1:28
Quelle: Swiss ICT Magazin

1:28

Von Alfred Breu

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/12

     

Nun, die Diskussion um 1:12 ist glücklich abgewendet, diese Formel können wir vergessen. Nicht vergessen sollten wir 1:28. Bitte? Was?
Ganz einfach, dies ist eine Formel eines CIO: Bei der Applikationsentwicklung sei die Differenz zwischen einem sehr guten und einem schlechten Entwickler 1:28! Klingt unglaublich, aber ähnliche Aussagen sind auch von anderen zu hören. Gehen wir der Einfachheit von einem Jahressalär von CHF 120’000 für einen guten aus, müsste der schlechte eines von 4’000 haben … oder anders herum, was der Schlechte in sechs Wochen macht, schafft der sehr Gute in einem Tag!

Solche Beispiele könnte man auch in anderen Informatik-Bereichen zur Genüge finden. Beispielsweise im Betrieb. Würden hier die Prozesse automatisiert, wäre derselbe Effekt feststellbar.
Was ist die Lehre daraus? Nur sehr gute Leute anstellen und alle anderen entlassen? Leider geben 250 Universitäts-Informatikabgänger/-innen pro Jahr und 2’000 Informatik-Lehrabgänger/-innen im 180’000 Informatiker/innen zählenden Berufsfeld die faktische Bremse – umso mehr, als auch unter ihnen nicht alle zu den sehr guten zählen. Auch die Rekrutierung von Ausländer/-innen, über die übrigens demnächst an der Urne entschieden wird, bringt wenig Spielraum.

Die Konsequenz kann nur sein, dass die Betriebe im Bewusstsein von 1:28 selber genügend Fachleutenachwuchs produzieren. Und diese nicht demotivieren, sondern stark fördern, auch mit der höheren Berufsbildung (Fachhochschule, höhere Fachschule und Berufsprüfung/Diplom). Damit sie zu hoch qualifizierten, guten Entwickler/-innen werden. Auf 100 Fachpersonen sollten fünf Lernende jährlich kommen, insgesamt 20, alles andere ist unrealistisches Geplänkel. Und da die Schweizer Volkswirtschaft von hier ausgeführten Aufträgen lebt, kann auch das Verschieben ins Ausland keine Lösung sein. Es sei denn, wir wollen unser Land vor lauter Egoismus ins Elend stürzen.

Fazit: alle heutigen Bildungszuschauer müssen aktive Nachwuchsförderer werden!





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