Open Source Software: Politiker fühlen Bund auf den Zahn

Edith Graf-Litscher und Christian Wasserfallen von der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit wollen vom Bundesrat wissen, wie es aktuell um Open Source Software in der Bundesverwaltung und in der Schweiz ganz allgemein steht.
22. Juni 2014

     

Die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit (kurz Parldigi) fordert vom Bundesrat einen Bericht zur heutigen Situation von Open Source Software in der Schweiz. Dazu wurden gleich zwei Postulate eingereicht.

Nationalrätin Edith Graf-Litscher (SP) will wissen, was aus der 2005 verabschiedeten Teilstrategie Open Source Software (OSS) Bund geworden ist. Anscheinend wurden die damals genannten Massnahmen nämlich nur bruchstückhaft umgesetzt. "Mittels Enterprise Agreements und anderen Wartungsverträgen können die IT-Konzerne heute mühelos grosse Software-Lösungen ohne öffentliche Ausschreibung einführen", heisst es in einer Medienmitteilung. Zudem sollen bei den Softwarestandards für die Bundesverwaltung nach wie vor fast ausschliesslich proprietäre Produkte zur Auswahl stehen, obwohl es in den meisten Softwarekategorien unterdessen ebenbürtige Open-Source-Alternativen gebe.


Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP) verlangt derweil einen Bericht beziehungsweise eine Studie über den gesamtwirtschaftlichen Einfluss von Open Source Software in der Schweiz. In seinem Postulat stellt er unter anderem die Fragen, welches Einsparungspotential in der Informatik in Zukunft mittels noch besserem Einsatz von OSS genutzt werden könnte und welche Rahmenbedingungen und Fördermassnahmen von Seiten Bund die Erschliessung des Potentials von OSS unterstützen könnten. (mv)


Weitere Artikel zum Thema

Parldigi: Netzneutralität ist eine Notwendigkeit

8. Mai 2014 - Die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit (Parldigi) hat sich über die Komplexität und die Herausforderungen der Netzneutralität informieren lassen und ist zum Schluss gekommen, dass die Netzneutralität eine Notwendigkeit ist und dementsprechend sichergestellt werden muss.

Parldigi zeigt sich mit OGD-Strategie Schweiz zufrieden

25. April 2014 - Die Parlamentarische Gruppe Nachhaltigkeit (Parldigi) zeigt sich mit der Verabschiedung der Open-Government-Data (OGD)-Strategie Schweiz zufrieden, da der Bundesrat die politischen Vorstösse von Parldigi darin berücksichtigt habe.

Kommentare
@Marco: Als erfahrener Informatiker sollte dir doch bewusst sein, dass OSS super wäre, aber in der realität nunmal noch immer nicht des Weiheits letzter schluss ist. Office: 1) VBA: Gibt noch genug verseuchte Dokumente und müssen unterstützt werden 2) Addons: Viele spezialiserte Software bieten für Word/Excel Erweiterungen (und wielange hats gedauert, bis Duden eine Rechtschreibehilfe für OpenOffice rausgebracht hat -> Wie siehts nun mit LibreOffice aus) 3) API/Schnittstellen: Viele ERP Dienstleister setzen auf API Aufrufe von MS Produkten (unteranderem, weil OO und LO noch immer zu launisch sind mit ihren Spezifikationen) Dann Allgemein: Je nach Konstellation ist OSS gleich teuer oder teurer. Bei Office mag man noch Schulung etc aussen vor lassen können, aber bei vielen anderen OSS Software benötigt es KnowHow, dass man dann via Dienstleister einkauft (die im Endeffekt ähnlich teuer sind, wie andere etablierten "closed source" Produkte Ein Tipp ein IT Magazine: Macht doch mal eine Reportage... Für OpenOffice/LibreOffice -> Prüft das Angebot an Addins, Addons, Tools und vergleicht es mit MS Office, gleiches Spiel mit Lehrbücher (deutsch, bilder, Dau-Tauglich) Nehmt 2-3 Technologien (z.B. Ticketing -> OTR gegen Kommerziellen) einmal ohne Dienstleistuings Preisvergleich und danach mit Dienstleistungen (oder Aufwandschätzungen für KnowHow Aufbau) Nochmals: OSS ist vielerorts Machbar, Sinnvoll und sollte bevorzugt werden. Aber erzwingen hilft niemandem (siehe Musterprojekt München, wo eine Lösung erarbeitet hat, welche nur dort einsetzbar ist)
Montag, 23. Juni 2014, Adrian v.A.

