Seit ein paar Wochen gibt es 4K-Fernseher für deutlich unter 1000 Franken. Die TV-Zukunft mit einer Auflösung von 3840x2160 Pixeln ist also bereits im Massenmarkt angekommen – obwohl es an entsprechenden Inhalten wie Filmen oder Fernsehsignalen noch hapert. Neben den TV- haben inzwischen auch die Monitorhersteller das Thema entdeckt. Fast jeder führt in seinem Sortiment heute einen Bildschirm mit 4K-Auflösung. Und auch die Displays einiger der sogenannten All-in-One-Rechner (AiO) werden demnächst oder sind bereits aufdatiert worden.
Mit 4K ist allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, es geht noch mehr. Dell hat im September einen Monitor mit 5K-Auflösung angekündigt, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Im Oktober hat Apple dann nachgezogen und einen neuen iMac mit einem 5K-Display vorgestellt, das ebenfalls 5120x2880 Pixel bietet. Das sind 67 Prozent mehr Bildpunkte als bei aktuellen 4K-Bildschirmen, und die herkömmliche HD-Auflösung wird sogar um den Faktor sieben übertroffen.
Was bringt diese gigantische Auflösung aber im normalen Büroalltag? «Swiss IT Magazine» hat von Apple für ein paar Tage einen neuen iMac erhalten und das 5K-Display, aber auch alles andere, testen können.
Von 2799 bis 4889 Franken
Der neue iMac mit Retina 5K Display besitzt einen 27 Zoll grossen Monitor, der wie bereits erwähnt mit 5120x2880 Pixeln auflöst. Die von uns getestete und 2799 Franken teure Grundkonfiguration bietet weiter einen Core-i5-Prozessor von Intel mit vier Kernen und einer Taktfrequenz von 3,5 Gigahertz sowie 8 GB RAM, ein Fusion Drive mit 1 TB Speicherplatz und eine Grafikkarte des Typs AMD Radeon R9 M290X mit 2 GB Speicher. Wem dies nicht ausreicht, der kann den Rechner auch mit einem 4,0 Gigahertz schnellen Core-i7-Prozessor von Intel, 32 GB RAM, einer SSD mit 1 TB und einer AMD Radeon R9 M295X mit 4 GB haben, legt dann aber 4889 Franken auf den Ladentisch.
Die Anschlüsse sind bei allen Konfiguration identisch. Auf der Rückseite des neuen iMacs findet man schön aufgereiht vier USB-3.0-Ports, zwei Thunderbolt-2-Anschlüsse, einen Mini-Display-Port-Ausgang, einen Slot für SDXC-Karten und nicht zuletzt auch einen Gigabit-Ethernet-Anschluss. Gleichzeitig lässt sich der neue iMac natürlich auch kabellos in ein Netzwerk einbinden und unterstützt sowohl den neuesten wie auch ältere WLAN-Standards, also 802.11 a/b/g/n und ac, sowie Bluetooth 4.0. Als Betriebssystem läuft OS X Yosemite, wobei man dank Bootcamp auch Windows auf den Rechner bringt – mehr dazu später. Weiter gibt es noch eine Facetime-HD-Kamera und diverse Audioanschlüsse. Zudem befinden sich ein Apple Wireless Keyboard sowie eine Magic Mouse im Standardlieferumfang.
Ein überzeugendes Display
Auch der neueste iMac ist ein Hingucker. Kein Wunder, kommt er doch im selben sehr schlanken Design daher, auf das Apple bereits seit 2012 setzt. Die Masse betragen dementsprechend 51,6x65x20,3 Zentimeter, das Gewicht liegt bei 9,54 Kilogramm. Es ist nach wie vor verblüffend, wie Apple die ganze Hardware in dieses dünne Gehäuse packt, insbesondere in Kombination mit dem neuen 5K-Display. Und trotz allem bleibt das Gerät im Betrieb jederzeit flüsterleise. Es sind zwar Lüftungsschlitze vorhanden, aber der Lüfter wurde in unserem Test gar nie benötigt, oder war zumindest nicht hörbar, selbst beim Betrachten von 4K-Videos und einer gleichzeitigen Software-Installation.
Einen noch grösseren Eindruck hinterlassen hat jedoch, und nicht ganz unerwartet, das Display. Wir haben zum Beispiel einen kurzen Trailer zum letzten Teil der Hobbit-Trilogie abgespielt, der am 10. Dezember in die Kinos kommt, und der Clip sah auf dem 27-Zoll-Bildschirm schlicht und ergreifend toll aus – und dies obwohl die maximal zur Verfügung stehende Auflösung auf Youtube «nur» bei 3840x2160 Pixeln lag, es also theoretisch noch Spielraum nach oben gibt. Wir haben uns ausserdem ein Testvideo heruntergeladen, ebenfalls in 4K-Auflösung, und uns auch dabei über tolle Farben und eine grosse Detailschärfe gefreut.
Auch das Lesen, zum Beispiel eines PDFs der letzten Ausgabe des «Swiss IT Magazine», ist dank dem 5K-Display des neuen iMacs sehr angenehm. Dabei ist uns ausserdem aufgefallen, dass der Betrachtungswinkel sehr gross ist und es eigentlich keine Position vor dem Bildschirm gibt, aus der die Inhalte nur schlecht les- oder sichtbar sind. Nicht unterschätzen darf man dafür, dass der Rechner mit einer Bildschirmdiagonale von 27 Zoll einen gewissen Minimalabstand benötigt, trotz der hohen Auflösung. Diesen Platz bietet vielleicht nicht jeder Schreibtisch.
Hohe Auflösung ja, aber...
Das Super-Display hat aber nicht nur Vorteile: Man sieht zum Beispiel sofort, wenn etwas nicht scharf ist. Geht ein Foto oder eine Grafik auf einem Full-HD-Display vielleicht gerade noch durch, so sieht das Resultat auf dem neuen iMac einfach schlecht aus. Das ist uns insbesondere beim Surfen aufgefallen. Natürlich, noch sind 4K- und 5K-Displays alles andere als Standard, aber Web-Entwickler sollten sich dahingehend sicher bereits Gedanken machen.
Nicht von der Hand zu weisen ist auch, dass das Arbeiten mit einem 5K-Display anstrengend sein kann, vor allem für die Augen, die sich so eine Detailschärfe und die bei einer solchen Auflösung doch relativ kleinen Fenster, Icons und Schriften nicht gewohnt sind. Dessen ist sich auch Apple bewusst. Wenn man den Rechner aus seiner Verpackung holt und installiert, ist er deshalb von Haus aus so eingestellt, dass er selber und automatisch die optimale Auflösung bietet. Das heisst im Normalfall, also beim Surfen oder Arbeiten mit Word, Outlook und Co., arbeitet man nicht mit der maximalen, sondern mit einer geringeren, jedoch immer noch ansprechenden Retina-Auflösung (2560x1440 Pixel). Nur beim Betrachten oder Bearbeiten von hochaufgelösten Fotos oder Videos, also dort, wo es Sinn macht, stellt der Rechner die vollen 5K zur Verfügung. Dahinter steckt die sogenannte HiDPI-Technologie.
Wer will, kann aber auch selber am Rädchen schrauben. Man hat die Wahl zwischen mehr Arbeitsfläche oder grösserem Text. Und man schafft es auch, durchgehend von den vollen 5120x2880 Pixel zu profitieren, also ganz getreu dem Motto: Wenn schon 5K, dann auch richtig. Aktiviert wird dieser Modus in den Systemeinstellungen unter dem Eintrag Monitor. Dort muss man mit gedrückter ALT-Taste auf den Punkt «Skaliert» klicken und kann dann die gewünschte Auflösung wählen. Allerdings wird man schnell wieder zurück zur intelligenten Lösung von Apple wechseln, denn die Symbole und Fenster sind bei voller 5K-Auflösung einfach zu klein und die Wege mit der Maus von der einen in die andere Ecke viel zu gross.
Beim Test des Displays ist uns ausserdem noch aufgefallen, dass es nicht entspiegelt ist. Je nach Position des Rechners und Lichteinfluss kann das störend sein, im Normalfall sollte es deswegen aber keine Probleme geben.
