Vor zwei Jahren hat
HP mit dem Officejet Pro X576dw den damals schnellsten Desktop-Bürofarbdrucker der Welt auf den Markt gebracht. Über 70 Seiten pro Minute schaffte der Tintenstrahler im Test von «Swiss IT Magazine». Möglich machte dies ein damals neues Inkjet-Verfahren namens Pagewide Technology.
Im Laser-Bereich war es bei HP in den vergangenen Monaten vergleichsweise ruhig. Nun kann der Hersteller jedoch auch hier mit einer grossen Neuerung aufwarten: der sogenannten Jetintellingence-Technologie. HP spricht in diesem Zusammenhang von der grössten Neuentwicklung im Laserdruck seit der Einführung des ersten Gerätes 1984.
Die neue Drucktechnologie senkt laut HP den Energieverbrauch und beschleunigt den Druck bei geringerem Platzbedarf – und soll noch einige weitere Vorteile gegenüber älteren Laser-Druckern bieten. Mit Original-Tonerkartuschen sollen zum Beispiel auch bis zu 33 Prozent mehr Seiten in professioneller Qualität gedruckt werden können.
Seit Anfang April sind die ersten Geräte der neuen Laserjet-Serien mit Jetintellingence-Technologie in der Schweiz erhältlich. «Swiss IT Magazine» hat das für kleine Arbeitsteams optimierte Modell HP Color Laserjet Pro MFP M277dw, den angeblich kleinsten A4-Laser-MFP seiner Klasse, unter die Lupe nehmen können.
Der Color Laserjet Pro MFP M277dw von HP verfügt über einen Ethernet- sowie einen USB-Anschluss. Zudem lässt sich das kompakte Gerät auch via WLAN nutzen und es werden verschiedene Mobile-Printing-Standards wie Airprint unterstützt. (Quelle: HP)
Häufiger Papierwechsel
HP verspricht nicht zu wenig. Der neue Color Laserjet Pro MFP M277dw ist tatsächlich sehr kompakt. Wüsste man es nicht besser, würde man meinen, dass im Karton nur ein reiner Laser-Printer, maximal ein kleiner Tinten-MFP steckt. Auch wenn er klein aussieht, bringt der neue Alleskönner jedoch nach wie vor ein beachtliches Gewicht auf die Waage – gemäss Datenblatt sind es 16,3 Kilogramm (ohne Verpackung und Zubehör). Beim Auspacken und Aufstellen des Gerätes holt man sich darum am besten jemanden zur Hilfe, oder schaut zumindest für ein richtiges Heben und Tragen.
Am neuen Multifunktionsdrucker von
HP gefällt nicht nur seine kompakte, sondern auch seine robuste Bauweise. Nichts klappert, alles ist hervorragend verarbeitet, vom manuellen über den automatischen Dokumenteneinzug (ADF) bis zur Klappe auf der Vorderseite des Gerätes, die man öffnen muss, um die Toner auszutauschen und allfällige Papierstaus zu beheben. Hier wird zwar relativ viel Kraft benötigt, da mit dem Öffnen der Klappe auch gleich der Toner-Wagen entriegelt wird, der Mechanismus wirkt jedoch sehr stabil.
In punkto Verarbeitung sicher auch erwähnenswert ist das Vorlagenglas des Flachbettscanners, das nicht komplett umrahmt wurde. Vorne und auf der rechten Seite fehlt ein Randabschluss, wodurch man Vorlagen nach dem Scannen schneller entfernen und rascher die nächste Seite platzieren kann.
Wenn man ein Haar in der Suppe sucht, dann ist es das Papierfach. Aufgrund der kompakten Bauweise des Gerätes ist es mit einer Kapazität von 150 Blatt sehr klein geraten. Bei einem empfohlenen Druckvolumen von 250 bis 2500 Seiten pro Monat heisst das, dass man mindestens einmal pro Monat nachfüllen muss. Erweiterungsmöglichkeiten für das Papierfach gibt es keine. Die einzige Option ist der Kauf eines grösseren Modells, zum Beispiel des HP Color Laserjet Enterprise M552 oder M553.
