Ein Park- und Ladeservice für Elektromobile, der derzeit unter dem Namen V-Charge (steht für Valet Parking and Charging) entwickelt wird, soll die elektrische Mobilität alltagstauglicher und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinierbar machen. Erarbeitet wird das V-Charge-Projekt – das von der EU finanziert wird und mit einem Budget von rund 7 Millionen Franken arbeitet – derzeit unter der Leitung von Entwicklern und Forschern der ETH Zürich, unterstützt von den Universitäten von Braunschweig, Oxford und Parma sowie zusammen mit den Industrieunternehmen Bosch und Volkswagen.
E-Auto für den Heimweg
Bei V-Charge wird von der Vision ausgegangen, dass Reisende künftig das Gros ihrer Strecke mit der Bahn zurücklegen und für die Strecke vom Bahnhof bis nach Hause dann ein E-Mobil benutzen wollen. Hier kommen die sogenannten V-Charge Park-&-Ride-Anlagen ins Spiel, dank denen Elektromobile selbstständig und fahrerlos Parkplätze beziehungsweise Ladestationen anfahren können. «So fährt ein Reisender beispielsweise mit einem Elektrofahrzeug zum Bahnhof und schickt es dort per Smartphone-App zum Laden. Bei seiner Rückkehr dirigiert er es mit der gleichen App voll aufgeladen wieder zum Abholpunkt», schreibt die ETH.
Markttaugliches System
Gestartet wurde das Projekt im Sommer 2011. Nun konnte ein Meilenstein vermeldet werden: Am Flughafen Stuttgart wurde präsentiert, wie ein Fahrzeug via Smartphone-App zum Parken aufgefordert werden kann. Der Bordrechner des Fahrzeugs verbindet sich dazu mit dem Server des Parkhauses, um einen freien Parkplatz zu finden, und navigiert dann das Auto zu diesem Platz. Dabei setzen die Wissenschaftler auf Kameras, da GPS in Parkhäusern keine Option ist. Die Autos sind zum einen mit Kameras, zum anderen aber auch mit präzisem Kartenmaterial der Parkhäuser bestückt. Dadurch soll das Fahrzeug in der Lage sein, über einen Abgleich der aktuellen Kamerabilder mit dem aufgezeichneten Kartenmaterial jederzeit ihre exakte Lage zu bestimmen. Hindernisse werden mit einer Stereokamera identifiziert, worauf das Fahrzeug dann ein neues Fahrmanöver berechnet, um das Hindernis zu umfahren.
Gemäss der ETH ist das Verfahren äusserst kostengünstig, da Technologien genutzt werden, die bereits in heutigen Fahrzeugen verbaut sind. So sei V-Charge markttauglich und könne schon in naher Zukunft serienmässig eingesetzt werden. Das Projekt soll bis Ende September 2015 abgeschlossen werden. Gearbeitet werden soll bis dann unter anderem am selbstständigen Laden und an der Verbesserung der Lokalisierung und der Navigation. Weitere Informationen finden sich unter
www.v-charge.eu.
(mw)