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 CIO-Interview: «Beim WWF sind die Ansprüche breit gestreut»
Quelle: WWF

CIO-Interview: «Beim WWF sind die Ansprüche breit gestreut»

Dem CIO vom WWF Schweiz, Günther Fehlmann, ist Nachhaltigkeit auch in der IT ein grosses Anliegen. Er setzt daher auf Geräte mit möglichst geringem Stromverbrauch.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/12

     

Swiss IT Magazine: Dieses Jahr wurde der Hauptsitz des WWF Schweiz umgebaut. Welche Rolle hat die IT-Abteilung dabei gespielt?
Günther Fehlmann:
Die IT-Abteilung war für die Planung und Evaluation von Beamern, Netzwerkanschlüssen und TVs verantwortlich und musste sicherstellen, dass alles an den richtigen Orten platziert und bereitgestellt wurde.


Hatte der Umbau grosse Auswirkungen auf die IT-Infrastruktur?
Nein, die Infrastruktur ist gleich geblieben. Wir haben allerdings im Hinblick auf den Umbau ein Client Rollout geplant, das ohnehin fällig geworden wäre. Dabei hat jede Person beim Bezug des definitiven Arbeitsplatzes ein neues Notebook erhalten. Zuvor hatte ein Teil des Personals mit Notebooks, andere mit Terminals und nochmals ein Teil mit fixen Stationen gearbeitet. Dadurch entstand ein ständiges Hin und Her. Deswegen haben wir die Situation analysiert und festgestellt, dass Notebooks nur geringfügig teurer kommen, die Leute dafür aber flexibler sind und die Geräte zudem fünfmal weniger Strom verbrauchen. Gleichzeitig zum Client Rollout haben wir zusätzlich auf Windows 7 migriert und auf Office 2010 umgestellt.

Welche Projekte und Herausforderungen beschäftigen Sie aktuell?
Wir führen gerade ein Business-Continuity-Projekt durch. Das heisst, wir bauen im Rack eines separaten Datacenters, welches wir bei unserem Provider gemietet haben, Server auf und speichern beziehungsweise replizieren so unsere Daten, damit wir sie nutzen können, sollte die Technik am Hauptsitz einmal ausfallen. Ein weiteres grosses Projekt, das uns zur Zeit beschäftigt, betrifft unsere CRM Software, die mit einem Berater im Bezug auf die unterschiedlichen Bedürfnisse evaluiert wird. Die Software wurde ursprünglich speziell auf Wunsch verschiedener NGOs entwickelt. Nächstes Jahr entscheiden wir, ob wir Abläufe anpassen und intern strukturell etwas ändern müssen.


Bis wann wollen Sie diese Projekte zum Abschluss bringen?
Der Abschluss des Business-Continuity-Projekts war ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant, wurde jetzt aber auf das erste Quartal 2013 verschoben. Das CRM-Projekt wird uns hingegen noch über das gesamte nächste Jahr beschäftigen, da es dort diverse Umstellungen in den Abläufen geben wird.

Wie ist Ihre IT-Abteilung aufgebaut?
Mit mir zusammen sind acht Personen in der IT-Abteilung tätig. Diese sind aber nicht alle Vollzeit beschäftigt. Wir haben einen Basis-Bereich, wo die Bereitstellung von Client-Geräten und Servern sichergestellt wird – also der klassische IT-Bereich. Da arbeiten drei Personen. Eine weitere Sektion kümmert sich ums CRM – genauer um die Umsetzung von Anforderungen des Business, die Auseinandersetzung mit dem Hersteller und die Durchführung von Auswertungen. Diese Sparte umfasst zwei Leute. Des weiteren wurde das Einreichen und Prüfen von Projekten komplett neu aufgesetzt und mit der neu geschaffenen Position der IT-Projektleitung haben wir auch diesen Bereich professionalisiert. Wir haben jetzt eine Projektleiterin, die sämtliche grösseren IT-Projekte im Haus leitet und auch das Projekt-Portfolio managt. Und schliesslich haben wir noch eine Person, die fürs Web zuständig ist.


Wie definieren Sie Ihre Rolle als CIO?
Ich habe viel zu koordinieren, Neues zu planen sowie Bestehendes zu evaluieren. Und mit acht Leuten hat man auch sonst einiges zu tun. Man muss die Mitarbeiter führen und zusätzlich dafür sorgen, dass die IT im Haus eine positive Rolle einnimmt und nicht als etwas wahrgenommen wird, das im Wege steht.
Glauben Sie denn, dass die IT beim WWF etwas Positives darstellt?
Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr viel Neues umgesetzt. Momentan steht die IT sehr positiv da.

Sehen Sie einen Unterschied in Ihrer Tätigkeit als CIO, wenn Sie die verschiedenen Unternehmen vergleichen, für die Sie bereits gearbeitet haben?
Bei «Finanz und Wirtschaft» sowie bei Tamedia war die Arbeit ganz klar auf ein Produkt fokussiert und teils sehr zeitkritisch, da eine Zeitung oder ein Magazin zu einem bestimmten Zeitpunkt erscheinen muss. Beim WWF sind die Ansprüche dagegen sehr breit gestreut, da viele Leute sehr verschiedene Projekte umzusetzen haben, bei denen IT natürlich auch immer eine gewisse Rolle spielt.


Wie hat sich die IT unter Ihrer Führung seit 2011 verändert?
Wir haben versucht, als Dienstleister auf die Leute zu hören. Wir haben zum Beispiel ein WLAN installiert – das war schon seit Jahren ein grosser Wunsch im Haus. Auch bei der Wahl geeigneter Software für die neuen Clients haben wir die verschiedenen Bedürfnisse analysiert, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Die IT muss schlussendlich allen nützen und ich denke, das ist bis jetzt relativ gut gelungen.

Und welche grossen Projekte haben Sie beim WWF bislang umgesetzt?
Das ist zum einen eben das Client Rollout, mit dem gleichzeitig auch die Server-Updates erfolgt sind. Zudem haben wir die gesamte Citrix-Umgebung auf den neuesten Stand gebracht. Des weiteren haben wir letztes Jahr ein Projekt abgeschlossen, bei dem der Druckerpark auf sechs Multifunktionsgeräte zusammengefasst wurde, die sich per Badge bedienen lassen. Ausserdem haben wir die gesamte virtuelle Server-Struktur vereinheitlicht, sprich auf den neuesten Stand gebracht. Und wir haben zusätzlich den Internetzugang massiv beschleunigt – sehr zur Freude der Mitarbeitenden.


Wie sieht Ihre IT-Strategie konkret aus?
Konkret richtet sich die IT-Strategie nach der Gesamtstrategie des WWF. Neben dem CRM- und dem Business-Continuity-Projekt wollen wir, wie bereits erwähnt, die Mobilität der Mitarbeiter fördern, da bei uns bereits viele Leute im Home Office arbeiten. Zudem haben wir das Ziel, die Aussenstelle Bildungszentrum Bern noch näher anzubinden, da sie bislang IT-technisch relativ stark auf sich alleine gestellt war. Das WWF-Bildungszentrum Bern wurde jetzt an unser Netz angeschlossen und erhält unsere Telefonanlage. Und schliesslich werden wir nächstes Jahr darüber diskutieren, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten wollen. Wir werden eine interne Umfrage starten, um eine Bedürfnisanalyse machen zu können. Der Aspekt Collaboration ist nämlich bislang noch nicht befriedigend. Deswegen wollen wir ein Gespür dafür kriegen, was sich da noch machen lässt.

Ist der WWF Schweiz in seiner IT-Strategie an Vorgaben des WWF International gebunden?
Nein, als Länderorganisation sind wir relativ eigenständig, auch wenn wir einen gewissen Teil des Erlöses ins Netzwerk des WWF International einspeisen. Internationale Projekte werden natürlich koordiniert durchgeführt und es gibt auch Punkte, wo wir voneinander profitieren können. So beispielsweise bei Lizenzen, die man international besorgen kann und bei Vereinbarungen, die so getroffen werden, dass auch wir von Rabatten profitieren können. Das funktioniert aber auch nicht in allen Fällen. Der WWF ist über so viele Länder verstreut, dass es oft keine Lösung gibt, die für alle passt.


Um was kümmert sich die IT-Abteilung des WWF Schweiz inhouse und was wird extern abgewickelt?
Unser Rechenzentrum befindet sich im Hauptsitz in Zürich. Wir versuchen, möglichst viel selbst zu machen, aber es gibt Dinge, zum Beispiel bezüglich Netzwerk und Server, wo wir alleine an Grenzen stossen würden und uns daher auf Partner verlassen müssen. Um den Support kümmern wir uns beispielsweise ausschliesslich inhouse, Software entwickeln wir hingen gar nicht selbst. In diesen Fällen arbeiten wir mit verschiedenen Firmen zusammen, die auf diesen Gebieten spezialisiert sind.
Was ist Ihnen dabei auf Seiten des Partners wichtig?
Uns ist wichtig, dass ein Partner auf uns eingeht und uns versteht. Das sind dann oftmals auch keine riesigen Firmen, da sich diese meist weniger gut auf die Bedürfnisse von KMU einstellen können.

Wie sieht Ihr IT-Budget für 2013 im Vergleich zu 2012 aus?
Das Budget ist mehr oder weniger gleich wie im Vorjahr.

Sind Sie zufrieden damit?
Ja, ich bin zufrieden damit. Ich bin es gewohnt, zu sparen. Es kommt immer darauf an, wo und wie wir sparen. Das Positive daran ist, dass wir als WWF oftmals gute Preise geboten kriegen. Ausserdem haben wir ja in letzter Zeit bereits viel investiert und gemacht.

Ihre Firma steht für Nachhaltigkeit. Wie setzen Sie diese in der IT um?
Um auch in der IT Nachhaltigkeit gewährleisten zu können, schauen wir bei den Geräten, die wir kaufen, immer auf einen möglichst geringen Stromverbrauch – auch wenn sie dafür vielleicht eine Spur langsamer arbeiten. Zudem bevorzugen wir Hersteller, die rezyklierbare Teile verwenden. Am nachhaltigsten wäre es natürlich, gar keine Geräte einzusetzen, aber auch wir brauchen Computer. Einen weiteren Faktor für die Nachhaltigkeit stellt die Temperaturregulierung unseres Rechenzentrums dar. So kühlen wird dieses nicht auf 19 Grad herunter, sondern nur auf 26 bis 27 Grad. Das funktioniert wunderbar.

Ist Cloud Computing beim WWF ein Thema?
Natürlich. Wir machen uns Gedanken darüber, in welchen Bereichen die Cloud Sinn machen würde. Gewisse Cloud-Dienste setzen wir bereits ein, dies aber noch nicht flächendeckend. So haben wir zum Beispiel den ganzen Mail-Bereich mit dem Viren- und Spam-Schutz in der Cloud.

Wie sieht es mit Bring your own Device (BYOD) aus?
Offiziell unterstützen wir BYOD nicht. Wir haben aber ein Wireless-Netz, das unsere Mitarbeiter mit ihrem Login auch mit persönlichen Geräten nutzen können – jedoch nur für den Zugriff aufs Internet. Wir haben darüber nachgedacht, sind dann aber zum Schluss gekommen, dass nicht alle Mitarbeiter des WWF genügend technikaffin sind, um mit BYOD zu arbeiten. Und wenn es dann nicht funktioniert, müssen wir doch wieder Geräte zur Verfügung stellen. Deshalb haben wir uns entschieden, stattdessen lieber Geräte zu verwenden, die wir kennen und warten können.
(af)


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