Eingeschränkte NFC-Funktion
Nicht viel auszusetzen gibt es bei den Anschlüssen. Der Color Laserjet Pro MFP M277dw lässt sich via USB 2.0, Gigabit-LAN oder WLAN mit einem PC oder Notebook verbinden. Zudem unterstützt das Gerät diverse Mobile-Printing-Standards, unter anderem Apple Airprint. Im Test war es uns ohne die Installation irgendwelcher Apps oder Konfigurationen am MFP oder Smartphone – mal abgesehen vom Einbinden in das lokale WLAN – problemlos möglich, Dokumente von einem iPhone 6 zu drucken.
Leider nicht funktionieren wollte in unserem Test die NFC-Touch-to-Print-Funktion. Versucht haben wir es mit einem Lumia 930 von Microsoft, das über einen NFC-Chip verfügt und vom Drucker durchaus erkannt wird, aber leider nicht mit ihm kommunizieren kann. Ein Blick auf die Support-Seiten von
HP bestätigt uns, was wir befürchtet haben: Windows Phones werden (noch) nicht unterstützt. Momentan braucht es zwingend ein Elitepad 900 von HP oder ein Android-Gerät mit der HP ePrint Mobile App, um die NFC-Druckfunktion zu nutzen.
Drucken kann man auch ab einem USB-Stick oder einem anderen USB-Speichergerät. HP stellt dazu einen USB-2.0-Anschluss zur Verfügung. Dieser befindet sich auf der Vorderseite des Geräts, direkt unter dem Touchscreen. Direkt gedruckt werden können so PDFs und JPGs sowie Word- und Powerpoint-Dateien. Excel- Dateien und andere Dokumente werden leider nicht ausgegeben. Umgekehrt können Vorlagen als PDF, JPG, RTF, TXT, BMP, PNG oder TIFF auf ein USB-Speichermedium gescannt werden. Unterstützt wird ausserdem auch ein Scannen in einen bestimmten Ordner oder an einen E-Mail-Empfänger.
Scannen kann man entweder mit einer sehr übersichtlichen Scan-Software, die zusammen mit dem Drucker installiert wird, oder über das Bedienfeld direkt am Gerät. Dieser 7,6 Zentimeter grosse und leicht verstellbare Farb-Touchscreen reagiert äusserst präzise und man navigiert sehr, sehr schnell. Noch selten haben wir an einem MFP in dieser Preisklasse ein ähnlich gut funktionierendes Bedienfeld angetroffen.
Ansprechende Leistung
Natürlich interessiert auch die Leistungsfähigkeit des neuen MFP. Hier hält
HP sein Versprechen nicht ganz. Der M277dw lieferte in unserem Test eine A4-Seite weniger als die angepriesenen 18 Seiten pro Minute in Farbe und Schwarzweiss. Zudem brauchte das betriebsbereite Gerät für den Druck der ersten Seite rund eine Sekunde länger und auch die Anzahl der Duplex-Seiten pro Minute lag leicht unter dem angegeben Wert. Beim Kopieren erreichten wir ebenfalls nicht ganz die Zahlen des Herstellers. Dafür wurde schneller oder besser gesagt mehr gescannt als erwartet (siehe Tabelle unten auf dieser Seite).
Auch wenn der MFP damit nicht ganz hält, was HP verspricht, wissen die Zahlen durchaus zu überzeugen. Der vergleichbare HP-Multifunktionsfarbdrucker Laserjet Pro 200 M276nw, quasi das Vorgängermodell, schafft zum Beispiel nur bis zu 14 A4-Seiten pro Minute und benötigt 19,5 Sekunden für die Ausgabe der ersten Seite. Bei den Leistungstests ist uns weiter aufgefallen, dass der automatische Dokumenteneinzug sehr schnell arbeitet. Er ist sogar so schnell, dass der Drucker beim Kopieren von über 20 Seiten Mühe hat, überhaupt nachzukommen. Ein kleines Problem ist dafür, dass der automatische Dokumenteneinzug (ADF) nur 50 Seiten fasst und es in unserem Test einmal zu einem Stau gekommen ist, als sich viele Seiten im Einzug befanden. Unter Volllast ist der MFP übrigens gut zu hören. Die Lärmemissionen – laut Datenblatt sind es bis zu 50 Dezibel – wurden jedoch von den Arbeitskollegen überhaupt nicht als störend empfunden, sondern als normal bezeichnet.