Kein externes Display
Die Performance des neuen iMacs ist für normale Büroarbeiten mehr als ausreichend. Und auch 4K-Videos werden wie erwähnt problemlos und ruckelfrei wiedergegeben. Ausserdem eignet sich der Rechner, wie andere Tests zeigen, durchaus auch für die professionelle Video- und Bildbearbeitung, zumal es neben dem von uns getesteten Basismodell ja noch diverse Konfigurationsmöglichkeiten und Luft nach oben gibt.
Apropos Leistung: Wer sich bereits einen neuen Mac Pro angeschafft hat und nun mit dem Gedanken spielt, den neuen 5K-iMac dazu zu kaufen und als externes Display zu nutzen, der hat Pech. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen kann dieser nämlich nicht mehr nur als Bildschirm betrieben werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Apple momentan kein Standalone-Display mit 5K-Auflösung anbietet. Man muss also warten oder nach einer Alternative Ausschau halten. Hier kommt Dell mit dem eingangs erwähnten UP2715K ins Spiel, der Mitte Dezember erscheinen soll und wie der neue iMac 5120x2880 Pixel darstellt.
Handoff mit iPhone 6 Plus
Auf den neuen iMacs läuft wie eingangs erwähnt Apples neuestes Betriebssystem OS X Yosemite. Dieses wurde völlig neu designt und mit einer frischen, modernen Optik versehen. Zudem gibt es einige neue Funktionen, insbesondere im Zusammenspiel mit der iCloud und anderen Macs beziehungsweise iOS-Geräten.
Interessant ist vor allem Handoff. Damit kann man auf einem Gerät eine Aktivität anfangen und dann auf einem anderen fortführen. So ist es zum Beispiel möglich, auf dem Mac mit dem Erstellen einer Präsentation oder einem anderen Dokument zu beginnen und das dann auf dem Weg zum Meeting auf dem iPhone fertig zu machen. In unserem Test klappte dies zwischen dem 5K-iMac und einem iPhone 6 Plus wunderbar, allerdings bieten derzeit leider erst Apple-Anwendungen Unterstützung für Handoff. Zudem müssen WLAN und Bluetooth aktiviert sein, und man muss sich auf Mac und iPhone mit dem gleichen iCloud-Konto anmelden, um das Feature nutzen zu können.
Was im Test ebenfalls einwandfrei funktionierte, ist das Versenden und Empfangen von SMS via den iMac. Und auch Anrufe konnten wir problemlos auf dem Rechner entgegennehmen, wenn sich das iPhone in der Nähe und im selben WLAN-Netzwerk befand. Was hingegen partout nicht klappen wollte, war ein Koppeln, also Verbinden der beiden Geräte via Bluetooth.
Kein 5K für Windows-Nutzer
Wie auf alle anderen Macs mit Intel-Prozessor kann man neben OS X Yosemite auf dem neuesten iMac auch Windows laufen lassen. Auch für Laien, die das noch nie gemacht haben, ist die Installation dank Bootcamp sehr einfach und hat in unserem Test einwandfrei geklappt. Das Ergebnis war allerdings alles andere als befriedigend.
Unter Windows 8.1 löst das 5K-Display nur mit maximal 3840x2160 Pixel auf. Sowohl ein Update des Grafikkarten-Treibers und auch die aktuelle Technical Preview von Windows 10 – das neue Betriebssystem soll dereinst Auflösungen von bis zu 8K unterstützen – hilft gemäss Informationen anderer Tester nichts. Das ist ärgerlich, weil man weiss, dass mehr ginge. Man darf gespannt sein, wie Dell dieses Problem mit seinem neuen 5K-Monitor löst.
Weiter konnten wir in unserem kurzen Windows-Exkurs feststellen, dass einige der sogenannten Modern Apps und der Kachel-Startbildschirm von Haus aus noch nicht bereit für Auflösungen wie 4K oder 5K sind. Es braucht dazu aktuell noch ein paar Veränderungen in den Systemeinstellungen, die gut versteckt sind. Abgesehen davon können wir aber sagen, dass uns Windows auf einem Mac noch nie so gut gefallen hat.
(mv)