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Meierhans meint: Heiteres Wahrheitsraten mit Menschenkenntnissen

von Daniel Meierhans

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/05

     

Neulich habe ich nach Jahren wieder einmal ein Wintersportgeschäft betreten. Die ältere Tochter wird in diesem Jahr vier. Ab nächstem Winter brauche ich also neue Ski, damit ich sie bei ihren ersten Pflugversuchen unterstützen und ab und an selber wieder die Hänge hinunterjagen kann. Nun bin ich nach eigener Einschätzung ein ziemlich guter Skifahrer, der sich einfach schon länger keine neuen Latten mehr kaufen musste. Die letzten hatte ich jeweils Bekannten abgekauft, die Skis testen. Jetzt musste ich erstmals seit über zehn Jahren selber auswählen und entscheiden. Internetrecherchen führten mich dabei nicht wirklich weiter. Gefühlte 1000 Marketingwortschöpfungen à la Power Rocker, Carboncover, Fusioncore, Hybridtech, Race Edge oder Bio-Logic und fast ebenso viele Tests mit dem Informationsgehalt eines besseren Horoskops liessen mich einigermassen ratlos zurück.

Unwissen wird teuer


Damit versetzte mich mein Skikauf in das gleiche Dilemma wie die IT. Auch für die Entscheidung über eine Support-Lösung bleiben mir im Wesentlichen nur zwei Möglichkeiten: Entweder anhand der Werbung heiteres Wahrheitsraten betreiben, oder einen Anbieter finden, der ehrlich Auskunft gibt und der vor allem auch versteht, was ich wirklich benötige. Auch wenn sich im zweiten Fall mit Menschenkenntnis einiges machen lässt, ohne eine gehörige Portion Glück komme ich so oder so nicht zum Ziel.
Was mich persönlich in einer solchen Situation noch mehr frustriert als der unweigerliche Zufallsfaktor ist die Tatsache, dass ich meinen Entscheid auch im Nachhinein kaum je sachlich beurteilen kann. Dafür müsste ich alle auch nur halbwegs in Frage kommenden Varianten ausführlich selber testen, was nur schon aus Zeitgründen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wie beim Skikauf kann ich allerdings meine Trefferquote auch in IT-Fragen erheblich erhöhen, wenn ich gewisse Randbedingungen beachte. Das eine ist sicher die eigene Urteilsfähigkeit. Ob ein Dienstleister oder Stellenkandidat ein Schwätzer ist, lässt sich ganz unabhängig von fachlichen Kriterien erfragen.
Mindestens ebenso wichtig ist aber auch, dass man sich selber ein gewisses Know-how aneignet. Wer meint, die IT einfach delegieren zu können, muss sich nicht wundern, wenn er dann – um beim Wintersportvergleich zu bleiben – wie das Abziehbild eines angegrauten Konzernmanagers im Bogner-Gwändli mit den teuersten Völkl-Renntiger den Hang hinunter rutscht.
Die IT ist wie kaum eine andere Branche auf Verkaufserfolg getrimmt. Unwissen wird gnadenlos ausgenützt. Um dem landläufigen KMU-IT-Partner Paroli bieten zu können, muss man sich in der Regel aber nicht mit allzu viel technischem Detailwissen plagen. Informationen, die man in der Fachpresse findet oder sich an Kongressen aneignen kann, reichen in der Regel bestens.

Mehr als nur Selbstbefriedigung


Mein Skiverkäufer hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass er tatsächlich verstanden hatte, was ich mit Knieproblemen auf Grund von zu aggressiven Carvern meinte. Seine in die Jahre gekommene Sportlichkeit hat mir glaubhaft erscheinen lassen, dass er das Problem aus eigener Erfahrung kennt. Und so habe ich ihm denn auch die Latten abgekauft, die er selber diesen Winter gefahren hat.
Ob ich mit ihnen tatsächlich Spass haben werde, weiss ich erst im nächsten Winter. Die Fahrfreude ist aber zum Glück relativ. Solange mein persönliches Gefühl stimmt, kann mir egal sein, ob es allenfalls einen noch besseren Ski für mich gegeben hätte. Das ist der grosse Unterschied zur IT. Sie muss nicht nur einem selber zusagen, sondern auch im täglichen Konkurrenzkampf bestehen.


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