@Marco Genau OSS ist kostenlos, ich habe aber x-mal erlebt das Firmen Millionen bekommen haben um OSS in Verwaltungen und Firmen einzuführen. Dieses Geld wird dann für Anpassungen und Erweiterungen usw. verwendet. Leider hat es auch etliche unseriöse Firmen in diesem Umfeld, erst versprechen dann denken. Das mit den Lücken hättest Du vor 5 Jahren noch als Argument bringen können. Jede Software egal ob open oder closed hat Löcher und Fehler. Es geht ja nicht darum das OSS schlechter wäre, im Gegenteil. Aber in den Köpfen ist immer OSS gleich gratis, also keine Kosten für die Steuerzahler und das ist nur die halbe Wahrheit.
Montag, 23. Juni 2014, Adi

@Adi: Es ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Sie entscheidet z.B. darüber wie teuer Bildungspolitik, Sicherheit, Sozialpolitik, etc. in der Schweiz zu stehen kommt. Diese Frage stellt sich also exakt aus dem Grund, damit es der Schweiz dann gut oder eben besser geht. Doch, wenn der Steuerzahler abertausende von staatlichen Arbeitsplätzen vollkommen unnötig mit Microsoft Office auf seine Kosten ausrüsten muss anstatt dass dafür Libre Office zum Einsatz kommt, dann hat der Staat sehr wohl Vorschriften zur kosteneffizienten Lösungen zu machen. Das die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter besser sein soll als unterschiedliche Firmen für Open Source Lösungen ins Boot zu holen, kann ich nicht ernst nehmen. Wie sicher geschlossene Software ist, sieht man daran wie viele TAUSEND Sicherheitsupdates Microsoft alleine für Windows und Office in den letzten zwanzig Jahren herausbringen musste und das noch jeden Monat muss! Oder beim Internet Explorer. Was nutzt es da, dass es nur fünf Lücken gibt welche auch mal ein halbes Jahr unverschlossen bleiben, wenn bei Open Source wie Firefox meintewegen 20 Lücken sind, welche aber alle in Stunden und wenigen Tagen geschlossen sind. Also da ist mir die die zweite Lösung wesentlich lieber. Open Source ist übrigens grundsätzlich immer kostenlos. Man darf Software unter dieser Lizenz aber auch gegen Geld anbieten. Es ist nur so, dass der Käufer sie dann wieder kostenlos weitergeben darf. Z.B. wie bei Red Hat. Da hat man auch das Gefühl man kauft OSS, in Wirklichkeit bezahlt man aber nur die Dienstleistung und nicht das Betriebssystem. Aber egal, das Thema würde zu weit gehen und so viel Platz hat es hier sicher nicht. Es ist aus meiner Sicht auf jeden Fall richtig, dass abgeklärt wird weshalb kommerzielle Anbeiter bevorzug werden, während kostenlose und völlig gleichwertige Lösungen aussen vor bleiben.
Freitag, 20. Juni 2014, Marco

Alle Jahre wieder, blüht der OSS Straus neu auf... Dabei ist OSS nicht gleich gratis und nicht gleich billig. Politiker sollten sich auf die wirklich wichtigen Dinge in der Schweiz beschränken. Bildungspolitik, Sicherheit, Sozialpolitik, einfach darauf dass es der Schweiz gut geht. Und uns Informatikern nicht immer sagen nimm das oder mach das. Es braucht gute kosteneffiziente Lösungen aber nicht Vorschriften das man OSS nehmen muss. Diverse Informatikprojekte des Bundes würden noch leben, wenn mehr von der Stange gekauft werden könnte, als Hinz und Kunz mit Eigenentwicklungen auf Basis von OSS zu beauftragen. Wie sicher OSS ist hat man ja mit Heartbleed gesehen. Solche Fehler gibt es immer und überall mal.
Freitag, 20. Juni 2014, Adi



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER