Ob sich
Orange mit diesem Schritt viele Freunde macht? Das Telekom-Unternehmen informiert die Kunden derzeit darüber, dass man ab September bezahlen muss, wenn man seine Rechnung weiterhin auf Papier erhalten will. Ab dem 1. September wird Orange Kunden, die ihre Monatsrechnung weiterhin auf Papier wünschen, 2 Franken pro Rechnung belasten. Für eine detaillierte Rechnung werden sogar 5 Franken monatlich fällig. Kostenlos gibt es die Rechnung nur noch auf dem elektronischen Weg. Während sechs Monaten erhalten Kunden, welche auf die E-Rechnung umstellen, sogar eine Gutschrift von 2 Franken.
Orange begründet den Schritt mit dem Umweltschutzgedanken – immerhin verschicke man über 9 Millionen Seiten Papier pro Jahr. Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf die marktübliche Praxis – also auf Mitbewerber, die ebenfalls Gebühren für Papierrechnungen verlangen. Ein Blick auf die direkte Konkurrenz – sprich
Swisscom und
Sunrise – zeigt aber, dass beide Unternehmen aktuell kein Geld von Kunden kassieren, die ihre Rechnung auf Papier erhalten möchten.
Sunrise bietet auf den Postpaid-Preisplänen 1 Franken Discount, wenn der Kunde seine Rechnung via E-Mail erhält, verlangt aber keinen Aufpreis für Papierrechnungen. Bei
Swisscom ist die Situation so, dass man bei den Bündelangeboten (Vivo Casa) standardmässig nur elektronische Rechnungen verschickt werden. Allerdings erhalten Kunden, die die Rechnung auf Papier wünschen, diese gratis. In Vergangenheit hatte Swisscom schon Geld verlangt für Papierrechnungen – so etwa 1.50 Franken beim Angebot Casa Trio. Allerdings werde Casa Trio nicht mehr aktiv vermarktet, wie Swisscom-Sprecher Carsten Roetz erklärt. "Mit der Einführung der Vivo-Casa-Angebote im Herbst 2010 wurde die Online-Rechnung fester Bestandteil der Bündelangebote. Gleichzeitig haben wir uns entschieden, auf Kundenwunsch eine kostenlose Papierrechnung auszustellen. Das bedeutet: seit Herbst 2010 ist auch für Casa-Trio-Kunden die Papierrechnung nicht mehr kostenpflichtig", so Roetz, der abschliessend verspricht, dass eine Änderung dieser Praxis aktuell nicht vorgesehen sei.
Somit verrechnet nebst
Orange einzig noch
UPC Cablecom aus dem Telco-Umfeld für die Papierrechnung. Der Kabelnetzbetreiber verlangt seit geraumer Zeit 1.50 für die Papierrechnung und hat dafür vor allem zu Beginn harsche Kritik seitens von Konsumentenschützern geerntet. Auch andere Unternehmen wie Viseca haben im vergangenen Jahr kostenpflichtige Rechnungen auf Papier eingeführt, und damals sind auch Gerüchte aufgetaucht, dass weitere Unternehmen –unter anderem auch
Sunrise – dem Beispiel folgen könnten.
Orange nun vergleicht die Gebühr auf die Papierrechnung mit der Kehrichtsack- oder der Recyclinggebühr. "Diese Beispiele zeigen, dass sich Systemwechsel von umweltbelastenden zu umweltschonenden Verfahren leider nicht immer ohne wechselseitige monetäre Anreize umsetzen lassen", so Orange-Sprecherin Therese Wenger gegenüber "Swiss IT Magazine". Ohne Anreize habe man es immerhin geschafft, über 30 Prozent der Kunden von der E-Rechnung zu überzeugen. "Um diesen Anteil jedoch weiter steigern zu können, braucht es jene wechselseitige monetäre Anreize, welche das umweltschonende Verhalten fördern", ist Wenger überzeugt. Sie führt zudem aus, dass die Umstellung Orange auch helfe, Kosten zu sparen. Diese Einsparungen sollen genutzt werden, um vermehrt in umweltschonende Projekte zu investieren, verspricht Wenger.
(mw)