Auf Seite 64 dieser Ausgabe finden Sie eine Übersicht über die neuesten Tablets, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen sollen. Auffallend bei dieser Übersicht ist, dass von elf Geräten gerade einmal eines mit Intel-Prozessoren und eines mit Windows bestückt ist. Es dominieren die ARM-Plattform – entweder von Nvidia oder Qualcomm – und Android. Die Übersicht macht somit einmal mehr deutlich – die Wintel-Fraktion hat den mobilen Zug verpasst. Auf Tablets geben andere Hersteller den Takt an.
Nicht viel besser sieht es im Smartphone-Bereich aus. Zwar hat Microsoft hier mit Windows Phone 7 (WP7) seit Ende letzten Jahres nun eine Mobile-Plattform, die ihren Namen auch verdient. Doch verkaufen wollen sich die Windows-Phone-7-Geräte offenbar nicht wirklich. Zwar spricht Microsoft davon, die Hersteller hätten bereits zwei Millionen Geräte an die Händler ausgeliefert, doch gleichzeitig munkelt man, dass sich diese zwei Millionen Geräte dort vor allem stapeln und Staub ansetzen. Oder wann haben Sie das letzte Mail im Zug jemanden mit einem Windows-Phone-7-Handy gesehen? Effektive Verkaufszahlen wurden bis heute zumindest noch nicht kommuniziert.
Über die Gründe, warum der Absatz von Windows Phone 7 harzt, kann nur spekuliert werden. An der Qualität des OS kann es nicht liegen, denn hier ist Microsoft durchaus ein guter Wurf gelungen (siehe S. 85). Ich behaupte daher, Microsoft war mit Windows Phone 7 zum einen zu spät, und hat sich zum anderen zu wenig klar positioniert. Ich sehe die Smartphone-Welt derzeit so: Power-User – Nutzer, die sich gerne auch mal etwas länger mit Einstellungen ihres Gerätes auseinandersetzen und die ihr Handy individuell erweitern möchten – setzen auf Googles Android. Und die Lifestyle-affinen Telefonierer, die Wert auf Einfachheit und Optik legen, sind bei Apple gelandet. Windows Phone 7 ist für mich ein wenig ein Zwitter aus iOS und Android – ja vereint vielleicht gar das Beste aus den beiden Welten – doch diese «Weder-Fisch-noch-Vogel-Positionierung» gibt niemanden einen Grund, auf WP7 zu wechseln.
Und Intel? Intel verspricht zwar seit Jahren eine Chip-Plattform für Mobiltelefone, ist aber bis heute in keinem Smartphone in erwähenswerter Form präsent. Und die einzige Erfolgsmeldung, die es vom Chip-Giganten in jüngster Zeit in diese Richtung zu lesen gab, waren Gerüchte, wonach Nokia – wohlgemerkt ein ebenfalls serbelnder Branchenriese (und ironischerweise der Hersteller, in den auch Microsoft seine WP7-Hoffnungen setzt) – im kommenden Gerät N9 eventuell auf die Atom-Plattform setzen will.
Und damit hat die Wintel-Fraktion zwei der wesentlichen Trends in der IT-Branche verpasst: Das Smartphone- und das Tablet-Geschäft. Zwar erreichen diese Bereiche noch nicht mal im Ansatz die Umsätze, die mit PCs und Notebooks erzielt werden. Doch im Gegensatz zum klassischen PC-Geschäft wachsen sie – und zwar rasant. Und Wachstum ist ja schliesslich das, was jedes Unternehmen sucht.
(mw)