Technologien wie ADSL, SDSL und VDSL übers Kupferkabel, dazu die potenten Angebote der Kabelnetzbetreiber via Fernsehkabel und schliesslich die neuen Glasfaser-Angebote, die derzeit in vielen Teilen der Schweiz ausgerollt werden: Der Breitbandmarkt in der Schweiz ist heute vielfältig wie nie. Entsprechend viele Angebote stehen für die Kunden bereit, und entsprechend schwierig ist die Auswahl des passenden Angebots für ein Unternehmen. Dem stimmt auch Cyberlink-CEO Ramon Amat zu. Aber: «Eine breite Palette an Angeboten hilft dem Kunden, eine optimale Dienstleistung zu finden.» Ausserdem minimiere sich die Auswahl der Produkte je nach geografischer Lage. Sandro Ciervo von Origon erklärt in diesem Zusammenhang, dass die Glasfaser sicher die Technologie der Zukunft ist, jedoch die Verbreitung heute noch fehlt. «So müssen sich Firmen ausserhalb der Ballungsgebiete mit Internetanschlüssen über das Telefonkabel begnügen. Klassischerweise kommen dann ADSL oder VDSL zum Einsatz. VDSL ist hierbei die modernere Variante, welche auch höhere Geschwindigkeiten erlaubt. ADSL hat dafür den Vorteil, auch in entlegeneren Gebieten verfügbar zu sein.» Bei UPC Cablecom ist man derweil – wenig überraschend – der Meinung, dass DSL-Produkte für die Anforderungen eines Unternehmens schon bald nicht mehr ausreichen werden und die Glasfasernetze erst noch in der Entstehung seien, weshalb die Fiber-Power-Anschlüsse des Kabelnetzproviders, die schweizweit bereitstehen, die einzig optimale Internetlösung seien, wie Carlo Iellamo, Marketing Manager Soho bei
UPC Cablecom, erklärt.
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Die grosse Marktübersicht mit 92 Angeboten für Internet-Zugänge in der Schweiz stellen wir Ihnen im PDF-Format zur Verfügung.
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Bedarfsanalyse entscheidend
Etwas differenzierter sieht man dies bei
Telecom Liechtenstein – einem Unternehmen, das aktuell daran ist, in der Schweiz Fuss zu fassen. Bruno Alluisetti, Leiter Markt Schweiz, erklärt, wie wichtig es sei, dass der Kunde mit dem ISP zusammen ganz genau seine Bedürfnisse analysiert, um das für sein Geschäftsmodell bestmögliche Produkt zu erhalten. «Daher ist die Beratung hier ausserordentlich wichtig und entscheidender als bestimmte Technologien oder Bandbreiten.» Ähnlich auch die Aussage von Alexis Caceda, CEO von
Netstream: «Für die Wahl des richtigen Internet-Anschlusses braucht es vor allem eine detaillierte und professionelle Bedürfnisabklärung durch den ISP. Die zentrale Frage ist, welchem Zweck die Internetanbindung dienen soll. Internetbrowsing, IP-Telefonie oder Server-Betrieb – es gibt für jedes Bedürfnis die passende Lösung. Für eine optimale Anbindung können auch verschiedene Technologien miteinander kombiniert werden. Weiterhin kommt es auf die Firmengrösse an. Und es muss geklärt werden, ob der Kunde kurz- oder mittelfristige Wachstumsabsichten hat und wie kritisch der Anschluss für seine Geschäftstätigkeit ist.»
Auf die Bedarfsanalyse beim Kunden weist auch Martin Peck, Senior Segment Marketing Manager bei
Orange Communications, hin. Und er kündigt an, dass Orange plant, KMU künftig ein entsprechendes Analyse-Tool online anzubieten.
