SSD: Vom Luxus zum Mainstream
Quelle: Fusion

SSD: Vom Luxus zum Mainstream

In den letzten Monaten hat sich im Markt mit SSD-Laufwerken einiges getan. Vor allem die Preise sind gesunken.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/07

     

Noch vor Jahresfrist waren SSDs vornehmlich in High-end-Geräten beziehungsweise dort, wo grosse Datenmengen verarbeitet werden müssen, zu finden. Während der letzten zwölf Monate aber haben sich die schnellen Speicher zum Mainstream gewandelt, wie Julien Laval, Pressesprecher Intel Westeuropa, bestätigt. «Innerhalb von einem Jahr hat sich die SSD hauptsächlich als neue Norm, sowohl für Consumer als auch für Unternehmen, durchgesetzt. Speicherkapazitäten über 120 GB sind üblicher geworden, und der Preis per GB liegt jetzt oft unter 1 Franken. SSDs sind heute deutlich auf dem Weg zur Masseneinführung, vom Server bis zum Tablet.»

Marktübersicht
In unserer Marktübersicht finden Sie sieben SSD-Laufwerke im Direktvergleich.

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Hauptverantwortlich für die deutlich gestiegene Verbreitung ist der Preiszerfall, wie Tomasz Swatowski, Global Marketing Manager bei MX Technology, erklärt. Die Preise nämlich hätten sich in den letzten zwölf Monaten mehr als halbiert, während sich die Kapazitäten kaum geändert haben. Aufgrund des tieferen Preises würden heute aber viele Nutzer gleich zu SSDs mit 128 oder gar 256 GB greifen, so Swatowski. Noch vor einem Jahr sei dies eher selten der Fall gewesen. Dies bestätigt auch Manuel Spaniel, Senior Account Manager bei Transcend. «Bedingt durch die sinkenden Preise und einen stetig steigenden Speicherbedarf ist eine eindeutige Tendenz zu höheren Kapazitäten zu erkennen. Während im vergangenen Jahr noch vermehrt zu 128 GB SSDs gegriffen wurde, gehört dieses Jahr die 240-GB-Variante bereits zum Mainstream. Und auch SSDs mit einem Terabyte Speicherkapazität stehen schon in der Ladentheke.» Für dieses Jahr rechnet Spaniel mit einem weiteren Preiszerfall von 20 bis 30 Prozent, entsprechend gehe man auch von einem starken Wachstum des SSD-Geschäfts im deutlich zweistelligen Prozentbereich aus.

Effiziente Aufrüstmöglichkeit

Angesichts der gesunkenen Preise und der Tatsache, dass auch SSDs mit höheren Kapazitäten langsam aber sicher erschwinglich werden, kann es durchaus Sinn machen, in einem «alten» PC oder Server die verbauten, herkömmlichen Harddisks durch SSDs zu ersetzen. Dies weiss auch Alex Rüdiger, Marketing Manager Europa bei Adata Technology. In seinen Augen macht der Ersatz von HDDs durch SSD absolut Sinn, denn: «In den meisten Systemen stellt die herkömmliche Festplatte den sogenannten Flaschenhals dar. Egal ob ein Notebook oder PC den SATA-II- oder den neueren SATA-III-Standard unterstützt, eine SSD wird immer viel schnellere Reaktionszeiten und Übertragungsraten liefern, was die gesamte Produktivität des Systems steigert. In vielen Fällen reicht es somit, die Festplatte durch eine SSD zu ersetzen, was viel günstiger ist, als in ein komplett neues System zu investieren.» Auch Manuel Spaniel von Transcend macht klar, dass ältere Systeme von einem Upgrade mit einer SSD deutlich mehr profitieren, als von allen anderen Umbaumassnahmen. «Der Umbau mit einer SSD kann das System für um die 100 Franken spürbar beschleunigen. Dagegen schlägt eine Aufrüstung mit einer neuen CPU, die oft auch ein neues Mainboard sowie neuen Arbeitsspeicher erforderlich macht, schnell mit 300 Franken zu Buche.» Tomasz Swatowski von MX Technology schränkt hierzu allerdings ein, dass man HDDs nicht einfach so aus dem Rechner verbannen sollte, da sie immer noch viel zuverlässiger sind als SSDs. «Die optimale Konfiguration sieht dementsprechend folgendermassen aus: Eine SSD kommt als Betriebssystemlaufwerk zum Einsatz, eine oder mehrere HDDs dienen als Dateilaufwerke.»

