cnt
Open Source als günstige Alternative
Quelle:

Open Source als günstige Alternative

von Daniel Nützi

Open-Source-Lösungen sind oftmals gratis erhältlich und deshalb ein verlockender Weg, die IT-Kosten zu senken. Allerdings müssen die Voraussetzungen für den Einsatz freier Software gegeben sein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/01

     

Informatik ist ein unabdingbares Werkzeug und Hilfsmittel zur Unterstützung von Prozessen und soll uns das Arbeiten erleichtern. Je nach Branche und Firmengrösse entscheidet sich, welche Hard- und Software eingesetzt werden muss, damit sie den gewünschten Anforderungen gerecht werden. Das Angebot der IT-Welt ist gross und weitet sich permanent aus. Die Preise für Produkte und Dienstleistungen bewegen sich zwischen gering und sehr kostenintensiv, und die gewählte Lösung muss betrieben werden und betreut sein. Eine der wichtigsten Grundlagen für den reibungslosen Betrieb der IT-Infrastruktur ist ein ausfallsicheres Netzwerk und ein stabiler Serverpark. Dabei stehen Qualität und Sicherheit vor den Kosten. Bei den Arbeitsplätzen hingegen kann – unter gewissen Voraussetzungen – mit wenig Geld eine Office-Infrastruktur eingerichtet und betrieben werden.

Evaluieren, dann einsetzen

Der erste Schritt bei der Auswahl jeglicher Software für den Firmeneinsatz ist eine umfassende Evaluation. Im Rahmen dieser Evaluation soll durch eingehende Tests festgestellt werden, ob ein Stück Software in der aktuellen Version die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann. Sobald die Wahl getroffen ist, muss geklärt werden, wer die Software updatet und den Anwendern beratend zur Seite steht. Nun ist es möglich, eine Kostenrechnung zu erstellen, welche aufzeigt, ob die gewählte Lösung zahlbar ist oder das Budget übersteigt. Sollte es an den Kosten scheitern, bietet sich als kostengünstige Alternative der Einsatz freier Software an. Diese Open-Source-Produkte können oftmals gratis installiert und lizenzfrei genutzt werden. Selbstverständlich finden sich daneben auch kostenpflichtige Angebote, welche von bekannten Distributionen angeboten werden. Lohnenswert ist auf jeden Fall, sich vor dem Kauf beziehungsweise vor der Installation durch einen Dienst­leister beraten zu lassen, der Open-Source-Produkte aus der Praxis kennt und entsprechend passende Referenzen vorweisen kann.

Freie Software am Beispiel von Openoffice

Eine freie Anwendung, die sich auf breiter Ebene durchgesetzt hat, ist die Office-Anwendung Openoffice (die inzwischen auch unter der Bezeichnung Libreoffice weiterentwickelt wird). Im Mai 2002 wurde Openoffice.org 1.0 freigegeben, und bis zum Oktober 2002 wurden bereits 8,5 Millionen Downloads getätigt. Die Version 3 der freien Office-Suite, die gegen Ende 2008 erschien, soll derweil gar über 100 Millionen Mal heruntergeladen worden sein. Diesen Zahlen ist zu entnehmen, dass sich Open-Source-Produkte im Markt etabliert haben. Openoffice bietet dem Anwender alle Funktionen und Möglichkeiten, die er sich bereits gewohnt ist und die von einer Office-Anwendung erwartet werden – sprich Textverarbeitung, Tabellenkalkulation inklusive Formel-Funktionen, ein Präsentations- und ein Zeichen-Werkzeug sowie eine Datenbank-Anwendung. Die Anwendung ist zudem gratis, und es sind keinerlei Lizenzgebühren zu tragen. Als Betriebssystem eignet sich bestens die Kombination mit Kubuntu, die Installation von Openoffice ist allerdings auch auf einem Microsoft-Betriebssystem möglich. Mit dem Mozilla Firefox erhält man zudem einen kostenlosen Browser aus der Open-Source-Familie, der das Paket optimal ergänzt. Der Lernaufwand bei Openoffice kann durchaus als sehr bescheiden bis verschwindend klein bezeichnet werden. Die Software liest die meisten Dateiformate der am Markt angebotenen Office-Pakete und kann sofort von jedem Anwender benutzt werden, der schon einmal mit Office-Programmen gearbeitet hat.