Die Bedeutung von SLAs
Einen Breitband-Internetanschluss bekommt man in der Schweiz schon seit Jahren unter 50 Franken im Monat, was die meisten Anwender wohl aus dem Privatgebrauch wissen dürften. So genanntes Business Internet kostet monatlich aber schnell einmal einige Hundert Franken. Die massiven Preisunterschiede erklären sich zu weiten Teilen aus den Service Level Agreements (SLAs), die Teil vieler Business-Angebote sind. Dazu Alexis Caceda von
Netstream: «In der Regel beinhalten Business-Angebote automatisch höhere Service Level Agreements. Die Vereinbarungen reichen von der priorisierten Behandlung bei Störungsfällen bis hin zur Geldrückerstattung bei Nichteinhaltung der Service-Vereinbarung. Diese Sicherheit ist für Business-Kunden wichtig, da die Verfügbarkeit der Internetanbindung einen direkten Einfluss auf den Geschäftserfolg hat.» Oliver Minotti, Produktmanager bei Swisscom, hebt bei den Business-Angeboten hervor, dass diese jederzeit und schnell an die Bedürfnisse der Kunden anpassbar sind. Ausserdem könnten Geschäftskunden von fixen IP-Adressen, Spamschutz für den eigenen Mailserver oder den erwähnten SLAs profitieren, die eine Störungsbehebung innerhalb von 24 Stunden garantieren. Weiter könnten die Business-Abos einfach mit anderen Produkten aus dem KMU-Portfolio – etwa Voice over IP oder Hosted Exchange – kombiniert werden. Sandro Ciervo von Origon fügt an, dass sich der höhere Preis auch dadurch rechtfertigt, dass die Geschwindigkeit im Gegensatz zu den Residential-Angeboten auch bei hoher Last auf dem Netz garantiert ist. Und Ramon Amat von
Cyberlink erwähnt einen Punkt, der Abonnenten eines Residential-Anschlusses aufhorchen lassen dürfte. Laut Amat werden Privatkunden beispielsweise dank Web-TV-Lösungen bald schon mehr Datenverkehr generieren als ein KMU mit 30 Mitarbeitern. «Das wird sich auch in den Preisen wiederspiegeln müssen. Absehbar ist, dass volumenabhängige Abos wieder eingeführt werden», so der Cyberlink-Boss.
Die teilweise doch recht hohen Kosten für SLAs rechtfertigt beispielsweise Stephan Müller, Leiter Product & Marketing Management bei Business
Sunrise, folgendermassen: «Höhere SLA zu leisten, ist ein erheblicher Kostenaufwand für den Provider, weil da immer auch Manpower dahinter ist. Eine aktive 7x24-Stunden-Überwachung, abgestimmt mit der entsprechenden Service- und Supportorganisation, kann sich ein Kunde selbst nicht kosteneffizient leisten. Man muss sich die Fragen stellen: ‚Wie hoch muss die Verfügbarkeit des Internetanschlusses sein, wie hängt mein Geschäftsmodell von diesem ab?‘ So gesehen ist das SLA eine Versicherung, also eine Garantie mit klar wählbaren Leistungen, die den Bedarf deckt.» Roman Carlin, Geschäftsführer von Easyzone, erklärt die Mehrkosten vor allem mit den benötigten personellen Ressourcen: «SLAs haben unserer Meinung nach keine hohen Preise. Um die Verfügbarkeit von Technikern auch ausserhalb der Bürozeiten sicherzustellen, müssen wir personelle Strukturen schaffen, die mit Kosten verbunden sind. Nur ein Bruchteil der Mehrkosten wird mit den SLA-Kosten abgedeckt.» Und auch Bruno Alluisetti von
Telecom Liechtenstein fragt: «Sind die Preise wirklich so hoch? Dies ist immer auch eine Frage der Leistung. Entscheidend ist nicht der Preis allein, sondern der Kundennutzen. Dass dies stimmig ist, ist für uns besonders wichtig. So können wir KMU auch in ihrer Geschäftstätigkeit weitaus effektiver unterstützen.» Alexis Caceda von Netstream weiss derweil, dass die Preise für die SLAs vielen Kunden bitter aufstossen, «weil sich ihr Wert – wie bei anderen Versicherungen auch – eben erst im Ernstfall zeigt. Wenn die Kunden bei einem Zwischenfall aber vom besten Service profitieren und innert kürzester Frist wieder ans Internet angebunden sind, hat sich die Investition auf jeden Fall gelohnt.»
Keine Ausfallgarantie mit SLAs
Trotzdem ist ein SLA nicht auf jeden Fall Pflicht für ein KMU. «Einige KMU können tatsächlich auf SLA verzichten, jedoch wird die Zahl jener immer kleiner», weiss Ramon Amat. Es stelle sich letztlich die Frage, ob es sich ein KMU leisten kann, einige Stunden oder Tage nicht mit dem Internet verbunden zu sein. «Mit einem Verzicht auf SLAs verzichtet das Unternehmen auf die schnellstmögliche Behebung der Störung und somit auch auf Erreichbarkeit, Umsatz, Kundenzufriedenheit und Produktivität», führt Amat aus.
