Laptop, das auch ein Tablet ist. All das von Microsoft im Test.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/01

     

Seit Satya Nadella das Ruder übernommen hat, heisst es bei Microsoft «Mobile first, Cloud first». Die Cloud sorgt bereits für ordentlich Umsatz und Wachstum. Das Mobile-Business hingegen läuft noch nicht so richtig. Trotz der Nokia-Übernahme konnte das Unternehmen im Smartphone-Geschäft im Vergleich zur Konkurrenz bis jetzt kaum an Boden gewinnen und auch die eigentlich durchs Band positiv bewerteten Surface-Tablets setzen sich bei den Kunden nur langsam durch.
Ob Windows 10 dem Mobile-Business einen Schub verleihen kann? Microsoft setzt grosse Hoffnungen in sein neues, plattformübergreifendes Betriebssystem und hat im letzten Herbst auch gleich vier neue eigene Produkte rund um Windows 10 vorgestellt. Die beiden Smartphones Lumia 950 und Lumia 950 XL, das Tablet Surface Pro 4 und der allererste eigene Laptop, das Surface Book. Die neuen Smartphones und das neue Tablet stehen seit Ende 2015 in den Schweizer Verkaufsregalen. Das Surface Book kann hierzulande seit Anfang Januar bestellt werden. Ausgeliefert wird aber erst Mitte Februar, zudem ist das Notebook dann auch bei ausgewählten Retail-Partnern erhältlich. «Swiss IT Magazine» konnte das Surface Book trotzdem bereits testen und hat auch gleich das Lumia 950 und das Surface Pro 4 unter die Lupe genommen.

Surface Book - Ein richtiges Notebook, aber auch ein Tablet

Der eine oder andere hat sich nach der Präsentation des Surface Book (Bild S. 47) bestimmt gefragt, warum Microsoft nach den bereits als Notebook-Ersatz angepriesenen Surface-Pro-Tablets nun doch noch ein eigenes und richtiges Notebook anbietet. Sind Laptops nicht schon lange Geschichte? Offensichtlich noch nicht ganz. Positioniert wird das Surface Book mit seinem Surface-typischen Magnesium-Gehäuse als Gerät für alle, die eben doch noch ein bisschen mehr Leistung benötigen oder den geliebten Notebook-Formfaktor noch nicht aufgeben wollen. Dafür muss man allerdings das nötige Kleingeld mitbringen, das günstigste Modell kostet 1699 Franken. Immerhin erhält man für das Geld aber nicht nur einen Laptop, sondern auch ein Tablet. Das Display lässt sich nämlich von der Tastatur trennen und eigenständig nutzen. Microsoft spricht dabei von einem Clipboard und bewusst nicht von einem Tablet, weil das Surface Book primär als Notebook genutzt werden soll und letztlich auch nur so, also als Ganzes, verkauft wird.

Mit 725 Gramm ist das Clipboard (13,5 Zoll) nur unwesentlich schwerer als das iPad Pro von Apple (12,9 Zoll) und sogar leichter als das Surface Pro 4 (12,3 Zoll). Zudem stecken ein Core-i-Prozessor der neuesten Generation und ein Akku, der zirka für drei Stunden Energie spendet, in diesem Geräteteil des Surface Book. Mehr Saft, nämlich bis zu neun Stunden zusätzlich, gibt es, wenn der Tastatur-Block angeschlossen wird. Damit erhöht sich das Gewicht aber schlagartig auf über 1,5 Kilogramm und man spielt definitiv nicht mehr in der Tablet- oder Ultrabook-, sondern in der Notebook-Liga.
Neben dem zusätzlichen Akku sind im Tastatur-Teil auch alle Anschlüsse untergebracht, abgesehen vom Klinkenstecker, der sinnvollerweise im Clipboard platziert wurde. Es gibt zwei USB-3.0- sowie einen Mini-Displayport-Anschluss und einen Slot für SD-Karten. Weniger ist mehr, scheint man sich bei Microsoft zu denken und verzichtet sowohl auf einen HDMI-, einen RJ45- oder einen neuen USB-3.1-Port des Typs C, den das Smartphone Lumia 950 bereits bietet.

