Das Zürcher Start-up Millipay hat sich zum Ziel gesetzt, mit seiner Lösung den Begriff Micro-Payment zu revolutionieren. «Die Bezahlung von Kleinstbeträgen – sprich Beträgen im Rappenbereich – verlangt nach einem schnellen und effizienten Verfahren. Ein Klick muss genügen. Und da setzt unsere Lösung an», erklärt Andreas Sprock, Mitgründer und Geschäftsleitungsmitglied von Millipay. Das Start-up will sich demnach von der Konkurrenz abheben, indem es Kosteneffizienz garantiert und alle erschwerenden Zwischenschritte wie die ständige Eingabe von Kreditkartenangaben sowie den Wechsel auf die Website des Lösungsanbieters eliminiert und so der Unterbrechung des Arbeitsflusses des Nutzers vorbeugt. Sprock ist davon überzeugt, dem verhaltenen Markt für Micro-Payment mit dem Millipay-Zahlungssystem den nötigen Auftrieb geben zu können.
Vom Forscher zur Firma
Die Basis für das zum Patent angemeldete Zahlungssystem von Millipay wurde schon früh gelegt. Tomas Hruz, wie Sprock Geschäftsleitungsmitglied des Unternehmens, begann bereits im Jahr 2001 im Bereich Micro-Payment zu forschen. 2009 traf Hruz auf den Doktoranden Andreas Sprock, der sofort Feuer und Flamme für das Konzept war und ihn davon überzeugen konnte, damit auf den Markt zu gehen. Mit Wolf-Peter Werner, CEO von Millipay, hatten die zwei rasch den Dritten im Bunde gefunden und so begannen 2010 die Arbeiten an einem voll funktionsfähigen Prototypen. Ein Jahr später hatte das Dreiergespann alles Notwendige zusammen, um sich als Firma eintragen zu lassen. Auf die Frage, welche Probleme sich ihnen bei der Umsetzung des Projekts gestellt haben, erwidert Sprock schmunzelnd: «Probleme existieren bei uns grundsätzlich nicht. Es gibt nur Herausforderungen. So kämpfen wir zurzeit neben den technischen Schwierigkeiten hauptsächlich mit rechtlichen Aspekten. Da bislang kein Markt für solche Kleinstbeträge existiert, ist es schwierig, zu definieren, welche juristischen Regelungen zur Anwendung kommen.»
System möglichst einfach halten
Mit ihrer auf Javascript basierenden Software wollen die Unternehmer vor allem Verlage ansprechen, da sich diese laut Sprock mit folgendem Problem konfrontiert sehen: «Die aktuelle Währung im Internet sind Klicks. Diese bringen aber immer weniger Geld, da unter anderem Adblocker das Werbemodell zunehmend unbrauchbar machen. Deswegen wird versucht, über die Informationen der Nutzer Geld zu verdienen. Das wird aber auf Grund des Datenschutzgesetzes auch immer heikler.» Dank der Millipay-Lösung sollen die Verlage nun die Möglichkeit erhalten, auf Online-Inhalte kleine Gebühren zu erheben und sich so ein Einkommen zu sichern.
Der Umgang mit der Software soll dabei möglichst simpel sein. Klickt ein Interessent auf einen kostenpflichtigen Inhalt, öffnet sich ein Fenster, das dem Interessenten die Wahl lässt zwischen der Erstellung eines Millipay-Kontos, dem Einloggen ins System oder, sofern er bereits angemeldet ist, dem Bezahlen des gewünschten Produkts. «Die Kryptographie findet dabei innerhalb von Javascript statt», führt Mitgründer Sprock aus und nennt auch gleich einige der Vorteile für die Verkäufer: «Alle Sicherheitsprobleme werden direkt bei Millipay auf den Servern zentral behoben. Ausserdem kommt das System mit einem konfigurierbaren Filter zum Verkäufer, der je nach Einstellungen entscheidet, welche Produkte kostenpflichtig sind und welche nicht. Die bestehende Webseite muss nicht verändert werden.» Verbesserungspotential sieht er noch bei der Aufladung des Kontos mit einem Guthaben – der gewünschte Betrag kann heute per Kreditkarte auf das Millipay-Konto transferiert werden. «Ich zerbreche mir Tag und Nacht den Kopf darüber, wie man diesen Prozess weiter vereinfachen könnte. Aber irgendwie muss das Geld ja auf das Konto gelangen», meint Sprock und lacht. Eine Alternative sieht er in Feedback-Partnern. Diese erstatten den Kunden die Gebühren für gekaufte Inhalte zurück, wenn sie dafür im Inhalt auf die aufgeschaltete Werbung klicken oder diese bewerten. Somit müsste das Konto nicht ständig wieder aufgeladen werden.
Mit Vollgas voran
Für die Zukunft hat sich das Start-up ehrgeizige Ziele gesteckt. Nach dem Go-Live in der Schweiz am 7. November will man bereits 2013 den Schritt nach Deutschland wagen. Ausserdem ist der Break-even schon für Ende 2014 angesetzt. Erreichen möchte Millipay die finanziellen Ziele hauptsächlich durch Margen an den Transaktionen sowie mit der Software-Installation und einem speziellen Support-Modell. Des weiteren will das Unternehmen in Zukunft verstärkt auf Marketing setzen – dies aber erst, wenn das Zahlungssystem auf Basis der Kunden-Feedbacks angepasst wurde. «Marketing ist ein sehr gutes Instrument, aber auch sehr teuer. Deswegen ist es sinnvoll, die Werbetrommel erst dann im grossen Stil zu rühren, wenn man erste Erfahrungen gesammelt hat», weiss Sprock.
Den ersten Abnehmer für die Millipay-Lösung hat man in «Swiss-sports.tv» bereits gefunden. Durch die Partnerschaft mit dem Online-Dienst, der Sport-Events live überträgt, erhofft sich das Start-up neben einer ersten Umsatzgenerierung die Steigerung seines Bekanntheitsgrades. Der Unternehmer gibt sich optimistisch, die Ziele erreichen zu können: «Wir haben uns die Marktnische ausgesucht, die die Konkurrenz nicht bearbeiten kann.»
(af)