Auf den Einwand, dass SLAs beispielsweise bei Leitungen, die beim Strassenbau kaputtgegangen sind, auch nicht viel nützen, entgegnet Roman Carlin von Easyzone, dass Fälle dieser Art sehr selten sind, und dass Störungen meist auf Fehlfunktionen von Komponenten zurückzuführen seien, welche durch einen Techniker zeitnah behoben werden können. Das kann auch Franz Grüter, CEO von Green.ch, bestätigen: «Die Mehrheit der Ausfälle wird durch fehlerhaftes Equipment verursacht und nicht durch physische Leitungsunterbrüche. Ein SLA kann natürlich nie alle Eventualitäten ausschliessen, sondern sorgt im Bedarfsfall für rasche ‚erste Hilfe‘.» Und Alexis Caceda von
Netstream führt zum Beispiel der beschädigten Leitung aus, dass Kunden mit einem besseren SLA in solchen Fällen auch schneller eine Backup-Lösung erhalten – beispielsweise über eine 3G-Verbindung – und dass sie je nach Sachlage mit einem Cashback für den Ausfall entschädigt werden.
Doch gerade im Zusammenhang mit dem Cashback es gibt auch eine kritische Stimme zum Thema SLAs. Martin Peck von
Orange: «In vielen Bereichen beinhaltet ein SLA wenig mehr als einen Entschädigungsplan im Falle eines Serviceunterbruchs, weil die physikalischen Netzwerke dahinter nicht in der Lage sind, die erforderliche Redundanz zu bieten. Die Kabel werden häufig am Ende durch den gleichen Kanal geführt, was zu einem einzigen Schadenspunkt führt. Dass es dabei zum Beispiel durch den Strassenbau zu Störungen kommen kann, überrascht nicht.»
Orange gehört denn auch zu den Unternehmen, die ihre DSL-Angebote zwar für KMU positionieren, diese aber ohne SLAs anbieten. Diese Angebote unterscheiden sich dann kaum beziehungsweise gar nicht von den Residential-Angeboten für den Heimgebrauch. Auch andere ISPs bieten solche Angebote – inklusive
Swisscom, die sogenanntes Business Internet ab 34 Franken pro Monat bietet. Hier muss jedoch angefügt werden, dass es sich bei diesen Angeboten um Internet-Anschlüsse ohne Business SLA und fixe IPs und somit faktisch um Residential-Anschlüsse handelt, die einfach als Business-Angebote bezeichnet werden.
Redundanz auch für KMU
Unternehmen, bei denen der Internet-Anschluss unabdingbar fürs Tagesgeschäft ist, sollten derweil nicht nur SLAs, sondern unter Umständen auch eine redundante Internet-Anbindung ins Auge fassen. Gemäss Stephan Müller von Business
Sunrise muss eine redundante Anbindung im Rahmen der Risikobetrachtung des Kunden geklärt werden. «Voll redundante Anbindungen über getrennte Pfade sind aufwendig, eventuell reicht aber auch eine Backup-Anbindung mit reduzierter Bandbreite. Einfache DSL-Backups sind sehr günstig, zukünftig sind auch Backup-Anbindungen über das mobile Netz vorgesehen.» Gemässs Alexis Caceda von
Netstream besteht eine preisgünstige Lösung für eine redundante Anbindung in der Realisierung zweier Anschlüsse auf unterschiedlichen Netzen. Eine besondere Position hat hier nach eigenen Angaben
UPC Cablecom, da man mit DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification) und DSL die Möglichkeit habe, redundante Anschlüsse über unterschiedliche Access-Technologien anzubieten. «Zurzeit sind die redundanten Internet-Anschlussmöglichkeiten Bestandteil unseres Enterprise-Produkteportfolios. Nächstens wird die redundante Anschlussmöglichkeit aber auch Teil unseres KMU Angebotes sein», kündigt Carlo Iellamo gegenüber «Swiss IT Magazine» an. Und bei Cybernet bietet man in Form des Viprinet-Routers eine innovative Lösung für die Redundanz an (siehe Kasten).
