Lernende diskutieren Digitalisierung
Quelle: Daniel Bogan/FlickR

Lernende diskutieren Digitalisierung

Von Barbara Jasch

ICT-Lernende aller Fachrichtungen im ersten Lehrjahr haben über die Zukunft diskutiert. Ein spannendes Gespräch mit zwölf Jungen, welche zu allen Facetten der Digitalisierung eine klare Meinung haben: so auch zur Rolle von Soldaten, Chip-Implantaten und Regierungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/04

     

Wer wie ich Lernende fragt: «Wie und wo erleben Sie die Digitalisierung in unserem Leben heute und in Zukunft?» erhält die Antworten sehr schnell. Und sie umfassen von der Vision bis zum Alltäglichen alles: Maschinen übernehmen unsere Tätigkeiten und es gibt keine Schulbücher mehr, sondern alles ist online. Die Informationen fliessen alle übers Internet und die Print-Zeitungen werden aussterben. Das Einkaufen wird nur noch über E-Business erfolgen, es braucht keine Ladenlokale mehr. Alle Schalter werden verschwinden und durch Automaten ersetzt. Die Fahrpläne sind elektronisch und auch die Strassenkarte braucht es aufgrund der Navigationssysteme nicht mehr. Kommuniziert wird über soziale Netzwerke und klassische Datenträger wie CDs braucht es nicht mehr, da alles heruntergeladen werden kann. Ein Jugendlicher meinte, dass es gefährlich sei, alle Tendenzen mitzumachen, da es dadurch irgendwann an sozialen Kontakten mangle.

Welche Berufe wird es nicht mehr geben?


Auch hier kamen die Antworten sehr schnell: Kassierer, Zeitungsverträger, Callcenter-Mitarbeitende, Chauffeure (Taxi, Bus, Zug, usw.), Soldaten, Fliessbandmitarbeitende, Schalterberufe, Büroarbeiter und Coiffeure.
Was für ein klares Bild die jungen Leute doch von den Entwicklungen im Wirtschaftsumfeld haben und dies schon am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn. Still wurde es für einen Moment im Raum, als die Zukunft des Menschen angesprochen wurde: Was machen wir in 20 bis 30 Jahren, wenn Maschinen und Computer unsere täglichen Arbeiten übernehmen? Wie sieht das Leben in der Familie aus, was lernt man noch in der Schule?

«Der Mensch wird faul sein»


Forschung sei dann ein zentrales Aufgabengebiet, meinte ein junger Mann. Doch dafür brauche es ja nicht so viele Menschen und nicht alle seien dazu fähig. Es wird einen Krieg geben, meinte ein anderer, denn nicht alle Menschen werden einverstanden sein mit den Entwicklungen. Aber werden wir überhaupt noch frei sein und selber entscheiden können, wenn die Maschine den Menschen den Rang abläuft? Sicher doch, denn der Mensch wird ja «verchipt» und selbst ein Teil der Maschine sein. Gegen diese Aussage wehren sich einige. Nie solle irgendetwas in ihren Körper implantiert werden. Für die Medizin sollen Implantate erlaubt sein, z.B. Mikroroboter, die uns gesund halten und lange leben lassen.

Das sei «so etwas von langweilig», wird entgegnet, irgendwann ist die Grenze aller Ziele erreicht. Der Mensch wird die Technik in Frage stellen und die nächsten Generationen werden Wege für diese grossen Veränderungen finden.
Das Fazit der Diskussion war, dass es wenige «Mächtige» geben werde und das würden die Regierungen sein. Der Mensch werde faul sein, Spass haben wollen, essen, schlafen und sich fortpflanzen. Einer meint etwas leiser: wo bleibt dann das Ziel, die Motivation, die Arbeit, der Sinn im Leben?
Die junge Generation hat sehr grosse Herausforderungen zu meistern. Diese Gesprächsrunde zeigt auf, dass die Zukunft kommen kann: Auch der junge Mensch denkt mit und hat eine eigene Meinung.



Barbara Jasch ist Geschäftsführerin ZLI, Zürcher Lehrbetriebsverband ICT


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