Grösser, besser, schneller

Die Anforderungen an Netzwerk-Infrastrukturen in Unternehmen haben sich in den letzten Jahren stark verändert – und das Rad dreht sich munter weiter. Hier treffen die grossen Trends wie Big Data, Mobility oder Cloud Computing zusammen und fördern Technologien wie das 100-Gigabit-Ethernet, WLAN 802.11ac oder Software Defined Networking.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/06

     

Das Netzwerk ist für KMU durch Themen wie die Cloud oder Social Media, das Aufkommen mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets sowie laufend wachsende Datenmengen, die es zu transportieren gilt, zu einer grossen Herausforderung geworden. Und diese Herausforderung gilt es unbedingt zu meistern, denn das Netzwerk ist heute wesentlich mehr als nur eine Verbindung zwischen ein paar Computern und einem Drucker. Es ist zum zentralen Nervensystem jeder IT-Infrastruktur und damit jedes Unternehmens geworden. Doch worauf muss ein KMU bei der Planung beziehungsweise beim Bau eines Netzwerks heute besonders achten? Und was kommt in den nächsten Monaten und danach auf die IT- und Netzwerkverantwortlichen zu? «Swiss IT Magazine» hat den drei Branchengrössen Cisco, D-Link und Netgear genau diese Fragen gestellt.

Anforderungen an moderne Netzwerke


«In den Unternehmen von heute sind praktisch alle Arbeitsschritte auf ein leistungsfähiges Netzwerk angewiesen», erklärt Christian Martin, General Manager der Schweizer Niederlassung von Cisco. Er bestätigt damit, dass das Netzwerk heute eine zentrale und wichtige Rolle einnimmt. Es muss seiner Meinung nach deshalb hochverfügbar und ausfallsicher sein, auch weil Mitarbeitende heute jederzeit und überall auf ihren eigenen Geräten auf das Unternehmensnetzwerk zugreifen. Dass Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit heute unmittelbar mit der Netzwerk-Infrastruktur zusammenhängen, glaubt auch Michael Schäfer, CBU Sales Manager Switzerland bei Netgear. Das wiederum erhöht seiner Meinung nach die Ansprüche an die Netzwerksicherheit und die Administration der eingesetzten Technologien.
Netzwerk-Infrastrukturen stellen laut Dr. Tarik Erdemir, Director Product Marketing & Pre-Sales bei D-Link Deutschland, für KMU aber auch hohe Anforderungen an Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeit. Vor allem das Thema Mobility spiele dabei eine wichtige Rolle. «Erschwert wird das Ganze dadurch, dass inzwischen auch kleine Unternehmen ähnlich hohe Bedürfnisse an Vernetzung, aber auch an Backup und Sicherheit wie Unternehmen im Enterprise-Sektor haben», ergänzt Michael Schäfer. Im Wesentlichen gehe es bei der Planung oder Einführung eines Netzwerks deshalb um eine zuverlässige, kosteneffiziente und einfach einzusetzende Lösung.
Was die drei Netzwerkspezialisten alle hervorheben: Unternehmen sollten beim Bau in jedem Fall die Skalierbarkeit und Zukunftssicherheit berücksichtigen, damit sie für das zunehmende Datenvolumen gewappnet sind, wie Martin erklärt, oder gemäss Schäfer auch in fünf Jahren noch genügend Performance haben.