Einig sind sich die meisten Provider darin, dass eine redundante Anbindung inzwischen auch für KMU bezahlbar ist, denn «die Kosten für Datenleitungen sind in den letzten Jahren stark gesunken», wie Franz Grüter von Green.ch ausführt.
Sicher scheint, dass die Vielfalt an Angeboten eher zu- als abnehmen wird – nicht zuletzt als Folge des Unbundlings sowie des Glasfaser-Ausbaus. Und der Trend bei den ISPs scheint klar zu sein: Es reicht nicht mehr, nur noch einfache Internet-Zugänge anzubieten. Und auch der technische Aspekt – spricht die für den Internetzugang verwendete Technologie – wird mehr und mehr in den Hintergrund rücken. Stattdessen werden die Beratung des Kunden und das Abklären seines Bedarfs immer wichtiger. Dazu abschliessend noch einmal Bruno Alluisetti, Leiter Markt Schweiz bei
Telecom Liechtenstein: «Ein leistungsfähiger und hochverfügbarer Internetzugang ist für die meisten Unternehmen heute schon von existenzieller Bedeutung – Tendenz steigend. Denn es findet eine immer stärkere Kombination von Telekommunikation, Informationstechnologie und Anbindung weiterer Prozesse statt. Der Internetzugang ist dafür die Basis. Technisch sind viele Lösungen einsetzbar. Wirklichen Mehrwert bekommen Unternehmen aber erst durch die Beratung und den Service und die Fähigkeit des Anbieters, die Individualität des Kunden in die Lösung zu integrieren.»
Redundanz anders gemacht
Eine spannende Lösung für eine redundante Internetanbindung hat ISP Cyberlink an der IT-Messe Aiciti gezeigt. Unter dem Namen Viprinet wird ein Multichannel-Router geboten, der bis zu sechs Internet-Zugangstechnologien bündelt und diese zum LAN hin als eine einzige Leitung erscheinen lässt. Dabei lassen sich verschiedenste Leitungstypen – etwa xDSL, ISDN oder UMTS/HSPA – bündeln. Dies bringt aber nicht nur beim Ausfall einer Zugangstechnologie beziehungsweise bei der Verfügbarkeit beziehungsweise der Redundanz Vorteile. Die Summe der Up- und Download-Bandbreiten der verschiedenen Technologien wird gebündelt und stehen dem Unternehmen vollumfänglich zur Verfügung. Zudem können (gegen Aufpreis) auch Leitungen eines Fremdanbieters integriert werden, und die Geräte können modular erweitert werden. Preise für die Lösung beginnen bei 40 Franken im Monat (plus Setup-Kosten ab 400 Franken). Weitere Informationen erhalten Sie
hier.
Ein Einblick in die Angebotsfülle
Für die Übersichtstabelle der DSL-, Kabel- und Glasfaser-Anschlüsse zeigt «Swiss IT Magazine» Angebote von insgesamt 13 Providern in der Schweiz. Damit können wir zwar einen tiefgehenden Einblick darin bieten, was für Angebote es hierzulande gibt. Jedoch haben wir keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Gerade im Bereich Kabelprovider gibt es zahlreiche lokale Anbieter, die ebenfalls mit spannenden Angeboten aufwarten können. Zudem findet man unzählige weitere DSL- und Glasfaser-Anbieter. Auch von den Providern, deren Angebote wir berücksichtigt haben, zeigen wir in der Regel nicht die gesamte Angebotspalette. Gewisse ISPs bieten über 20 verschiedene Business-Profile, was den Rahmen dieser Übersicht bei weitem gesprengt hätte. Zu beachten ist zudem, dass gewisse Provider eigentlich für Residential-Kunden konzipierte Anschlüsse auch fürs Business anbieten und mit diesen durchaus auch die Anforderungen von kleinen Unternehmen befriedigen können. Wir stellen einige diese Angebote (sofern fixe IP-Adressen erhältlich), die sich in der Regel dadurch auszeichnen, dass sie keine SLAs enthalten, in der Tabelle ebenfalls dar, weisen aber darauf hin, dass praktische alle Provider solche Angebote im Portfolio haben und wir nur einige Beispiele abbilden.
(mw)