6 Fragen an Thomas Zwiefelhofer
Quelle: swissICT

6 Fragen an Thomas Zwiefelhofer

Das Interview führte Thomas Winkelmann

Der liechtensteinische Minister für Inneres, Justiz und Wirtschaft über die Wichtigkeit der Diversifikation, Datenschutz und den IT-Standort Liechtenstein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/04

     

1. Warum engagieren Sie sich für die Informatik-Branche?
Aus zwei Gründen: Erstens ist es für eine Volkswirtschaft äusserst wichtig, möglichst breit diversifiziert zu sein. Das bringt Stabilität auch in wirtschaftlich unruhigen Zeiten und schützt vor struktureller Arbeitslosigkeit. Liechtenstein setzt deshalb auf ein möglichst organisches, nachhaltiges Wachstum durch die Erschliessung von neuen Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung. Zweitens liegt es im Interesse des Landes, im IT-Bereich eine gute Versorgung zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können.

2. Was freut oder ärgert Sie am meisten in der IT?
Was mich ärgert, sind Informatik-Produkte, egal ob Hard- oder Software, die sich nicht einfach und intuitiv richtig bedienen lassen. Wenn dann noch eine Bedienungsanleitung in Fachchinesisch dazu kommt, reisst bei mir der Geduldsfaden.

3. Welche Themen halten Sie für die grössten Herausforderungen in der Informatik?
Die Informatik hat Eingang in alle Lebensbereiche gefunden und ist nicht mehr wegzudenken. Sie erleichtert vieles im Arbeitsumfeld wie auch im privaten Leben ungemein. Sie hat uns aber auch äusserst abhängig und in einem gewissen Sinne auch verletzlich gemacht. Irgendwo tritt eine Störung auf – und nichts geht mehr. Ein grosses Thema ist aufgrund der weltweiten Vernetzung der Schutz von Daten und Firmengeheimnissen vor unerlaubten Zugriffen und vor Diebstahl.

4. Wie wird die IT unser Leben künftig verändern?
Sie wird die Arbeitswelt weiter verändern. Ich denke da speziell an neue Formen von Arbeitsplätzen und neue Formen von Berufen. Andererseits kann sie auch in einem gewissen Sinne zur Sucht werden und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwischen. Dies kann einem Ausnützen von Arbeitskräften auf Kosten derer Gesundheit Vorschub leisten.

5. Wann würden Sie einem Jugendlichen raten, sich für einen Beruf in der IT zu entscheiden?
Der Moment ist schon da, um zu einem Beruf in dieser Branche zu raten. Denn Berufe in der IT bedeuten Zukunft, und zwar weltweit. Sie haben viel kreatives Potenzial, sind spannend und herausfordernd. Wer in einem IT-Beruf tätig ist, wir sicher nie unter Langeweile leiden.



6. Was ist das Besondere am IT-Standort Liechtenstein v.a. im Vergleich zur Schweiz?
Der IT-Standort Liechtenstein ist nicht besser oder schlechter als andere IT-Standorte, nur anders. Ein grosser Vorteil Liechtensteins sind die kurzen Wege. Wir können schnell reagieren und beispielsweise Gesetze oder Verordnungen zeitnah verabschieden, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Die Regierung prüft derzeit verschiedene Optionen, um Liechtenstein als Datenstandort zu positionieren, dies im Sinne des Erschliessens neuer Geschäftsfelder und des organischen wirtschaftlichen Wachstums.



Dr. Thomas Zwiefelhofer

Dr. Thomas Zwiefelhofer ist Regierungschef-Stellvertreter des Fürstentums Liechtenstein und zuständig für das Ministerium für Inneres, Justiz und Wirtschaft. Er ist Mitglied der VU (Vaterländische Union), der liberal-konservativen Partei Liechtensteins. Der am 10.12.1969 geborene promovierte Jurist ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Nach seiner Matura studierte Zwiefelhofer zunächst Architektur an der ETH Zürich und war auch beruflich hier tätig. 2007 promovierte er zum Dr. iur. HSG an der Universität St. Gallen. Vor der Übernahme der Regierungsverantwortung arbeitete er beim Allgemeinen Treuunternehmen (ATU) in Vaduz (als Mitglied der Geschäftsleitung).


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