Top für Grafiken und Texte
Schnell ist er also, der M277dw von
HP. Doch wie steht es um die Druckqualität? Ebenfalls sehr gut. Der Bürodrucker meistert Grafiken und Texte hervorragend. Die Ausdrucke sind sehr scharf und jeder Punkt und Strich exakt dort, wo er hin gehört. Die Farbkalibrierung ist sehr gut, ebenso die Druckdichte – es gibt nichts auszusetzen.
Beim Drucken von Fotos haben wir derweil bemerkt, dass die Erzeugnisse des neuen HP-Printers im Vergleich zu denen anderer Drucker, trotz eigentlich eher kräftigen Grundfarben, sehr blass und dunkel daher kommen. Für normale Büroanwender ist das überhaupt kein Problem, wer mehr will oder haben muss, sollte jedoch ein anderes Gerät in Betracht ziehen – der M277dw ist definitiv kein Fotodrucker.
Auch die Scan-Qualität ist nicht über alle Zweifel erhaben. Insbesondere die Ergebnisse via ADF wissen mit maximal 300x300 dpi nicht zu überzeugen. Quantität scheint hier vor Qualität zu kommen. Leichte Abstriche gibt es leider auch beim ansonsten sehr papiersparenden, automatischen Duplex-Druck. Der MFP druckt die Vorder- und Rückseite nämlich nicht ganz exakt übereinander – allerdings liegen die Abweichungen nur im Millimeterbereich.
Fälschungsprävention
Kommen wir zum Schluss noch auf die neuartigen Tonerkartuschen des MFP zu sprechen. Es handelt sich dabei um sogenannte Colorsphere-3-Toner. Dank eines niedrigeren Schmelzpunkts ermöglichen sie laut
HP einen schnelleren Druck der ersten Seite – was unsere Tests bestätigt haben. Aber damit nicht genug: Auch der Energieverbrauch soll gesenkt werden können. Im Betrieb sind es gemäss Datenblatt noch bis zu 365 Watt, im Sleep-Modus unter 3 Watt.
Die neuen Toner verfügen ausserdem über eine neue Technologie für die Messung des Tonerstandes, um eine bessere Vorhersage über die verbleibenden Seiten machen zu können. Natürlich ist die Zahl nach wie vor stark vom Deckungsgrad der gedruckten Dokumente abhängig, liefert aber in unseren Augen durchaus einen brauchbaren und genaueren Ansatz als bisherige Lösungen. Ob dank der Jetintelligence-Technologie tatsächlich bis zu 33 Prozent mehr Seiten in professioneller Qualität gedruckt werden können, konnten wir leider nicht testen.
Zu erwähnen ist weiter, dass in allen Original-HP-Tonerkartuschen mit Jetintelligence eine Technologie zur Fälschungsprävention integriert ist. Während des Installationsvorgangs werden Kartuschen authentifiziert und der Nutzer wird informiert, falls es sich um gebrauchte oder gefälschte Kartuschen handelt. Der Hersteller verspricht Kunden, die die Kartusche authentifizieren, Belohnungen – was für welche blieb in unserem Fall leider das Geheimnis des Herstellers.
Last but not least werden neu automatisch alle Siegel entfernt, was die Installation der Toner einfacher macht. Und bevor wir es vergessen: Ersatztoner gibt es mit zwei Kapazitäten, in Schwarz mit 1500 oder 2800 Seiten und in Farbe mit 1400 oder 2300 Seiten.
Teure Ersatztoner
Der Color Laserjet Pro MFP M277dw hat uns im Test abgesehen von der mässigen Qualität beim Druck von Fotos und bei Scans via ADF komplett überzeugt. Und auch das Preis-/ Leistungsverhältnis des Gerätes ist mit 329 Franken sehr gut.
Leider sind die Ersatztoner mit Preisen zwischen 81 und 120 Franken relativ teuer. Wenn die mitgelieferten Kartuschen alle leer sind, sind mindestens 366 Franken fällig – also mehr als das Gerät selber kostet. Und die Kapazität der mitgelieferten Toner liegt laut
HP leider auch nur bei ungefähr 1500 (Schwarz) beziehungsweise 700 Seiten (Farbe).
Trotzdem: Kleine Unternehmen oder kleine Arbeitsteams, die einen kompakten und schnellen MFP suchen, und unter Umständen auch noch Wert auf umfassende Mobile-Printing-Funktionen sowie eine automatische Duplex-Funktion legen, sollten sich den neuen Laserjet von HP unbedingt anschauen.
(mv)