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Niklaus meint: Das Tablet ist kein PC-Ersatz

Von Daniel Niklaus

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/06

     

Modeverkäufer und -verkäuferinnnen gelten allgemein als wenig technikaffin. Die Kassenlösung bedient man noch knapp, aber sonst wollen sie möglichst keinen Kontakt mit der Computerwelt haben. So das Klischee. Ganz anders sieht es in Appenzell aus. Beim Modehaus Goldener werden die Verkäufer dank iPad zu Modefotografen und die Kunden zu Laufstegstars. Wer eine neue Garderobe ausprobiert und Lust auf ein persönliches Foto hat, lässt sich im eigens eingerichteten Fotostudio im Laden ablichten. Mit dem iPad werden Fotos geschossen und mit einem Klick nach Hause gesendet. Auf Kundenwunsch bleiben die Fotos privat oder sind gut ersichtlich auf der Homepage platziert und bereit, um auf Facebook geliked zu werden. Ein riesiger Hit, bei dem Gross und Klein ihren Spass haben und mit dem das Modehaus Goldener einen unerwarteten Einsatz für das Tablet gefunden hat.

Klar, es gibt sie, die Kassen-Apps und die Office-Programme, die den PC ablösen möchten. Doch das sind nicht die Programme, welche den Geschäftsalltag mit den Tablets wirklich vereinfachen oder gar auf den Kopf stellen. Wer Tablets im Unternehmen einsetzen will, sollte nicht darüber nachdenken, wie ein Tablet einen PC ersetzt, sondern neue Wege gehen. Tablets sind da, um Dinge zu vereinfachen und zu ermöglichen, die der PC und das Notebook so nicht können.
Die Automarke Bentley integriert in ihre neuesten Modelle zwei iPads als Arbeitsstationen für die Rückbank. Zur Einführung erstellten sie einen professionellen TV-Spot mit der Kamera des iPhones und schnitten den Spot auf der Rücksitzbank im Bentley mit dem iPad. Was früher mit Kameras, Lichteinsatz und Schnittplatz im Wert von mehreren 100’000 Franken gedreht wurde und auch mehrere Wochen bis zur Endversion benötigte, kann heute vor Ort mit Hardware für unter 1000 Franken gemacht werden. Damit lassen sich Innovationen realisieren, die wohl denkbar, aber aus Kosten- und Platzgründen nicht umsetzbar waren.

Bei einem weiteren Unternehmen wurde derweil Servicemax.com evaluiert, ein Tool für Teams, die vor Ort beim Kunden Reparaturen und Services durchführen. Die Applikation läuft auf dem Tablet und organisiert alles, was den Serviceprozess vereinfacht. Am Morgen wird über Google Maps die Route zu den verschiedenen Kunden berechnet. In der Zentrale ist man dank GPS informiert, um allfällige Kurzeinsätze richtig zu planen. Vor Ort hat das Servicepersonal Zugriff auf alle Kundendaten der Vergangenheit, auf Manuals und auf Video-Anleitungen und wenn man einmal etwas selbst nicht reparieren kann, fragt man über die Onlinehilfe andere Servicetechniker an – selbstverständlich bei Bedarf mit Videochat. Und weil viele Kunden heute auch über ein Tablet oder ein Smartphone mit Kamera verfügen, können einfache Reparaturen direkt aus der Zentrale mit den Kunden gelöst werden oder die Servicetechniker erhalten vor Ankunft einen Blick darauf, was sie erwartet.

Tablets gibt es heute in den verschiedensten Ausführungen: Das iPad Air «in schön», Samsungs Galaxy Note Pro «in gross». Das Fujitsu M702 ist wasserfest. Blackberry 10 hat eine hervorragende Trennung zwischen Privat- und Geschäftsdaten. Und wenn Microsoft bei der nächsten Surface-Generation die leistungsstarke aber stromhungrige Intel-Welt mit der etwas schwächeren, dafür Ressourcen schonenderen ARM-Welt zusammen bringt, darf man auch dort so einiges Spannendes erwarten.
Wer an Tablets im Geschäftseinsatz denkt, der sollte nicht denken: «Was kann das Tablet für mich tun?» Sondern: «Was kann ich für das Tablet tun?» Werden Sie erfinderisch, kreativ, denken Sie ausserhalb der gewohnten Box. Denken Sie Tablet.



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