Aussergewöhnliches Scharnier

Je nach Modell ist im Tastatur-Block des Surface Book noch eine dedizierte Grafikkarte von Nvidia verbaut. Diese verhindert, dass man das Clipboard einfach so trennen kann, wie das beispielsweise beim Surface Pro 4 möglich ist. Man muss dazu erst eine spezielle Taste drücken, die ein Programm startet. Das überprüft dann im Hintergrund, ob alles in Ordnung ist und gibt entweder grünes Licht oder teilt mit, was man zu tun hat, bevor man die Trennung vollziehen kann.
Während unserem Test haben wir festgestellt, dass ein längerer Tastendruck notwendig ist und nach ein paar Sekunden ein deutliches Klicken zu hören ist. Es existiert also auch eine mechanische Blockade und selbst mit viel Kraft kann man das Display darum nicht trennen, wenn man nicht vorgängig die Taste drückt – zum eigenen Schutz. Hat man das Clipboard getrennt, kann man es übrigens auch verkehrt herum wieder andocken und dann auf die Tastatur legen. So kann man es sehr gut als Touch- oder Zeichengerät nutzen und gleichzeitig von voller Grafik-Leistung profitieren.

Möglich macht diese Verwandlung ein von Microsoft selbst entwickeltes Scharnier, genannt Dynamic Fulcrum Hinge. Damit kann das Display stufenlos nach vorne und hinten geneigt werden – nicht ganz so weit wie dies mit dem Ständer (Kickstand) des Surface Pro 4 möglich ist, aber so weit wie das bei anderen Notebooks üblich ist. In geöffnetem Zustand wackelt das Display allerdings ein bisschen, kein Wunder bei über 700 Gramm. Wenn man sich bewegt, sollte man das Gerät darum vorsichtshalber schliessen. Ein Magnet hält dann beide Teile zusammen, leider jedoch ein bisschen zu gut. Das Öffnen des Notebooks wird somit zur Herausforderung und will geübt sein.
Leider lässt sich das Surface Book wegen dem Dynamic Fulcrum Hinge nicht komplett schliessen. Es bleibt ein bis zu ein Zentimeter grosser Spalt zwischen Tastatur und Display. Staub und Schmutz oder sogar Gegenstände können so beim Transport in einer Tasche einfach ins Gerät gelangen und für Kratzer auf dem Display sorgen oder die Tastatur beschädigen.
Die Tastatur ist Microsoft übrigens sehr gut gelungen und eines der wichtigsten Kaufargumente überhaupt. Sie ist sehr leise und verfügt über einen angenehmen Druckpunkt. Auch das Glas-Trackpad ist hervorragend und kann mit dem eines Macbooks, von dem sich Microsoft vermutlich inspirieren liess, mithalten. Mit im Lieferumfang enthalten ist ausserdem die neueste Version des Surface Pen, also ein weiteres Eingabegerät.

Viel Leistung, wenig Lärm, Pixel zuhauf


Mit dem Surface Book will Microsoft, wie auch Apple mit dem neuen iPad Pro, insbesondere Designer, Architekten und Ingenieure ansprechen. Zumindest hat man an einer Präsentation zum Launch des Gerätes in der Schweiz diese Anwendungsbereiche in den Vordergrund gerückt. Genügend Power bietet das Notebook dank den verbauten Prozessoren und der dedizierten Grafik für solche Anwender definitiv. Zudem gibt es hierzulande momentan bis zu 16 GB RAM und eine bis zu 512 GB grosse interne SSD, während in den USA sogar ein Modell mit einer 1-TB-SSD verkauft wird.
Trotz dieser leistungsfähigen Komponenten arbeitete unser Testgerät, übrigens noch ein Import-Modell von Digitec, sehr leise. Erst wenn es so richtig gefordert wurde, beispielsweise bei der Stapelverarbeitung von Fotos oder beim Gamen, sprangen die Lüfter an. Durch Lüftungsschlitze rund um das Clipboard und einen weiteren unten im Tastatur-Teil wird die Wärme abgeführt. Heiss, oder besser gesagt warm wurde das Surface Book trotzdem, aber nur das Clipboard. Dem Arbeiten auf dem Schoss, selbst unter Volllast, steht dahingehend also nichts im Weg.

Die Herzen vieler Nutzer höher schlagen lassen kann auch das Display des Surface Book. Es löst mit 3000x2000 Pixel auf und ist 1,2 Zoll grösser als das des Surface Pro 4. Das tönt erst einmal nicht nach viel, aber die zur Verfügung stehende Fläche ist doch um einiges grösser, wenn man die beiden Geräte direkt nebeneinander stellt und vergleicht. Und weil das Verhältnis ebenfalls bei 3:2 liegt, kann ein A4-Dokument auf dem neuen Microsoft-Notebook nun nahezu 1:1 dargestellt werden.
Am oberen Displayrand sind wie beim Surface Pro 4 zwei Kameras verbaut: Eine normale Kamera für Videotelefonie oder Fotos sowie eine Infrarotkamera für Windows Hello. Leider konnten wir die neue Anmeldemethode bei unserem Testgerät nicht ausprobieren, die entsprechende Einstellmöglichkeit fehlte. Das scheint aber ein Einzelfall zu sein.

Surface Pro 4 - Wichtige Detail-Verbesserungen


Das Surface Pro von Microsoft hat sich in den letzten Jahren gemausert. Seit der ersten Version des Tablets, die im Frühling 2013 auf den Markt gekommen ist, haben die Redmonder viel und vor allem an den richtigen Stellen geschraubt. Auch die aktuelle vierte Generation kommt mit einigen signifikanten Verbesserungen. So zum Beispiel mit einem neuen, integrierten Ständer, genannt Kickstand. Von fast ganz flach bis ganz steil lässt sich das Display nun stufenlos neigen.
Besonders gearbeitet wurde auch am Type Cover, das leider nach wie vor nicht zum Lieferumfang gehört und 150 Franken zusätzlich kostet. Die andockbare Tastatur lässt sich nun anwinkeln, womit deutlich angenehmer getippt werden kann. Der Druckpunkt und die Tastenabstände wurden noch einmal verbessert. Leider gibt die Tastatur beim Schreiben aber immer noch spürbar nach und kommt darum nach wie vor nicht ganz an die eines richtigen Notebooks heran.

Das von Grund auf neugestaltete Surface Pro 4 Type Cover ist weiter etwas schlanker und leichter geworden. Und es bietet ein neues, etwas grösseres Glas-Trackpad, das die Navigation deutlich verbessert. Toll am neuen Type Cover ist ausserdem, dass es auch mit dem Surface Pro 3 genutzt werden kann. Man muss sich also nicht unbedingt ein neues Tablet anschaffen.
Weniger praktisch ist der Stoffbezug, auf den Microsoft nach wie vor setzt. Er nützt sich schnell ab und bereits nach einigen Tagen und bei häufigem Transport sind deutliche Spuren zu sehen. Dafür fühlt sich das Cover dank dem Stoff angenehmen an.

Generalüberholter Surface-Stift

Im Gegensatz zum neuen Type Cover ist der neue Surface-Stift (Bild rechts), der ebenfalls stark überarbeitet wurde, im Lieferumfang des Surface Pro 4 enthalten. Das Erstellen von Notizen soll damit nun wie mit einem Kugelschreiber auf einem Notizblock funktionieren und sich auch so anfühlen. Wir haben es getestet und stellen fest, dass hier seit der ersten Generation wirklich grosse Fortschritte erzielt wurden.
Der neue Surface Pen arbeitet präzise und fein. Oben am batteriebetriebenen Stift befindet sich ein runder Knopf. Ein einfacher Druck öffnet die Onenote Notiz-
App, ein langer Druck die digitale Assistentin Cortana. Die Taste ist zudem ein Radiergummi: Einfach damit über das Display fahren und weg mit einer falschen Linie oder Zeichnung.
Mit dem neuen Stift und dank Windows 10 klappt auch die Handschrifterkennung mittlerweile sehr gut. Wir haben zu Testzwecken einen kurzen Text komplett ohne Tastatur nur mit dem Stift in Word geschrieben und waren erstaunt, wie gut und flüssig das ging. Nur das Eingabefeld dürfte noch etwas grösser werden, denn man schreibt auf dem Tablet automatisch etwas grösser als man das auf einem Notizblock tun würde, damit nachher auch alles erkannt wird.
Und für alle, die einen Stift öfters mal verlieren oder liegen lassen: Das Surface Pro 4 bietet an der linken Seite neu eine magnetische Halterung.

Tolles Display, hohe Performance

Das 12,3-Zoll-Display des Surface Pro 4 hat mit 2736x1824 Pixel eine sehr hohe Auflösung, ist hell und bietet einen guten Blickwinkel. Anschlussseitig ist man dagegen etwas dünn aufgestellt. Es gibt nur einen USB-Port (3.0) und nur einen Mini-
Displayport-Anschluss. Wer mehr benötigt, muss sich entsprechende Adapter kaufen, zum Beispiel einen für LAN-Kabel oder VGA-Stecker. Es gibt ausserdem eine Docking Station, die man gerade dann, wenn das Gerät oft auch zu Hause oder im Büro als PC-Ersatz genutzt wird, fast zwingend braucht.
In diesem Zusammenhang ist es auch von Vorteil, dass auf dem Surface Pro 4 Windows 10 Pro installiert ist, und nicht etwa Windows 10 Mobile. Das heisst, fast jede x-beliebige Software läuft, also auch ein normales Office und nicht nur die Universal Apps für Touch-Geräte. Ich bin also nicht abhängig vom Windows Store und davon, was dort angeboten wird.



Natürlich haben wir das Tablet auch etwas arbeiten lassen, um die Performance zu prüfen. Die verschiedenen Tests absolvierte das Gerät mit Bravour und zu einem grossen Teil lautlos. Bei wirklich grafikintensiven Anwendungen sprang der Lüfter aber an und war zeitweise schon fast unangenehm laut, allerdings jeweils nur für kurze Zeit. Interessanterweise meldete sich der Lüfter während unseren Tests auch einmal lautstark, als wir gar nicht mit dem Tablet arbeiteten und Windows im Hintergrund Updates installierte. Das hat uns weniger gefallen und war hoffentlich nur eine Ausnahme.
Zum Akku: Das Laden geschieht wie beim Surface Book über einen proprietären Anschluss und noch nicht über einen USB-Typ-C-Port, wie beispielsweise beim Lumia 950 oder dem neuen Macbook von Apple. Die Laufzeit liegt laut Hersteller bei maximal neun Stunden. In unserem Test schafften wir es bei normaler Nutzung auf sieben bis acht Stunden, also knapp einen ganzen Arbeitstag.

Gesichtserkennung statt Passwort

Schliesslich haben wir uns beim Surface Pro 4 auch noch Windows Hello angeschaut. Dabei handelt es sich um eine der wohl interessantesten neuen Funktionen von Windows 10, die es ermöglicht, sich ohne Passwörter an Geräten sowie Apps, Online-Diensten und in Netzwerken anzumelden. Stattdessen erfolgt eine biometrische Authentifizierung über eine Gesichts- oder Iriserkennung beziehungsweise per Fingerabdruck – je nach Gerät.
Um Windows Hello zu nutzen und in unserem Fall die Gesichtserkennung zu aktivieren, muss in den Anmeldeoptionen erst ein PIN erstellt werden. Die Einrichtung ist dann ein Kinderspiel und geht sehr schnell über die Bühne. Einfach kurz in die Kamera schauen, das war es schon. Und siehe da: Es klappt. Die Infrarot-Kamera des Tablets erkennt uns sofort, aus fast jeder Position, weiter weg oder leicht seitlich, alles kein Problem – ein Login in Sekundenbruchteilen, das problemlos funktionierte. Und sollte es doch einmal nicht klappen, dann kann man immer noch sein Passwort oder den PIN eingeben.
Natürlich stellt sich die Frage: Was ist mit den sensiblen Daten, die Windows Hello benötigt? Wo werden sie abgelegt und wie geschützt? Microsoft erklärt in den FAQ, dass alles verschlüsselt auf dem Gerät gespeichert wird. Es soll sich dabei auch nicht etwa um ein Bild, sondern um eine Art Diagramm handeln. «Windows wird niemals Bilder von ihrem Gesicht, ihrer Iris oder ihren Fingerabdrücken auf ihrem Gerät oder anderswo speichern», wird versprochen.

