Was ist guter Unterricht?
Quelle: Ken Whytock, CC BY 2.0

Was ist guter Unterricht?

Von Barbara Jasch

In den Schulzimmern der Berufsfachschulen und ÜK-Zentren der ICT-Berufslehren sollte mehr Fortschritt Einzug halten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/12

     

Wir alle haben in irgendeiner Form eine Schulkarriere absolviert. Uns allen kommen vor allem nicht so tolle Erlebnisse in den Sinn und wohl selten der Gedanke an einen gut gestalteten, interessanten und spannenden Unterricht.
Es gibt kein Patentrezept für einen guten Unterricht, egal ob für Kinder oder Erwachsene. Es gibt aber sehr viele Zutaten, welche – richtig gemixt – einen Lernerfolg erzielen können. Dabei ist es überhaupt nicht so wichtig, ob die Lerninhalte in digitaler Form oder traditionell daherkommen, denn nur wenn der Unterricht gut aufgebaut ist, macht er den Lernenden auch Spass.
Immer wieder wird festgestellt, dass es vor allem in der Erwachsenenbildung eine Herausforderung ist, neue Lehrformen einzusetzen, da die Teilnehmenden alle einen persönlichen «Schulrucksack» an Erfahrungen, Erlebnissen und Gefühlen mitbringen.
Diese bequemen Trampelpfade des Einzelnen zu ändern, bedarf einer hohen didaktischen Fähigkeit des Lehrers.

Praxis-Bezug ist wichtig

Das Ziel allen Lernens ist es, dass eine Handlungskompetenz oder ein Lernziel erreicht wird. Und zwar so, dass es für den Beruf nützlich ist und nicht einfach in der Ablage des Hirns verschwindet. Ein praktischer Bezug ist wichtig, bzw. der Lernende muss einen Sinn erkennen, wozu das angestrebte Ziel wichtig ist und wieso diese Lern-Puzzle-Teile zusammengehören.
In der heutigen Zeit haben wir grundsätzlichen freien Zugang zu fast allen Lerninhalten und Themen dieser Welt. Doch wie finden wir das, was für uns nützlich ist? Es gibt diverse Plattformen, welche diesen Bedürfnissen gerecht werden, sei es Youtube («wie flicke ich ein Velo»), Wikipedia («was ist ein Ranzen») oder einfach indem man das Suchfeld bei Google füttert.
Leider sind wir dabei nicht so frei mit den Inhalten, da wir mit der eigenen digitalen Spur im Netz auch die Suchresultate für uns per se einschränken.

Aktives und kollaboratives Lernen im Fokus

Viele Hochschulen und Universitäten bieten ihren Unterricht online an. Trotz diesem tollen, freien Angebot halten viele Studenten nicht bis zum Schluss durch, da Lernen halt doch anstrengend ist und mit Einsatz, Motivation und Willen verbunden ist.
Aktives und kollaboratives Lernen muss ein Hauptbestandteil eines Unterrichts sein. Also etwas tun, handlungsorientiertes Lernen oder Fälle lösen, in Gruppen Themen erarbeiten und diese den anderen beibringen. Dies sind sehr spannende und effiziente Formen, welche jedoch eine professionelle Vorbereitung des Unterrichts und eine Lehrkraft brauchen, die sich auch in der Rolle als Coach sieht.

Mehr Mut im Schulzimmer

In den Berufsfachschulen und ÜK-Zentren der ICT-Berufslehren wird schon ganz vieles gut und richtig gemacht. Und doch ist in den letzten Jahrzehnten des Fortschrittes in unserem Leben in den Schulzimmern am Wenigsten passiert.
Die Wissensgesellschaft braucht auch in der Disziplin «Lernen» in Schulen und bei Lehrpersonen innovatives Denken und den Mut, gängige Strukturen und Muster zu verlassen und Neuem Platz zu machen, ohne dabei Bewährtes über Bord zu werfen.
Zum Beispiel mehr Online-Aktivitäten und weniger Papier, Instrumente wie PLE (Personal Learning Environments) und LMS (Lernplattformen) nutzen (nicht nur als Datenablage!), oder Schulbänke und Stühle ersetzen durch Sitzecken und Lernateliers.
Sind wir also gespannt, wie ein Schulzimmer im 2030 aussehen wird.


Barbara Jasch ist Geschäftsführerin des ZLI Zürcher Lehrbetriebsverband ICT

Über das Lernen

Lernen ist Persönlichkeitsentwicklung und umgekehrt.

Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach Information. (Albert Einstein)

Denken ist reden mit sich selbst. (Immanuel Kant)

Meistens kommt es anders, wenn man denkt.

Erfolg hat drei Buchstaben: TUN. (Johann Wolfgang von Goethe)

Literaturtipps

Hilbert Meyer: Was ist guter Unterricht. Cornelsen Scriptor Berlin (2004).
Andreas Müller: Bock auf Lernen. hep Verlag Bern (2013)
Andreas Müller, Melanie Probst, Roland Noirjean: Können die wo fertig sind früher gehen? hep Verlag Bern (2015)


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