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Falsche Vorstellungen über ICT-Berufe
Quelle: Swiss ICT Magazin

Falsche Vorstellungen über ICT-Berufe

Alfred Breu, ICT-Berufsbildung Schweiz

Haben Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Berufsberater eine falsche Vorstellung darüber, was die Informatik-Berufe heute eigentlich umfassen? Auch Personalfachleute bestätigen, dass die Bewerber nur unklare Vorstellungen davon haben, was sie in diesem Beruf erwartet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/03

     

Es gilt also, ein falsches Berufsimage zu korrigieren und das korrekte Berufsbild überall bekannt zu machen. Aber was beeinflusst denn die öffentliche Meinung über einen Beruf? Eine schwierige Frage. Sicher aber beeinflussen gemachte Erfahrungen, Erlebtes, Gehörtes und Gelesenes die Meinung des Einzelnen. Wenn der Informatikunterricht in der Schule Word und Excel umfasst oder allenfalls noch die Gefahren im Internet behandelt, der Freizeitkurs Photoshop ebenso unter dieser Rubrik zu finden ist, prägt das.
Und so ist nicht verwunderlich, dass die Umfrage der Hasler-Stiftung genau dieses Bild ergab: Informatik = PC und die Software kommt aus Amerika. Dazu kommen Berichte in den Medien die kaum über den grossen Erfolg von Informatikabteilungen und –Firmen beschreiben, schon eher über Personalabbau und Verlagerungen ins Ausland. „Ich würde meinem Sohn nie sagen, er solle Informatiker werden, nach der Lehre hat er keinen Job, weil alles nach Polen und Indien verlagert wird“, sagte mir noch unlängst ein Vater.
Womit es ja kaum verwunderlich ist, wenn viele Schülerinnen und Schüler die ICT-Berufe nicht in die engere Auswahl nehmen und damit auch nie dahinter kommen, was wirklich abläuft.
Die Frage wird noch verkompliziert, weil natürlich nicht jede Firma das gleiche tut und entsprechend Applikationsentwicklung nicht gleich Applikationsentwicklung ist. Beispielsweise in einer Grossbank (mit Auslagerungen) oder in einem KMU oder in einem Industriebetrieb für die eigenen Produkte und Anwendungen.

Gemeinsam anpacken

In den nun knapp 2 Jahren der Existenz von ICT-Berufsbildung Schweiz ist die Imagekorrektur eines ihrer zentralen Anliegen. Die Unterlagen für die Berufswahl sind überarbeitet worden, es wurden aufmüpfige Plakate entwickelt, Broschüren völlig neu konzipiert, Kurzclips über die Berufe entwickelt und Informationen auf der Homepage bereitgestellt. Zusammen mit den kantonalen Organisationen, den Lehrmeistervereinigungen, werden diese in die Berufsmessen eingebracht und wo immer man mit Schüler/-innen in Kontakt kommt.
Aber das genügt nicht – das Wort der Betriebe ist das zentrale. Sie sprechen für ihren Einsatz, dieser wird dann auch die Arbeit während der Lehre usw. Und gerade weil beispielsweise eine Applikationsentwickler-Lehre in einem KMU ganz anders ausfällt, als in einem IT-Grossbetrieb, ist es wichtig, dass möglichst viele ihre Tore für die Jugendlichen öffnen und vorstellen, wie es bei ihnen ist. Und die Augen vor andersgelagerten Möglichkeiten und auch Ausbildungswege, in diesem Fall die Informatikmittelschule, nicht verschliessen. Solche Betriebe leisten einen wertvollen Beitrag für das Berufsfeld, für die Jugend, aber auch für die eigene Firma.
Reklame machen mit der Nachwuchsförderung und allenfalls auch mit deren Erfolg, ist kostengünstig und sehr wirksam. Wieso nicht einen Teilnehmer der Berufsweltmeisterschaft an einem Kundenanlass einladen, wie das eine Winterthurer Garage mit dem Goldmedaillen-Automechaniker gemacht hat?

Es gilt zu sagen, dass in der Schweiz 2009 insgesamt 170‘000 Informatiker/-innen tätig waren, es inzwischen wieder mehr sind – seit 1990 ist die Menge konstant angewachsen – wie in keinem anderen Beruf! Diese Leute erarbeiten Lösungen, die in fast allen Produkten zentrale Funktionen übernehmen – ja selbst die Kaffeemaschine funktioniert nicht mehr ohne Software, genauso wie die Verkehrsampel. Inzwischen macht der Beitrag rund sechs Prozent des Bruttoinlandproduktes aus – auch hier steigend, wie in kaum einem Beruf.
Die ICT in der Schweiz ist somit stärker als die Versicherungsbranche, die Chemie und die Maschinenindustrie.



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