Es ist kein Geheimnis, dass die PC-Hersteller seit Jahren mit sinkenden Absätzen kämpfen. Und auch die Gegenwart sieht eher düster aus, erwartet IDC für 2014 doch einen Verkaufsrückgang um 6 Prozent. Schuld an der Misere haben mitunter die Tablets, die in den letzten drei Jahren einen enormen Aufschwung erlebt und sich vor allem im Consumer-Umfeld inzwischen zu einer festen Grösse gemausert haben. Und langsam erkämpfen sie sich auch ihren Platz in der Geschäftswelt – und dies nicht ohne Grund, bergen Tablets für Unternehmen doch ein grosses Potential für mehr Effizienz und Innovation.
So sind Tablets aufgrund ihres kleinen Formfaktors und des geringen Gewichts zum Beispiel geradezu prädestiniert für den Ausseneinsatz. Mitarbeitende können interaktiv mit dem Kunden auf einem Gerät arbeiten und Daten live, schnell und einfach erfassen, ohne hierfür ein Notebook mitschleppen und booten zu müssen. Auch können im Zusammenspiel mit der Einfachheit und der gewonnen
Mobilität neue innovative Apps entwickelt werden, welche die bisherigen Unternehmensdienstleistungen ergänzen. Dies ist unter anderem Feldschlösschen gelungen (siehe Seite 42).
Trotz der genannten Vorteile muss der Mehrwert von Tablets im Business-Einsatz aber relativiert werden. Anders als im Comsumer-Bereich beschränkt sich der Nutzen der Geräte im Geschäftsumfeld nämlich auf einige spezielle Szenarien beziehungsweise Unternehmen, die mit besonders hoher Flexibilität aufwarten müssen: So beispielsweise im Handel oder in Spitälern, wo Daten oft schnell und mobil zur Verfügung zu stehen haben. Oder in Show-Räumen im Einzelhandel, wo Tablets verkaufsunterstützend eingesetzt werden können. Die grosse Masse der Unternehmen wird auch in Zukunft nicht auf Tablets umsatteln. Nehmen wir als Beispiel unseren Verlag. Jeden Tag verfassen wir auf der Redaktion mehrere und oftmals längere Texte. Das Layout ist täglich mit der Bearbeitung zahlreicher Bilder und der Gestaltung der fertigen Artikel beschäftigt. Und der Verkauf, die Buchhaltung und die Aboverwaltung schlagen sich mit PDF-Offerten, Tabellen und Eingabemasken herum. Hier stellen Tablets schlicht keine Option dar. Dementsprechend sind in Branchen wie der unseren neben Desktoprechnern auch Notebooks nach wie vor stark gefragt.
Und genau hier gilt es für die PC-Hersteller anzusetzen. Denn bloss weil Tablets für viele Unternehmen keine Alternative zum Notebook darstellen, bedeutet dies nicht, dass kein Innovationsbedarf besteht. Wäre es nicht toll, wenn es Geräte gäbe, die das Beste aus der Tablet- und der Notbook-Welt miteinander verbinden würden? Doch halt – was erzähle ich, solche Geräte existieren bereits: Convertibles oder Hybridrechner. Sie ermöglichen es, ein Gerät sowohl als Tablet als auch als Notebook zu nutzen und bringen damit die besten Voraussetzungen mit, um das Business-Segment branchenübergreifend für sich zu erobern.
Bloss sind Hybride heute zu teuer und zu schwer, um für den Grossteil der Unternehmen – und auch der Privatanwender – attraktiv zu erscheinen. Wenn man bedenkt, welchen Erfolg die Tablets innert kürzester Zeit feiern konnten, überrascht es doch, dass die PC-Hersteller die Chance, die sich ihnen mit den Hybriden bietet, bislang verschlafen zu haben scheinen. Würden die Hersteller den Fortschritt in dieses Segment stärker forcieren, wäre es nicht komplett abwegig, dass Tablets künftig nicht mehr gebraucht würden. Oder dass zumindest der Niedergang des PC-Segments aufgehalten werden könnte. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, auch IDC sieht in dünneren, leichteren, günstigeren und touch-fähigen Geräten die Erlösung für die PC-Branche.
Auch die Nutzer selbst scheinen auf die nächste Innovation von Seiten der PC-Hersteller zu warten, lässt sich doch verschiedenen Analystenberichten entnehmen, dass sich eine Verlangsamung der Tablet-Verbreitung abzeichnet. Der Markt scheint langsam gesättigt. Ein Grund mehr für die PC-Hersteller, ihre Chance endlich beim Schopf zu packen.