Von UX als Kostenpunkt zu UX als Umsatztreiber
Quelle: Nicole Pfyl

Von UX als Kostenpunkt zu UX als Umsatztreiber

Von Marcel Gamma

Sehr viele Interessierte trafen sich in Zürich, um sich über UX allgemein und speziell deren Rolle bei der Migros zu informieren. Ein Rückblick auf die wichtigsten Erkenntnisse des ersten Anlasses der Fachgruppe User Experience.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/01

     

Während heute viele Websites dank UX ziemlich gut bedienbar sind, ist dies in der Software-Welt noch nicht der Fall,» sagte Philipp Murkowsky einleitend über die Motivation, eine neue Fachgruppe User Experience zu gründen. Zu viele Software-Entwickler interessierten sich weniger für das User Interface als für das korrekte Ausführen einer Funktion. Ausserdem fehle oft das nötige Know-How, gerade bei KMU.
So richtet sich die neu gegründete swissICT-Fachgruppe an ICT-Fachleute, die noch nicht viel mit UX zu tun haben. Und die Gruppe trifft offenbar einen Nerv der Branche: 85 Designer, Mitglieder des Managements oder Requirements Engineers von Firmen und Behörden trafen sich bei der SBB, um sich über User Experience (UX) und User Experience Design (UCD) auszutauschen.

Hohe Kosten von schlechter UX


Marcel Kessler, Mitglied der Fachgruppe, umriss das Thema basierend auf der DIN EN ISO 9241-210 Definition: «UX sind die Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der Benutzung einer digitalen Anwendung resultieren».
Er untermauerte deren Relevanz mit Fakten wie «68% aller User verlassen eine Website wegen schlecht designter UX.» Zudem sei der Anpassungsaufwand des User Interfaces auf Papier sehr klein, «beim fertigen Produkt aber zehn Mal grösser».

Erfolgsfaktoren und Hindernisse bei der Migros


«Einführung von UX am Beispiel der Migros», so titelte Raphael Indergand sein Referat und sagte, heute werde bei der Migros die Benutzersicht immer öfter abgeholt. Um UX und UCD zu verankern, müsse man dabei von der Aussage «UX kostet Geld» zu «UX bringt Geld» kommen. Dafür zuständig ist bei der Migros ein 7-köpfiges Team.
Das ganze Migros-Universum kann das Team «Web Intelligence» für Projektplanung, Research, Prototyping, Testing, Reviews und die längerfristige Optimierung buchen, die Kosten werden intern verrechnet. Das UX-Team ist also nicht in jedem Projekt automatisch dabei, auch wenn UX helfen kann, dass bei der Migros «Online bis 2015 den gleichen Stellenwert habe wie stationärer Handel», so lautet jedenfalls das oberste Ziel der Firma.

«UX muss höhere Qualität, etablierte Prozesse und ausgebildete Mitarbeitende ermöglichen und soll in verankerten Werten münden», ist Indergand überzeugt.
Ausführlich präsentierte er die wichtigsten Faktoren, um UX erfolgreich zu verankern. Diese reichen von der Personalrekrutierung über die Quantifizierung von UX bis hin zur Kommunikation über das Thema (Präsentation und Erfolgsfaktoren auf
www.swissict.ch/uxerfolg).
Er nannte auch Faktoren, die zu vermeiden wären, so bspw. Testen kurz vor oder kurz nach dem Go-live und fügte an, ein Kulturwandel brauche drei bis fünf Jahre. «Auch in der Migros ist er noch nicht abgeschlossen», bilanzierte Indergand und resümierte seine Erfahrungen mit drei Kernpunkten:
1. Einführung von UX sorgfältig planen
2. frühzeitig bei Projekten dabei sein (können)
3. UX erlebbar machen (auch für interne Stakeholder)
Die abschliessende Fragerunde thematisierte u.a. wie gute UX monetär messbar sei: «Man kann sie bspw. mit Conversion Rates zu Kaufabschlüssen messbar machen», so ein Statement.


Marcel Gamma ist Kommunikationsverant­wortlicher von swissICT

Zur Fachgruppe User Experience

1. Ziele: Bewusstsein schaffen und Know-How verbreiten mit Fokus KMU
2. Aktivitäten: Events, Fachartikel und Ausbildung
3. Themen: Von «A» (Ausbildung, Agile, Ausschreibungen) über Design bis zu Recruiting von Personal und «W» (Wartung).

Neue Mitglieder sind willkommen.
Kontakt: swissict.ch/userexperience


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