Consumer- oder Enterprise-SSD?

Das Angebot an SSDs ist allerdings breit, genauso wie die Preisspanne. So finden sich allein in unserer Marktübersicht auf den folgenden Seiten, die nur je ein Modell pro Markenhersteller und damit einen Bruchteil der SSDs am Markt zeigt, 500-GB-Modelle für deutlich unter 300 Franken und solche für weit über 400 Franken. Allen Modellen in der Übersicht gemeinsam ist, dass es sich nicht um billige No-Name-SSDs handelt. Von diesen wird nämlich grundsätzlich abgeraten. Dazu Tomasz Swatowski: «Man sollte sehr genau schauen, was drin steht – und vor allem auf die Herkunft der NAND-Chips achten.»
Gemäss Manuel Spaniel werden die SSD-Produkte inzwischen sehr viel differenzierter angeboten als noch vor einigen Jahren. «Es gibt SSDs, die extrem auf Performance ausgelegt sind und somit eher für Worksta­tion-Systeme gedacht sind. Und es gibt preiswertere Laufwerke, die für den normalen Nutzer konzipiert wurden. Der Nutzer kann und muss sich inzwischen einfach entscheiden, was er möchte.» Spaniel ist auch der Meinung, dass der normale PC-Nutzer durchaus auch ein günstiges Laufwerk einsetzen kann, ohne spürbare Nachteile gegenüber einer Performance SSD zu haben. «Der Leistungsvorsprung gegenüber einer herkömmlichen Festplatte ist dennoch erheblich.»

Ausführlich auf diese Thematik geht Marina Zec, Marketingmanager DACH bei OCZ Storage Solutions, ein. Gemäss Zec seien die Vorteile von Consumer-SSDs gegenüber magnetischen Festplatten – höhere Leistungs- und Reak­tionsfähigkeit, geringerer Stromverbrauch und dadurch erhöhte Akkulaufzeit für mobile Geräte sowie keine mechanischen, beweglichen Bauteile – inzwischen hinlänglich bekannt. Weniger bekannt seien hingegen die Vorteile von Enterprise-Solid-State-Drives gegenüber Consumer-SSDs. Zec: «Die Be- und Verarbeitung von Daten in einem Rechenzentrum gegenüber der in einer privaten Endanwenderumgebung ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nicht nur die Daten werden unterschiedlich verarbeitet, sondern auch die Last steht in keinem Vergleich zueinander. Besonders die Input/Output-Belastung kann bei Serveranwendungen sehr hoch sein und die Hardware muss in der Lage sein, diese konstant, sicher und schnell zu handhaben. Um diese Art der Belastung bewältigen zu können, benötigt die Hardware eine andere Klasse von Komponenten, welche optimale Sicherheit garantieren können.» Allerdings sei es nicht nur die Hardware, welche angepasst werden muss. Dies betreffe selbstverständlich auch die Firmware-Programmierung, Kompatibilitätstests sowie den Service-Support (SLA) für Enterprise-SSDs. Als Beispiele für spezielle Enterprise-Merkmale nennt sie Power Failure Protection, eine Funktion, dank der bei einem Stromausfall alle Datenschreibvorgänge abgeschlossen werden können, oder auch 256-Bit-Verschlüsselung.

Bei kleinen Kapazitäten zuschlagen

Stellt sich noch die Frage, ob der Zeitpunkt passend ist, um sich mit SSD-Laufwerken einzu­decken, oder ob noch grössere Kapazitäts- oder Preissprünge anstehen. Bei Transcend rechnet man bis auf weiteres mit kontinuierlich sinkenden Preisen, so Manuel Spaniel. Und er sehe zum jetzigen Zeitpunkt auch keinen Grund, warum sich dieser Trend umkehren sollte. «Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist – wie bei allen Computer-Komponenten – fast unmöglich zu bestimmen. Egal wann man diese kauft: Spätestens ein Jahr später gibt es bessere und meist günstigere Nachfolger.» Laut Tomasz Swatowski hängt der optimale Zeitpunkt für den SSD-Kauf von der Kapazität ab. Wer mit einem 128- GB-Modell gut auskomme, dem könne er jetzt zum Kauf raten: «Denn ich kann mir kaum noch attraktivere Preise vorstellen.» Falls allerdings SSDs mit Kapazitäten von 512 GB oder 1 TB ins Auge gefasst werden, empfielt Swatowski, noch ein oder zwei Jahre zu warten. (mw)


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