Lumia 950 - Wenn das Smartphone zum PC wird


«Von aussen ein Smartphone, im Herzen ein PC», beschreibt Microsoft sein neues Smartphone-Flaggschiff Lumia 950 (Bild S. 50), das ebenfalls auf unserem Prüfstand gelandet ist. Damit spielt der Hersteller gleich auf mehrere Dinge an, nämlich auf die hohe Performance des lediglich 150 Gramm leichten Gerätes (Hexa-Core-Prozessor mit 1,8 GHz und 3 GB RAM), sein Betriebssystem (Windows 10 Mobile) und die Continuum-Funktion. Letztere ermöglicht es, auf dem Smartphone installierte Anwendungen auf einem grossen Bildschirm anzuzeigen und zu nutzen.
Um testen zu können, wie sich das Lumia 950 als PC macht, haben wir uns das 99 Franken teure Microsoft Display Dock besorgt. Dieses wird via USB mit dem Smartphone und via HDMI- oder Displayport-Anschluss mit einem externen Monitor oder Fernseher verbunden. Gemäss Microsoft funktioniert Continuum aber auch mit Bildschirmen mit DVI- und VGA-Anschluss, falls man entsprechende Adapter besitzt. Das Smartphone kann ausserdem auch eine drahtlose Verbindung mit einem Miracast-Adapter oder -Gerät herstellen, was wir mangels Verfügbarkeit einer enstprechenden Lösung jedoch nicht testen konnten.

Hat man alles verkabelt, staunt man nicht schlecht. Der Bildschirm sieht tatsächlich fast so aus wie der eines Büro-PCs. Man darf sich aber nicht täuschen lassen, es ist kein vollwertiges Windows 10, sondern nur ein hochskaliertes Windows 10 Mobile mit dem Homescreen des Lumias als Startmenü und beispielsweise ohne den Task Manager. Das beste Ergebnis erhält man, wenn man das Smartphone mit einem Monitor mit Full-HD-Auflösung verbindet. Höhere oder exotische Auflösungen, wie beispielsweise die eines Bildschirms mit 21:9-Seitenverhältnis, wurden in unserem Test nicht unterstützt und das Bild entsprechend verzerrt. Teilweise konnte man das am Monitor zum Glück korrigieren.
Ein weiterer Wehrmutstropfen: Noch lange nicht alle Apps unterstützen die Continuum-Funktion. Zu denen, die es tun, gehören fast alle vorinstallierten Apps und die meisten aus dem Hause Microsoft, inklusive der ganzen Office-Palette und die ehemaligen Bing-Apps für News, Wetter oder Sport. Erfreulicherweise sind auch Facebook, Xing und Zattoo bereits bereit. Twitter, SBB, Whatsapp oder Synology haben hingegen noch Nachholbedarf, was ihre Anwendungen betrifft (Stand: Mitte Januar).
Eine App, die Continuum nicht unterstützt, kann stattdessen auf dem Handy geöffnet werden.

Noch kein vollwertiger PC-Ersatz


Die Zattoo-App für Windows 10 Mobile sieht auf dem Desktop super aus, Word und Co. skalieren ebenfalls sehr gut. Die Bedienung gestaltet sich einfach wie an einem PC und alles läuft flüssig. Auch drucken kann man, zumindest hat es mit unserem WLAN-fähigen Gerät funktioniert. Allerdings dauerte es länger als sonst, bis die Seite im Ausgabefach lag. Peripheriegeräte wie Maus oder Tastatur schliesst man dank drei USB-Ports ganz einfach am Display Dock an oder verbindet sie optional per Bluetooth. Ohne sie wird das Smartphone im Continuum-Modus zu einem digitalen Touchpad.
Während man Continuum nutzt und am Bildschirm mit Maus sowie Tastatur ein Dokument bearbeitet, TV schaut oder den Kalender konsultiert, kann man übrigens trotzdem mit dem Handy SMS schreiben, ja sogar telefonieren. Allerdings wird das Lumia 950 im Continuum-Modus sehr warm und man nimmt es nicht mehr gerne länger in die Hand, geschweige denn an den Kopf. Zum Glück wird der Akku am Display Dock gleichzeitig aufgeladen, der würde sonst vermutlich auch nicht allzu lange durchhalten.
Momentan können das Lumia 950 und Continuum noch keinen PC mit vollwertigem Windows, also beispielsweise ein Surface Book oder Surface Pro 4, ersetzen. Es besteht aber durchaus Potential, insbesondere dort, wo die PC-Dichte noch nicht so hoch ist wie bei uns in der Schweiz. Der Erfolg hängt ausserdem, wie der von Windows Phones überhaupt, mit dem App-Ökosystem zusammen, das noch immer deutlich hinter iOS und Android zurückliegt.

