Das Mekka der IT-Branche ist nach wie vor das Silicon Valley. Giganten wie Google, Apple oder Microsoft sind dort entstanden – teilweise sogar in der sprichwörtlichen Garage. Kein Wunder, dass auch die Schweiz versucht, eine solche Start-up-Kultur anzulegen. So wurden in den letzten Jahren zahlreiche Förderprogramme ins Leben gerufen – oft mit staatlicher Unterstützung. Doch auch die Privatwirtschaft ist aktiv – so zum Beispiel der St. Galler Business-Software-Hersteller Abacus. In Kooperation mit dem Institut für Jungunternehmen (IFJ) bietet Abacus seit geraumer Zeit seine Cloud-Lösung Abaweb zu stark reduzierten Konditionen an. «Dank dieser Lösung können sich die Jungunternehmer auf Ihre Kernkompetenz konzentrieren», so Andre Brühlmann vom IFJ. Dort spricht man aus Erfahrung. Seit der Gründung des IFJ vor über 20 Jahren haben sprichwörtlich Tausende Nachwuchsunternehmer die Kurse des IFJ durchlaufen, und bei Start-ups läuft es meist gleich: Buchhaltung beginnt mit einem Excel-Sheet, um dann von einer Lösung aus dem Elektronikmarkt ersetzt zu werden. Doch auch die ist häufig schnell nicht mehr adäquat. Mit IFJ Abaweb steht nun von Anfang an eine skalierbare Lösung zur Verfügung, die mit mehreren Modulen aufwartet. Diese sind: Adressmanagement (CRM), Auftragsbearbeitung, Debitorenbuchhaltung, Electronic Banking, Finanzbuchhaltung, Kreditorenbuchhaltung, Lohn sowie optional ein Online-Shop. Die Rabatte belaufen sich auf bis zu 80 Prozent und beginnen bei monatlich 50 Franken, nehmen aber mit jedem Jahr der Nutzung ab. Nach fünf Jahren zahlt der Kunde dann den Vollpreis.
«Swiss Made Software»
Weitere Infos und alle Mitglieder auf einen Blick:
www.swissmade-software.org
Mitgesponsort wird die Initiative von Swisscom und Postfinance, die nicht nur zu den Sponsoren des IFJ gehören, sondern auch zu den Geschäftspartnern von Abacus zählen. Damit hat sich der St. Galler Business-Software-Hersteller in eine gute Position gebracht, um schon früh Kundentreue aufzubauen. Dennoch handelt es sich bei dem Programm nicht um einen einfachen «Hier-das-Programm-und-mach-mal»-Deal. Das Abacus-Geschäftsmodell war nämlich nicht direkt auf das IFJ übertragbar. Abaweb kommt zurzeit nur über Partner zum Kunden, also via Treuhänder oder Customizing Partner. Gerade Letztere kommen zum Zug, da die Lösung meist noch auf die Bedürfnisse eines Kunden ausgerichtet werden muss. «Das wäre für Jungunternehmer zu kompliziert gewesen», so Brühlmann. Man musste also noch ein wenig Hirnschmalz investieren.
Zu diesem Zweck lud man zunächst 15 Jungunternehmer in den Zürcher Technopark ein. Das war im Frühjahr 2011. Dort stellte man die Lösung vor und fragte die Bedürfnisse der potentiellen Kunden ab. Das Echo war zwar positiv, dennoch machte die Session klar, dass die Komplexität noch reduziert werden musste. Dies bei einem Produkt, das sich gerade Ease-of-use auf die Fahnen geschrieben hatte. In Folge entwickelte man eine Standardvariante für Start-ups. Diese wurde dann mit einem Kandidaten bis Ende September 2011 getestet. Die Start-up-Variante ging dann im Oktober 2011 an den Start.
In knapp sieben Monaten sprangen 120 Unternehmen auf das Angebot an. «Diesen Erfolg hätten wir uns nicht vorgestellt», kommentiert Joachim Vetter, verantwortlich für Entwickler- und Kundenbeziehungen bei Abacus, und fügt an, dass seine Chefs der Idee am Anfang mit Skepsis begegneten. Davon ist jetzt aber keine Rede mehr. Man ist vielmehr auf die weitere Entwicklung gespannt. Genauso beim IFJ, wo der Fokus zurzeit auf einem möglichst einfachen Einstieg in die Lösung liegt. Deshalb bietet das Institut auch ein kostenloses dreistündiges Arbeitsseminar an, bei dem sich Interessenten in die Lösung einweisen lassen können – auch ohne diese schon gekauft zu haben. Aber auch im Web wurde einiges an Aufwand betrieben. Auf www.ifj-abaweb.ch stehen zahlreiche Videos und andere Mittel zur Verfügung, um möglichst keine Fragen aufkommen zu lassen.
Man denkt aber noch weiter: Zum einen, da der Fokus auf eine Standardlösung trotzdem Anpassungen zulässt, zum anderen, da man noch einige weitere Ideen umsetzen will. Über Letzteres will Brühlmann zurzeit noch nicht viel sagen, ausser dass es im Herbst so weit sei. Dafür spricht er gern über die Flexibilität: «Selbst Start-ups brauchen gelegentlich Spezialanpassungen der Software, deswegen bieten wir eine Liste von Customizing Partnern an.» Solche Anpassungen muss ein Jungunternehmer allerdings selber finanzieren. Schliesslich gibt es auch noch einen Treuhänder, der vom Institut empfohlen wird und sich mit Abacus gut auskennt. «Gebunden ist man aber nicht, weder an den Treuhänder noch an den Customizing Partner. Wir wollen ja schliesslich unterstützen und nicht einschränken.»