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Meierhans meint: Imaginärer Datenschutz ist eine wacklige Basis


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/07

     

Die NSA spioniert potenziell alles und jeden aus. Also bloss keine Daten in amerikanische Cloud-Infrastrukturen auslagern. Schweizer Rechenzentren machen gerne und viel Werbung mit der Swissness ihrer Datenhaltung. Diese garantiere die grösstmögliche Sicherheit vor der Ausspähung durch fremde Mächte. Das ist schön und gut, aber nur die Hälfte der NSA-Story.
Die Schweizer Datenhaltung mag in den Fällen besser sein, in denen staatliche Stellen hochoffiziell Einsicht in die Daten verlangen. Unsere Gesetzgebung ist sicher restriktiver und verlässlicher, als das amerikanische Verständnis von Staatsinteressen seit 9/11. Bloss, die NSA-Affäre tangiert die Privatsphäre und den Datenschutz viel grundsätzlicher.

Alle spionieren überall

Die Snowden-Enthüllungen zeigen, dass sich die NSA über mannigfache Hintertüren Zugang zu praktisch jeder Kommunikation auf diesem Planeten verschaffen kann und darum erst gar nicht um eine Dateneinsicht nachfragen muss. So horcht sie nach Angaben des Snowden-Intimus Glen Greenwald auch schon länger den Schweizer Finanzplatz aus. Dabei betreibt sie mit grösster Wahrscheinlichkeit auch Wirtschaftsspionage. Und – schliesslich sind die Amis ja nicht grundsätzlich böser als irgendjemand sonst auf dieser Welt – alle anderen Organisationen, welche über die Mittel dazu verfügen, tun dies genauso.

Papier, Bleistift und Safe

Dass ein Unternehmen heute seine digitalen Daten gar nicht mehr sicher schützen kann, ist denn auch keine bahnbrechende Erkenntnis. Ein Sicherheitsexperte hat mir schon vor Jahren geraten, alles was wirklich nicht von anderen gelesen werden soll, möglichst von Hand auf Papier festzuhalten und in einem Safe zu verstauen, zu dem nur ein möglichst eingeschränkter Personenkreis Zugang hat.

Die Grossen haben sich damit abgefunden
Weil dies in den meisten Fällen viel zu umständlich ist, werden wir damit leben müssen, dass andere mitlesen können. So wie der Kreditkartengebrauch mit einem grundsätzlichen Betrugsrisiko ist auch die Computernutzung mit einem nicht eliminierbaren Spionagerisiko verbunden. Exponierte Unternehmen haben sich damit schon länger abgefunden. Dass die Schweizer Banken auf Grund der Snowden-Enthüllungen US-Lieferanten abgeschossen hätten, ist mir jedenfalls noch nicht zu Ohren gekommen. Sie behelfen sich eher damit, den Schnüfflern falsche Datenfährten zu legen.

Besserer Service statt imaginärer Datenschutz

Weil diese Unvermeidbarkeit eher früher als später selbst jedem KMU klar wird, täten die Schweizer Data-Center-Anbieter gut daran, ihre Swissness-Werbung an anderen Dingen als an einem im Endeffekt imaginären Datenschutz aufzuhängen. Im weltweiten Konkurrenzkampf ist er kaum mehr entscheidend, zumal auch entsprechende Gesetze nicht in Stein gemeisselt sind. Wie das Beispiel des Bankgeheimnisses zeigt, werden sie unter Druck recht schnell Makulatur. Stattdessen würden die Anbieter besser mit anderen Schweizer Qualitäten wie der Zuverlässigkeit unserer Infrastruktur oder den stabilen politischen Verhältnissen werben. Das sind – je länger, je mehr – durchaus Alleinstellungsmerkmale. Und dann müssen sie vor allem auch einen besseren Service als die anderen bieten.



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