1. Warum engagieren Sie sich in der Informatik-Branche?Als ich mit dem Informatikstudium begonnen habe, war dies eine relativ neue Wissenschaft, die äusserst spannende Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Disziplinen angesprochen hat. Daran hat sich nichts geändert. Mehr noch, die Informatik ist zu einem dominierenden Faktor in unserer Gesellschaft geworden. Dies sowohl aus technischer Sicht, wie auch aus der Sicht der Betriebswirtschaft und der Soziologie. IT hat infrastrukturell den gleichen Stellenwert wie beispielsweise Energienetze.
2. Was freut oder ärgert Sie in der IT?Aus meiner Sicht ist es schon ein Ärgernis, dass der Stellenwert der IT speziell in manchen Branchen immer noch unterschätzt bzw. ignoriert wird. Die Informatik-Branche nur als besseren Dienstleister zu betrachten, ist nicht mehr adäquat.
3. Welche Themen halten Sie für die grössten Herausforderungen in der Informatik?Ich möchte erstens den gesamten Bereich der Cyber-Risks/Cyber-Crime ansprechen. Hier stehen wir vor enormen Herausforderungen, technologischer wie kultureller Natur (Stichwort: Unternehmenssicherheitskultur). Dass die Schweiz wie die meisten europäischen Staaten eine Nationale Strategie zum Schutz vor Cyber-Risiken (NCS) hat, unterstreicht dies. Zweitens sind unsere Energienetze und der geforderte Wandel (Stichwort: Energiestrategie 2050) zu nennen. Wir werden wieder weg kommen von den stark zentralisierten Energiesystemen, hin zum dezentralisierten System. Intelligente Generation-Storage-Load (iGSL) Zellen, die sich selbstorganisierend zu virtuellen Netzten verbinden, werden das zukünftige Energiesystem charakterisieren. IT in seiner ganzen Bandbreite ist hier der Schlüsselfaktor.
4. Wie wird die IT unser Leben verändern?Wir sehen einerseits den Eintritt der sogenannten digital natives in das Erwerbsleben, dies hat Auswirkungen auf Arbeitsleben, Wirtschaft und Gesellschaft. Moderne innovative Arbeitsplätze lassen die Grenzen zwischen Privatem und Geschäftlichem verschwimmen. Andererseits werden wir zunehmend von autonom agierenden Systemen umgeben sein, Stichworte sind M2M-Communication, Industrie 4.0, oder iGSL-Zellen. Dies wird nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch den privaten Bereich massiv verändern.
Prof. Dr. Stephanie Teufel
Sie studierte Informatik an der Technischen Universität Berlin und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Ihren Doktorgrad erhielt sie von der Universität Zürich. Seit April 2000 hat sie das Ordinariat für Management der Informations- und Kommunikationstechnologie an der Wirtschafts- und Sozialwirtschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg inne und ist derzeit Dekanin der Fakultät sowie Direktorin des international institute of management in technology (iimt). Sie ist Autorin/Co-Autorin einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und Bücher sowie Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien.