Moderne Technik hin oder her, mit gewissen Dingen muss man leben: dem alljährlichen Hagelschlag zum Beispiel. Geht es aber um die Folgen solcher Ereignisse, so sieht es anders aus. Ein Tablet, bestückt mit der richtigen Software, erlaubt die schnelle und effiziente Abwicklung von Schadensansprüchen. Das dachte man sich auch bei der Schweizerischen Hagel-Versicherungs-Gesellschaft, kurz Schweizer Hagel, und gab eine entsprechende Lösung beim Software-Entwickler IMS AG in Auftrag.
Meldet ein Landwirt Hagelschäden, kommt der Versicherungsexperte nun mit dem Tablet statt einem Notizblock aufs Feld. Das erlaubt nicht nur ein medienbruchfreies Arbeiten, sondern die Einbindung moderner Werkzeuge wie GPS. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel genau prüfen, ob der Experte auch auf dem richtigen Feld steht.
Offline-Funktionalität
Ein weiterer Vorteil liegt in der erleichterten Schadensabschätzung. Bisher war der Versicherungsexperte hier im Wesentlichen auf sich selbst gestellt. Mit Hilfe der neuen Lösung besteht jetzt Zugriff auf im System hinterlegte Referenzdatensätze. Davon profitiert nicht nur der Experte, sondern auch der Landwirt. So erhält der Geschädigte eine aussagefähige Ersteinschätzung direkt vor Ort. Um effizient arbeiten zu können, wurde auch die mangelnde Netzabdeckung in ländlichen Regionen bedacht. So steht die App in voller Funktionalität auch offline zur Verfügung. Besteht wieder Netzzugang, werden die neu erfassten Daten mit dem CRM von Schweizer Hagel synchronisiert.
Ebenfalls vereinfacht wurde die Disposition der Experten selbst. Da Schadensfälle über einen geographisch grossen Raum verteilt vorkommen, sind die Experten viel unterwegs. Mit Hilfe einer hinterlegten Google-Maps-Anbindung können sie ihre Routen genau im Voraus planen. Alle relevanten Daten werden zu Arbeitsbeginn einfach via WiFi oder mobiles Netz aus dem Versicherungssystem übertragen.
Positive Kundenwahrnehmung
Mit der Tablet-Lösung geht Schweizer Hagel einen für die Versicherungsbranche innovativen Weg. Dabei ging es von Anfang an nicht nur um die Optimierung der Arbeitsprozesse. Vielmehr soll durch die moderne Arbeitsweise beim Kunden ein positiver Eindruck hinterlassen werden.
Anfang 2013 begann IMS AG mit der Realisierung der mobilen Schadenabschätzungslösung. Unter dem Projektnamen «Grelexpert» wurde eine native Android-App umgesetzt. Mit Feature Driven Development kam ein agiles Entwicklungsverfahren zum Einsatz. In den definierten Iterationsschritten wurde regelmässig eine voll lauffähige App-Version ausgeliefert und getestet. Auf diese Weise erhielten die bei den Tests involvierten Experten bereits früh ein Gefühl für die mobile Arbeitsweise und konnten direktes Feedback geben.
Das Projekt profitierte auch von mehr als drei Jahren Erfahrung, die IMS AG mittlerweile im Bereich mobiler Individualsoftware hat. Ein anderes Referenzprojekt ist CUFA, zu welchem eine Tablet-Lösung für die Erfassung von Fahrzeugprüfungen in den Strassenverkehrsämtern entwickelt wurde. In den Kantonen Bern, beide Basel, Thurgau, St. Gallen, Nidwalden und Obwalden arbeiten die Prüfungsexperten nicht mehr mit Clipboards und Bleistift. Via Tablet haben sie Zugriff auf ihren Tagesablauf, auf relevante Informationen zum Fahrzeugtyp, den individuellen Details jedes Fahrzeugs, die im Fahrzeugausweis aufgelistet sind, sowie zur Historie bisheriger Fahrzeugprüfungen. Im Anschluss an die Fahrzeugprüfungen können alle relevanten Dokumente wie Prüfbericht oder Rechnung sofort ausgedruckt werden. So entfallen der Backoffice-Aufwand sowie die früheren Medienbrüche. Über alle Kantone gerechnet spart der Steuerzahler so mehrere hunderttausend Briefmarken oder Franken im Jahr. Zu guter Letzt können auch statistische Auswertungen über sämtliche Fahrzeugprüfungen durchgeführt werden. Anhand der so vorhandenen Informationen sind erstmals detaillierte Auswertungen zum Zustand der Fahrzeuge auf Schweizer Strassen möglich.