Iriserkennung vs. Fingerabdruck


Wie die beiden neuen Surface-Geräte bietet auch das Lumia 950 die Passwort-
Alternative Windows Hello, nur dass hier anstelle einer Gesichts- die Iris-Erkennung genutzt wird und sich die Funktion erst im Beta-Stadium befindet.
Die Einrichtung ist auch hier ein Kinderspiel, für eine optimale Erkennung sollte man aber unbedingt mehrmals die Augen scannen lassen. Im Gegensatz zum Surface Pro 4 klappt beim Lumia die Anmeldung mit Windows Hello noch nicht immer und dauert in der Regel etwas länger. Oft hält man das Gerät zu weit weg oder nicht schön gerade vor sich und es benötigt darum mehrere Anläufe bis zum gewünschten Ergebnis. Es kommt ab und zu auch noch vor, dass man gar nicht erkannt wird und dann den PIN eingeben muss. Wo dann jeweils das Problem liegt, ist schwierig zu sagen. An schlechtem Licht kann es nicht liegen, denn die Infrarotkamera arbeitet auch nachts. Sicher ist: Ein guter Fingerabdruckscanner, wie man ihn beim iPhone 6S findet, arbeitet momentan noch schneller und vor allem zuverlässiger als die Iris-Erkennung.

Austauschbarer Akku

Soweit zu Continuum und Windows Hello. Das Lumia 950 bietet aber noch einiges mehr. Zu erwähnen ist die Kamera auf der Rückseite, die Fotos mit bis zu 20 Megapixeln schiesst und sich im Vergleich mit anderen Smartphone-Kameras überhaupt nicht verstecken muss, im Gegenteil. Auch das 5,2-Zoll-Display (2560x1440 Pixel) kann sich sehen lassen, Windows 10 Mobile läuft sehr flüssig und schnell, wie auch die meisten Apps. Nur einige, meist ältere Anwendungen, lassen etwas auf sich warten.
Ein weiterer Vorteil des neuen Microsoft-Handys gegenüber anderen Geräten: Man kann den Akku austauschen. Die Kunststoff-Rückseite lässt sich nämlich abnehmen. Und wem das Cover nicht passt, obwohl das Gerät damit eigentlich sehr gut und angenehm in der Hand liegt, kann es zum Beispiel gegen eine Ledervariante austauschen. Einen Preis wird das Lumia 950 für sein Design und die Verarbeitung trotzdem nicht gewinnen und im Vergleich zu einem iPhone 6S wirkt es billig – ist aber mit 599 Franken effektiv auch ein paar Franken günstiger.
Das Lumia 950 gibt es weiter als Dual-SIM-Modell und bietet 32 GB internen Speicherplatz, der mit einer MicroSD-Karte um bis zu 200 GB erweitert werden kann. Schade ist derweil, dass es trotz Windows 10 Mobile und einem praktischen Datei-Explorer keinen lokalen Netzwerkzugriff gibt. Ich kann also nicht einfach wie am PC auf meinen Netzwerkspeicher zugreifen und bin auf Apps der Hersteller angewiesen.

Schnell und kabellos laden


Last but not least ist das Lumia 950 eines der ersten Smartphones überhaupt mit einem USB-3.1-Port des Typs C und bietet eine praktische Schnellladefunktion. In lediglich einer halben Stunde, also beispielsweise im Zug von Zürich nach Olten, hat man das Handy bis zu 50 Prozent aufgeladen – wenn man denn eine Steckdose findet. Optional kann das Gerät auch kabellos geladen werden. Bei normaler bis mässiger Nutzung hält der Akku wie bei anderen aktuellen Smartphones etwa ein bis anderthalb Tage. (mv)


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