Ohne Roaming 300 Millionen neue Kunden gewinnen

Eine Umfrage unter 28'000 EU-Bürgern zeigt laut der EU-Kommission, dass Telekom-Anbietern aufgrund von Roaming-Gebühren bis zu 300 Millionen Kunden entgehen.
18. Februar 2014

     

Im vergangenen Herbst wurde bekannt, dass die EU-Kommission die Roaming-Gebühren in den EU-Ländern abschaffen will (Swiss IT Magazine berichtete). Nun wird diese Forderung mit den Ergebnissen einer Umfrage unter 28'000 EU-Bürgern bekräftigt, wie es in einer Pressemitteilung der EU-Kommission heisst. Die Untersuchung zeige, dass den Telekom-Anbietern mit ihren aktuellen Preisgestaltungen rund 300 Millionen Handynutzer entgehen. Weiter würden 94 Prozent der Anwender die Nutzung des mobilen Internets ausserhalb ihres Heimatlandes einschränken, um den Roaming-Gebühren zu entgehen. Und mit 47 Prozent beinahe die Hälfte verzichtet ganz auf die Verwendung des mobilen Internets im Ausland. Nur gerade jeder zehnte User nutze das mobile Internet im Ausland genauso häufig wie zu Hause.
Des weiteren zeigt die Umfrage, dass Vielreisende, die das gewinnträchtigste Marktsegment bilden, ihre Datenroaming-Dienste eher ausschalten als Personen, die gelegentlich reisen. Laut Mitteilung hänge dies damit zusammen, dass Vielreisende besser über die tatsächlichen Roaming-Gebühren in Europa Bescheid wissen.
"Ich bin wirklich von diesen Zahlen geschockt. Sie zeigen, dass wir endlich ganze Arbeit leisten und Roaming-Entgelte abschaffen müssen. Die Verbraucher schränken ihre Handynutzung auf extreme Weise ein, und davon haben auch die Unternehmen nichts. Das ist nicht nur ein Streit zwischen Urlaubern und Telekomanbietern. Auch Tausenden Unternehmen entstehen durch das Roaming Extrakosten. Und andere Unternehmen wie zum Beispiel App-Anbieter erleiden Umsatzeinbussen. Roaming hat keinen Sinn in einem Binnenmarkt und ist auch wirtschaftlich kurzsichtig", lautet denn auch das Fazit von Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, zur Untersuchung.


Mit ihrem Legislativvorschlag für einen vernetzten Kontinent ruft die Kommission die EU-Gesetzgeber deshalb zur Schaffung eines echten Binnenmarkts für Telefonanrufe und die Internetnutzung auf. Ziel sei es, die Mobilfunkbetreiber mit einer Kombination aus Regulierungsvorgaben und Marktanreizen dazu zu bringen, dass sie ihre Inlandstarife und -pakete auf die ganze EU ausdehnen, so dass ihre Kunden ab 2016 ihre Handys und Smartphones auf Reisen innerhalb der Union zu Inlandspreisen benutzen können. (abr)


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