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Lytro Lichtfeldkamera Schärfe auf Knopfdruck
Quelle: Lytro

Lytro Lichtfeldkamera Schärfe auf Knopfdruck


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/03

     

Wirklich gute Fotos zu schiessen, ist auch heute noch eine Kunst – Digitalfotografie und immer besser werdenden Objektiven, Sensoren und Bildstabilisatoren zum Trotz. Mit der Lichtfeldkamera Lytro will der gleichnamige US-Hersteller das Fotografieren nun aber grundlegend verändern und vereinfachen. Versprochen wird nichts weniger als die bedeutendste Innovation seit der Umstellung von analog auf digital.

Nachträglich fokussieren


Die Lytro-Kamera ermöglicht es, Bilder auch nach dem Auslösen noch zu fokussieren. Möglich macht dies die sogenannte Lichtfeldtechnologie, mit der angeblich sämtliche Lichtstrahlen eingefangen werden, um ein interaktives und lebendiges Bild entstehen zu lassen. Neben dem Refokussieren ist dank der Technologie seit kurzem ausserdem auch das Erstellen von 3D-Bildern sowie ein Perspektivenwechsel im fertigen Bild möglich.
Seit einigen Monaten ist die Kamera des gleichnamigen amerikanischen Herstellers auch in Europa und in der Schweiz erhältlich. Bislang ist die durchaus innovative Kamera aber noch wenig bekannt. Zurecht? «Swiss IT Magazine» hat die Lytro, die unter anderem im Fotofachhandel und bei einigen Elektronikfachhändlern zu haben ist, unter die Lupe genommen.

Mini-Touchscreen


Spielend leicht soll die Lytro funktionieren, heisst es auf der Website des Herstellers. Auffallend sind vor allem die Bauweise und das Design der Kamera, die so gar nicht an das erinnern, was man kennt. Ebenso ungewohnt ist die Bedienung. Es gibt bis auf einen gut versteckten Ein-/Aus-Schalter und den Auslöser keine weiteren mechanischen Bedienelemente, sondern nur ein kleines Touch-Display und einen Touch-
Bereich oben an der Kamera zum Zoomen. Es braucht darum etwas Zeit, bis man die richtige Handhabung intus hat. Nervig ist vor allem das Touch-Display, das des kompakten Designs wegen etwas gar klein geraten ist und gleichzeitig auch noch relativ schwach auflöst.
Mühsam ist auch, dass die Kamera beziehungsweise die mitgelieferte Software, die den eigentlichen Zauber des Refokussierens ermöglicht, einen einigermassen gut bestückten PC voraussetzt. 2 GB RAM wie in unserem Testrechner reichen beispielsweise nicht. Man kann die Lösung dann zwar trotzdem installieren und nutzen, spürt den fehlenden Arbeitsspeicher aber unangenehm deutlich.

Viel Übung vorausgesetzt

Das Refokussieren funktioniert an sich ganz einfach: Man schiesst ein Foto, hängt die Kamera via mitgeliefertes USB-Kabel an den Rechner, importiert das Bild und klickt dann auf den Bereich, den man scharf stellen will und der bisher noch unscharf war. Alternativ kann man das Foto auch gleich direkt ins Web oder an soziale Netzwerke schicken und die Kamera über WLAN mit dem iPhone koppeln, um mit der Tiefenschärfe zu spielen. Es bleibt dann aber wirklich beim Spielen, exportieren kann man das gewünschte Ergebnis nämlich nur am PC und nur mit der Lytro-Software – unter anderem ins weit verbreitete JPG-Format.
Grundsätzlich klappt alles ganz wunderbar – aber nur, wenn das Foto auch etwas hergibt. Nicht mit jedem Foto ist das Refokussieren nämlich möglich, oder anders gesagt: Bei vielen Bildern hält sich der Effekt sehr in Grenzen. Es braucht schon ziemlich Übung und auch ein gutes Vorstellungsvermögen, bis die Bilder richtig gut kommen. Und hier liegt die Krux der ganzen Sache: Man profitiert erst wirklich von der Kamera und ihren Möglichkeiten, wenn man sich speziell auf sie einstellt. Allen, die einfach mal drauflos knipsen wollen, hilft sie nur bedingt. Zudem lässt die Qualität der Bilder zu wünschen übrig, insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen. Manch eine Smartphone-Kamera schneidet besser ab.
Ganz nett, aber wie die Lichtfeldtechnologie auch noch nicht ganz ausgereift, sind zudem auch die verschiedenen Filter, die die Software bietet. Dasselbe gilt für den eingangs erwähnten Perspektivenwechsel, der erst sehr eingeschränkt möglich ist.

Grosses Potential

Noch ist man also ein ganzes Stück von der versprochenen Revolution in der Fotografie entfernt. Aber: Die Lichtfeldtechnologie hat ganz klar grosses Potential und jeder, der zum ersten Mal mit einem qualitativ guten Lytro-Bild spielen kann, ist beeindruckt und staunt, was alles möglich ist. Wer noch nie ein Lytro-Foto gesehen hat und ebenfalls staunen möchte, findet auf hhttps://pictures.lytro.com/SwissITMagazine/pictures/772892 ein Beispiel.



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