Die Trends von heute


Um ein Netzwerk aufbauen zu können, das auch in fünf Jahren noch genügend Leistung bietet, muss man wissen, was auf einen zukommt. Und um einen Trend wird gemäss den Experten kein Unternehmen herumkommen: Mobility – und damit einhergehend das Thema Bring your own Device (BYOD). Damit geraten vor allem klassische WLAN-Infrastrukturen unter Druck. «Die rasante Zunahme mobiler Endgeräte – insbesondere im Zuge des BYOD-Trends – wird unweigerlich zu Änderungen im Netz-Design führen: Einerseits bleibt der Bedarf an WLAN nicht mehr nur auf Konferenzräume beschränkt, andererseits steigt das Bedürfnis der Nutzer nach höheren Bandbreiten kontinuierlich, so dass die Einführung von 802.11ac (Gigabit-WLAN) an Konzentrationspunkten unausweichlich sein wird», erklärt Tarik Erdemir von D-Link (mehr zum Thema WLAN für KMU erfahren Sie ab Seite 32).
Christian Martin von Cisco verweist derweil auf eine eigene, internationale Studie, gemäss derer angeblich 42 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute bereits ihre privaten Endgeräte am Arbeitsplatz nutzen. «Die Unternehmen sind deshalb auf neue Lösungen für die Verwaltung ihrer Netzwerke und mobilen Geräte angewiesen», so Martin. Mobilität sei nicht mehr nur eine Forderung der Mitarbeitenden, sondern inzwischen zu einem Business-kritischen Thema geworden.
Ein weiteres grosses Thema ist momentan das rapide steigende Datenvolumen. Laut Cisco wächst es aktuell pro Jahr weltweit um 66 Prozent, wobei mit 70 beziehungsweise 75 Prozent insbesondere der Cloud- und der Video-Traffic stark zunehmen. Hinzu kommt, dass das Arbeiten mit grossen Datenmengen, also Video und Audio, laut Michael Schäfer von Netgear heute auch in kleineren Unternehmen Standard ist. Neben den immer umfangreicher werdenden Multimedia-Inhalten wächst der Datenberg heute in seinen Augen aber auch wegen der verfügbaren Bandbreiten und der Anzahl an eingesetzten Geräten pro Mitarbeiter. Die Lösung sind – natürlich neben mehr Storage – leistungsfähigere Netzwerke. Gemäss Schäfer steigt deshalb auch im KMU-Bereich die Notwendigkeit, im Backbone 10-Gigabit-Ethernet einzusetzen. Dem pflichtet Tarik Erdemir von D-Link bei. Er erwartet sogar, dass KMU in den kommenden Monaten auch schon die Umsetzung von 40-Gigabit-Ethernet im Data Center angehen werden.

Die Technologien von morgen


Etwas weiter in die Zukunft geblickt, werden und müssen Netzwerke aber noch leistungsfähiger werden. Wieso, erklärt Cisco-Schweiz-Chef Christian Martin: «Im Jahr 2020 werden bereits 37 Milliarden Objekte miteinander kommunizieren, eine gigantische Zahl. Die Entwicklung, dass immer mehr Dinge, Prozesse, Daten und Menschen miteinander vernetzt sein werden, ist die Entwicklung hin zum ‹Internet of Everything›, das die Wirtschaft weiter revolutionieren wird.» Parallel gibt es für Martin viele andere Entwicklungen, die einen Einfluss auf die Netzwerke der Zukunft haben werden, wie beispielsweise das Wearable-Computer-Thema.
Eine Lösung könnten Software Defined Networks (SDN) sein. «Der momentane Hype um SDN wird aktuelle Trends wie Data Center Bridging (DCB) und Fabric Switching (FS) zuerst im Data Center ergänzen und sich später weiter ausbreiten», glaubt Tarik Erdemir von D-Link. Seiner Ansicht nach bietet SDN Vorteile im Hinblick auf das Management und die Automatisierung bei gleichzeitiger Flexibilität der Netze, was sie nicht nur für Data Center, sondern auch für den Campus gleichermassen attraktiv mache. Mehr zum Thema SDN lesen Sie ab Seite 39. Gleichzeitig sieht Erdemir in der Anzahl und Variation der Mobilgeräte innerhalb eines WLAN eine weitere Herausforderung, die auf Unternehmen genauso zukommen wird wie auf Behörden, Krankenhäuser oder Hotels. «Nicht zuletzt wird es für Unternehmen darum gehen, auf der einen Seite die notwendige Sicherheit im Netz zu gewährleisten, ohne auf der anderen Seite die User-Experience zu sehr einzuschränken», so seine Meinung.
Bei Netgear glaubt man derweil, dass in den nächsten Jahren die Durchdringung von 10-Gigabit-Technologien in den Netzwerken von KMU definitiv an Bedeutung gewinnen wird. «Netzwerkprodukte müssen ausserdem zu einem an den Mittelstand angepassten Preis verfügbar sein», meint Schäfer. «Heute gibt es zwar dutzende Lösungen mit Enterprise-Funktionalität, sie sind aber für KMU meist zu teuer oder zu komplex in der Verwaltung. Das müssen Netzwerkhersteller ändern.» Selber will man mit gutem Beispiel vorangehen. (mv)


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