Die Vorteile von Open Source

Openoffice soll hier aber nur als Beispiel für eine am Markt etablierte, kommerziellen Produkten keinesfalls nachstehende Open-Source-Lösung dienen. Nebst Openoffice findet sich eine ganze Palette an freien Software-Lösungen, die als Alternative zu teuren kommerziellen Tools ins Auge gefasst werden können. Beispiele sind etwa Gnome, Ubuntu, Kubuntu, Gimp, Mozilla Thunderbird, Mozilla Firefox oder Mozilla Mail – um nur einige zu nennen.

Die Vorteile dieser Produkte liegen – wie erwähnt – vor allem bei den tieferen Kosten gegenüber herkömmlicher Software und beim geringen Lernaufwand für Anwender, die bereits mit den kommerziellen Pendants zu den einzelnen Lösungen gearbeitet haben. Weitere Vorteile sind:


- Software frei für jeden Zweck nutzen (kommerziell, privat, schulisch).

- Software darf weitergegeben werden (Angestellte, Freunde, Familie, Schüler).

- Software ist Stanardkonform – Openoffice als Beisspiel benutzt das OASIS Open Document Format als Standardformat, also den zukunftssicheren internationalen Standard für Office-Software.

- Der Quellcode eines Open-Source-Programms kann überprüft werden, so ist weitestgehend sichergestellt, dass ein Programm wirklich nur das tut, was es vorgibt.

- Bei Open Source Software (OSS) kann das Programm einfach selbst angepasst werden, man ist also nicht auf das Wohlwollen des Entwicklers angewiesen.

Voraussetzungen und Nachteile

Die Auswahl an Open-Source-Anwendungen, die sich im Internet finden, ist riesig, und die Herausforderung besteht darin, die passende Lösung zu finden. Ein Dienstleister aus der Open-Source-Welt kann hier beratend wirken und die nötigen Voraussetzungen sowie Vor- und Nachteile aufzeigen, damit man mit einer Lösung auch wirklich glücklich wird. Diese Voraussetzungen sind:

- Das Unternehmen setzt keine Branchenlösung ein, da eine reine Open-Source-Umgebung hier keine optimale Grundlage bietet.


- Die Akzeptanz aller Benutzer, welche mit Open-Source-Anwendungen arbeiten, muss gegeben sein.

- Eine Anlaufstelle für die Behebung von technischen Problemen und für allgemeine Fragen (inklusive Benutzerunterstützung) rund ums Thema Open Source muss vorhanden sein.

- Die Anwender sind sich bewusst, dass sie darauf achten müssen, in welcher Formatierung sie ein Dokument versenden, damit es der Empfänger auch öffnen kann. Notfalls ist ein PDF-File eine Lösung.

Da nun die Vorteile und Voraussetzungen bekannt sind, muss noch überlegt sein, ob die Nachteile, welche eine Open-Source-Lösung mit sich bringen kann, einen Einfluss auf einen möglichen Open-Source-Software-Einsatz haben oder ob sie vernachlässigt werden können. Hier einige Hinweise zu freier Software, die zu überdenken sind:

- Garantie fehlt – es besteht kein Anspruch auf Garantie gegenüber dem Hersteller.

- Kein Support – es besteht kein Anspruch auf Supportleistungen gegenüber dem Hersteller.

- Die Anwendungsintegration ist kritisch: Es kann im Zusammenspiel mit anderen Applikationen, insbesondere kommerzieller Software, zu erheblichen Problemen kommen.

- Hoher Schulungsaufwand, da mit Widerstand gegenüber «Unbekanntem» zu rechnen ist und Anwenderwissenslücken offenbart werden.

- Es fehlt an eigenem Wissen und Erfahrungen im Einsatz mit Open-Source-Produkten, eine externe Betreuung ist unumgänglich.

Betrachtet man nun all diese Faktoren – die Vorteile, die Nachteile und die Voraussetzungen – wird schnell klar, dass der mögliche Einsatz von Open Source Software wohl überlegt sein will. Wenn die Voraussetzungen aber gegeben sind, und die Nachteile in Kauf genommen werden können, dann können Open-Source-Tools sicherlich eine Möglichkeit sein, die Kosten für die Office-Infrastruktur zu senken. Voraussetzung ist dabei jedoch der geeignete Partner, der von Beginn einer möglichen Migration auf Open Source beratend zur Seite steht.

Daniel Nützi ist Inhaber und Geschäftsleiter des unter anderem auf Open Source spezialisierten Dienstleisters ZBS GmbH in Baden.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER